Schon morgens um sieben wird draußen vor dem Konferenzgebäude, dem Moscone Center demonstriert. Die Proteste richten sich gegen den Mann, der den Climate Action Summit organisiert hat - den kalifornischen Gouverneur Jerry Brown. Die vielleicht 500 Demonstranten fordern ein Ende der Erdölförderung in Kalifornien. Drinnen im Konferenzgebäude schimpft der gescholtene Gouverneur auf einen anderen, auf US-Präsident Trump. Der sei ein Lügner, ein Krimineller, ein Idiot - sagt Brown.
Brown will mit seinem Gipfel zeigen: Wir können auch ohne Trump und seine Regierung in Washington. In San Francisco sprechen die Bürgermeister von Mailand, Kopenhagen und anderen Städten, wie sie die Emissionen in ihren Kommunen senken konnten. Der für Klimaschutz und Energie zuständige EU-Kommissar Miguel Cañete ist voll des Lobes für die Amerikaner:
"Das Engagement der USA auf Ebene der Gouverneure, Stadtoberhäupter und der Zivilgesellschaft ist enorm. Beim letzten Treffen in Bonn waren die Pavillons der Amerikaner am besten besucht. Dort ist am meisten passiert."
Unterstützung durch Hollywood-Prominenz
Unterstützung erhält der Klimagipfel auch von Hollywood-Promimenz: Der Schauspieler Harrison Ford richtet in San Francisco einen eindrücklichen Appell an die Teilnehmer:
"Die Zerstörung unserer Natur sorgt für einen höheren Schadstoffausstoß als alle Autos und LKWs auf der Welt zusammen. Wir können so viele Solar-Panels auf unseren Dächern anbringen und Elektroautos bauen - so lange es auf Sumatra brennt, sind wir gescheitert."
Mathis Wackernagel, Chef des Global Footprint Networks im benachbarten Oakland, berechnet den jährlichen Welterschöpfungstag. Nichts tun, ist keine Option, sagt der Wissenschaftler. Immer mehr Bürgermeister vieler Städte hätten genau das begriffen:
"Wenn ein Bürgermeister heute immer noch fossil betriebene Infrastruktur aufbaut, dann machen sie die eigene Stadt kaputt. Es geht nicht um die Welt, es geht um die eigene Stadt. Warten ist kein Business-Model."
Regierungen kommen und gehen
Die Tech-Unternehmen im benachbarten Silicon Valley haben begriffen, dass sie beim Klimaschutz mitmachen müssen. Das sagt Salesforce Chef Marc Benioff. Sein Unternehmen und 20 andere Tech-Firmen haben eine Vereinbarung zur freiwilligen CO2-Reduktion unterzeichnet, indem sie weltweit Lieferketten und Vorschriften anpassen. Den Ausstieg Trumps aus dem Pariser Klimaabkommen sieht Salesforce-Chef Benniof gelassen:
"Ich habe in den 20 Jahren seit Gründung von Salesforce gelernt, dass Präsidenten und deren Regierungen kommen und gehen. Was sich nicht verändert hat, sind meine Werte."
Der Summit von San Francisco will auch Beispiele im Kleinen zeigen, wie Umweltschutz auf lokaler Ebene funktioniert. Beispiel: Die Produktion von Keksen und Chips. Inhaltsstoff: Insekten. Genauer: Grillen. Meghan Proulox vom Start Up Chirps aus San Francisco.
"Insekten liefern am nachhaltigsten Protein. Sie verbrauchen nur wenige Ressourcen wie Land, Wasser und Nahrung im Gegensatz zu Rindern, Schweinen und Hühnern. Sie schneiden sogar besser ab als Proteine aus Sojapflanzen."
Es geht aber nicht nur um die Umweltpolitik. Grünen Parteichefin Annalena Baerbock trifft sich zum Beispiel mit dem ehemaligen Stabschef des Weißen Hauses unter Bill Clinton, John Podesta. Ein großes Thema: die Übergriffe von Chemnitz. In San Francisco zeige sich aber auch:
"Dass die Frage von Klimaschutzmaßnahmen so eng in den Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit und Ungleichheiten gesetzt wird. Das was einer der Punkte, der aus meiner Sicht in der Vergangenheit zu kurz gekommen ist, dass das rein als eine Umweltfrage gesehen wurde und die Thematik, dass unter den Klima- Auswirkungen vor allem die sozial Schwächsten am meisten leiden, nicht in den Fokus genommen wurde."