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Treffen mit FIFA-Präsident Infantino
Immunität des Schweizer Bundesanwalts Lauber aufgehoben

Dem scheidenden Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber drohen wegen der Geheimtreffen mit dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino nun auch juristische Konsequenzen. Eine Parlamentskommission hat Laubers Immunität aufgehoben. Somit kann ein Strafverfahren eröffnet werden. Gegen FIFA-Chef Infantino läuft das Verfahren bereits.

Von Thomas Kistner |
Foto vom oberste Strafermittler der Schweiz, Michael Lauber, bei einer Pressekonferenz durch zwei Journalisten hindurch
Wie nah steht der oberste Strafermittler der Schweiz, Michael Lauber, FIFA-Chef Gianni Infantino? (picture alliance / dpa / Marcel Bier)
Formal eröffnet wurde das Strafverfahren gegen Bundesanwalt Michael Lauber bereits Ende Juli. Durch die Aufhebung seiner Immunität kann es nun endgültig beginnen.
Lauber muss in der Affäre rund um seine nie protokollierten Treffen mit FIFA-Präsident Gianni Infantino zwar Ende dieses Monats zurücktreten, er hätte aber auch danach weiter eine relative Immunität für Handlungen während seiner Amtszeit genossen. Mit der direkten Aufhebung der Immunität hat die Parlamentskommission nun alle Hindernisse für das Strafverfahren aus dem Weg geräumt.
Sonderermittler sieht "Anzeichen für ein strafbares Verhalten"
Laut dem Schweizer Sonderermittler Stefan Keller sind die Inhalte der Geheimtreffen völlig unklar, Keller sieht darin aber "Anzeichen für ein strafbares Verhalten". Es geht um Amtsmissbrauch, Verletzung des Amtsgeheimnisses und Begünstigung sowie die Anstiftung dazu. Zum Zeitpunkt der geheimen Treffen in den Jahren 2016 und 2017 liefen unter Bundesanwalt Lauber mehrere Verfahren rund um die FIFA.
Eines davon tangierte Infantino sogar persönlich, es drehte sich um einen von ihm signierten Fernsehvertrag. Ein Mailverkehr zeigt, dass er Lauber bei einem der Treffen von seiner Unschuld überzeugen wollte.
Die Gefahr, das Amt zu verlieren, ist nun größer denn je für den FIFA-Chef. Zwar hat ihn vor Tagen das von ihm handverlesene FIFA-Ethikkomitee ohne substantielle Gründe reingewaschen. Doch im Fall einer strafrechtlichen Verurteilung müssten ihn auch die eigenen Ethiker sperren – und dieses Szenario droht nun stärker denn je.