Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kommt seit Jahren nicht so recht aus den Turbulenzen heraus. Aktuell tobt ein Führungsstreit zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius. Auch die sogenannte Sommermärchen-Affäre mit dubiosen Zahlungen rund um die WM 2006 ist nach wie vor nicht aufgeklärt.
Bei einer Recherche der "Süddeutschen Zeitung" ist nun ein Treffen am Züricher Flughafen im Jahr 2016 aufgefallen, das nun eine Brücke schlagen könnte zwischen den aktuellen Streitigkeiten und der WM-Affäre. DFB-Vizepräsident Rainer Koch hatte sich mit einem Schweizer Korruptionsexperten zu einem Compliance-Gespräch getroffen. Brisant daran sei, dass mit dem Kommunikationsberater Kurt Diekmann noch eine dritte Person am Tisch saß, berichtete Thomas Kistner von der "Süddeutschen Zeitung" im Dlf. "Der hatte angeblich mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun und dafür gibt es nun "größten Erklärungsbedarf", so Kistner. Brisant sei zudem, dass das Treffen in Zürich nur eines von vielen Treffen Kochs mit Diekmann gewesen sei, so Kistner. "Alles Vorgänge, die bis heute jeglicher vernünftiger Erklärung entbehren."
Keller wohl nicht in Vorgänge eingebunden
Laut Recherchen der "SZ" spielt Diekmann rund um das Thema WM 2006 eine bedeutende Rolle. Abgewickelt wurde die "sehr diskrete" Kommunikationsberatung laut Kistner über den Tisch von Friedrich Curtius. Keller sei dagegen in die Vorgänge nicht eingebunden gewesen und musste sogar intern nach dem Beratervertrag fahnden. "Allein die Tatsache, dass ein Medienberater nicht nur für die Außenwelt, sondern auch für den Chef der Organisation bis heute eine unsichtbare Person ist, zeigt, wie dringend der Klärungsbedarf ist", sagte Kistner.
Schon im August 2012 soll sich Koch laut Kistner mit Diekmann getroffen haben. Kurz vorher soll Diekmann per Mail ein "atemberaubendes" Angebot unterbreitet haben. "Er behauptet, im Korruptionssumpf rund um den Fußball-Weltverbands Fifa von enormen Zahlungen an prominente Person, vor allem aus Deutschland, zu wissen. Er habe einen Partner, der über die Klarnamen deutscher Geldempfänger verfüge. Und über all das soll laut DFB damals nicht gesprochen worden, obwohl man sich getroffen hatte. Da fragt sich, worüber dann?", sagte Kistner. "Wenn damals nichts von diesen Ankündigungen thematisiert wurde, hat der Berater geprahlt. Und falls ja, womit hat er sich dann dafür qualifiziert, dass er seit 2019 Hunderttausende in DFB-Diensten verdienen durfte?"
Nehme man das alles zusammen, steche eine weitere Tätigkeit Diekmanns ins Auge, sagte Kistner. "Er war nämlich extrem nahe dran an den Arbeiten zur Sommermärchen-Affäre, die im Okotber 2015 vom Spiegel enthüllt worden waren." Unter anderem habe Koch laut hohen DFB-Vertretern schon vor der Publikation marknate Andeutungen zu einer bevorstehenden Story gemacht. "All das gehört natürlich untersucht. Für Amtsträger gilt, falls sie brisantes Wissen erlangen, müssen sie das sofort an ihre Organisation weiterreichen, schon um die Organisation vor möglichen Schäden zu bewahren."