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Treffer über Bande

Medizin. – Der Erreger der Elefantenkrankheit führt bei den Erkrankten zu monströs angeschwollenen Extremitäten. Bis zu 150 Millionen Menschen in den Tropen leiden daran. Mediziner der Universitätsklinik Bonn arbeiten an einer Therapie, die weniger den Erreger, einen parasitären Wurm, anpeilt, sondern ein mit ihm symbiotisch lebendes Bakterium.

Von Kay Müllges |
    David Lynchs Film "Der Elefantenmensch" machte die Krankheit auch in Europa und den USA vielen Menschen bekannt. Die Elefantenkrankheit, wissenschaftlich lymphatische Filariasis, ist eine durch Parasiten hervorgerufene Erkrankung, die in der Tat einem Horrorfilm entsprungen sein könnte. Durch Mückenstiche übertragen wandern die Larven eines kleinen Fadenwurms über die Blutbahn zu den Lymphknoten. Hier wachsen sie über Jahre zu großen Würmern von bis zu zehn Zentimeter Länge heran. Entsprechend lange dauert es, bis sich die ersten klinischen Symptome der Erkrankung zeigen, und dementsprechend schwierig ist eine frühzeitige Diagnose. In den Lymphknoten verursachen diese Würmer eine chronische Entzündungsreaktion mit entsetzlichen Folgen: Beine, Brüste oder Genitalien schwellen klumpenartig zu monströsen Verformungen an, entzünden sich immer wieder und lassen die Betroffenen als grotesk missgestaltete Außenseiter der Gesellschaft zurück. 120 bis 150 Millionen Menschen in den tropischen Gebieten Afrikas, Asiens und Südamerikas sind bereits infiziert. Doch erste Therapieansätze sind in Sicht. Denn seit Kurzem weiß man, das die Würmer zum Überleben auf die Mithilfe eines Bakteriums angewiesen sind. Wurm und Bakterium leben in einer sogenannten Endosymbiose. Achim Hörauf von der Universität Bonn:

    "Ohne das Bakterium kann der Wurm nicht wachsen, kann er sich nicht fortpflanzen, und er stirbt auch deutlich früher. So ein Wurm hat ein normales Leben von fünf bis zehn Jahren in seinem Wirtsorganismus und in Abwesenheit der Endosymbionten, also nach Antibiotika-Therapie stirbt er bereits nach einem Jahr."

    Stirbt der Wurm schon früh, kann sich die Krankheit nicht ausbreiten. Deshalb wollen die Forscher dem Bakterium mit wissenschaftlichem Namen Wolbachia jetzt an den Kragen gehen. Außerdem, so Hörauf, sei es leichter und für den Menschen ungefährlicher, das Bakterium zu bekämpfen, als den Wurm.

    "Das hat den Vorteil, dass wir in der Regel weniger Nebenwirkungen haben, weil Bakterien einfach weiter entfernt sind als der Wurm. Der Wurm ist verhältnismäßig näher auch zum Menschen verwandt, sodass Enzyme, die wir dort vielleicht als Medikament hemmen, auch oft ein Enzym im menschlichen Stoffwechsel hemmen, das dann zu Nebenwirkungen führt. Was bei Antibiotika gegen Bakterien in der Regel sehr viel weniger ausgeprägt ist."

    Ein erstes Medikament hat Hörauf bei seinen Untersuchungen bereits gefunden. Das Antibiotikum Doxycyclin macht die Weibchen des Fadenwurms unfruchtbar und verhindert so dessen weitere Vermehrung. Dabei wollen es die Wissenschaftler allerdings nicht bewenden lassen. In einem von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung geförderten Projekt screenen Partner aus der Industrie jetzt alle 3500 bekannten Antibiotika auf mögliche Wirksamkeit gegen das Bakterium Wolbachia. Die vielversprechenden Kandidaten werden dann in den Bonner Labors zunächst im Tiermodell weiter getestet. Hörauf:

    "Die erfolgreichsten Kandidaten können dann auch in Studien am Menschen nach Absolvierung der ganzen ethischen Anträge und dergleichen dann auch relativ rasch in Studien am Menschen überführt werden. Denn sie sind ja Medikamente, die bereits registriert sind, wir müssen also keine Toxizitätstestungen durchführen."

    Die bisher erreichten Fortschritte scheinen dem Verfahren recht zu geben. Die ersten nur mit Doxycyclin durchgeführten Studien erforderten noch eine Anwendungsdauer von sechs Wochen, mittlerweile konnten die Bonner Forscher das durch Kombinationspräparate auf zwei bis drei Wochen reduzieren. In weiteren Schritten soll das jetzt noch weiter verkürzt werden, meint Achim Hörauf:

    "Denn ideal wäre für die Regionen in den armen Ländern, wo natürlich ein Gesundheitssystem nur einmal im Jahr vielleicht zur Verfügung steht, in Form von Teams, die dort in die Dörfer fahren, dass man nicht länger als maximal eine Woche therapieren müsste."