Am ersten Tag soll es um die Krise in der Ukraine gehen. Dazu will auch Präsident Petro Poroschenko reden. In einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" rief er schon vorab Europa dazu auf, sein Land stärker zu unterstützen. Die Armee sei ungeachtet des Minsker Waffenstillstandes im Osten des Landes mit Angriffen russischer Artillerie konfrontiert. Dabei würden die ukrainischen Truppen nicht nur ihr Land, sondern auch Europa verteidigen: "Denn die Frontlinie im Kampf um Europas Freiheit und Demokratie befindet sich in der Ukraine", sagte Poroschenko der Zeitung.
Diskussion über Folgen von Paris
Ein beherrschendes Thema des Forums werden nach Einschätzung von Gründer Klaus Schwab die Anschläge in Paris sein: "Wir stehen wirklich am Scheideweg einer Welt des Hasses, der Desintegration, des Fundamentalismus, und auf der anderen Seite haben wir immer noch die Möglichkeit, eine positive Welt der Zusammenarbeit zu gestalten", sagte Schwab. Das Forum werde alles tun, um Letzteres zu fördern.
Die offizielle Eröffnungsrede der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums wird erst am späten Nachmittag gehalten, und zwar von Chinas Ministerpräsident Li Keqiang. Seine Einschätzungen zum künftigen Wachstum Chinas und den Auswirkungen von dortigen Reformen auf die Weltwirtschaft werden mit großem Interesse erwartet.
Weitere Themen auf der Tagesordnung sind die Gefahr einer erneuten Verschärfung der Euro-Schuldenkrise, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in vielen Ländern sowie die Bedrohung der Weltwirtschaft durch den Terrorismus.
4.500 Soldaten und Polizisten im Einsatz
Das Treffen in Davos ist das bedeutendste seiner Art. Zum Weltwirtschaftsforum kommen jedes Jahr hunderte Topmanager und Politiker – in diesem Jahr ist von einem Rekord die Rede: Mehr als 2.500 Vertreter aus 140 Ländern haben sich angekündigt, unter ihnen etwa 40 Staats- und Regierungschefs, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Sie wollen bis Samstag über wirtschaftliche und politische Krisen debattieren –und über neue globale Herausforderungen wie die digitale Revolution.
Wegen der Anschläge in Paris sind die Sicherheitsvorkehrungen in Davos besonders groß: Rund 4.500 Soldaten und Polizisten kommen zum Einsatz, der Luftraum über Davos wird gesperrt und Kampfflugzeuge patroullieren am Himmel. Vor den Büros von Nachrichtenagenturen und dem Schweizer Rundfunk stehen Wachposten, Sprengstoffhunde suchen das Pressezentrum ab. Auch die Staats- und Regierungschefs müssen sich nach veränderten Sicherheitsregeln richten, auf der Grundlage einer neuen Bedrohungsanalyse. Konkrete Hinweise auf Anschlagspläne gibt es nach Angaben der Kantonspolizei Graubünden nicht.