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Treibhausgasspeicher Moor

Moore galten früher als nutzlos und sogar furchterregend und gefährlich. Dann entdeckte man den Wert der Moore für die Natur - In keiner anderen Landschaft werden so viele Treibhausgase gespeichert. Mit deutscher Hilfe werden jetzt Moore in Osteuropa wieder vernäßt, damit sie ihre Funktion als Senke für Kohlendioxid wieder wahrnehmen können. Mehr dazu von Maren Schibilsky.

Von Maren Schibilsky |
    In Russland, der Ukraine und Weißrussland befinden sich die bedeutendsten Moorflächen Europas. Rund 280 000 Quadratkilometer groß. Zum Teil unzerschnittene wasserspeichernde Landschaften, die Jahr für Jahr große Mengen des Treibhausgases CO2 aufnehmen. Lange Zeit wurden diese Landschaften in ihrer Wirkung als große Kohlenstoffspeicher unterschätzt. Jetzt geraten sie in den Fokus für den Klimaschutz. Großen Anteil an dieser Neubewertung der Moore hat der Alternative Nobelpreisträger Michael Succow.
    Jahrzehntelang erforschte er mit seinem Team an der Universität Greifswald Moorökosysteme auf der ganzen Welt.

    "Ich denke, es ist inzwischen Allgemeingut geworden, dass die wichtigste Kohlenstoffsenke auf dieser Erde, das ist dieses Ökosystem "Moor", was die höchsten Akkumulationsraten an Kohlenstoff hat. Es wird von keinem anderen System erreicht, schon gar nicht von Wäldern. Das ist jetzt in der Politik begriffen worden und deshalb jetzt auch ein Schwerpunkt bei der Wiederherstellung von CO2-Senken werden Moorökosysteme sein."

    In Deutschland sind 99 Prozent aller Moore entwässert und zerstört worden. Für Landwirtschaft und Torfgewinnung. In Osteuropa dagegen sind zwei Drittel der Moore noch intakt. Viele entwässerte Moore liegen dort brach, weil sie für die Landwirtschaft unattraktiv geworden sind. Eine Chance, sie wieder zu vernässen und als aktive Kohlestoffsenken zu nutzen. Weissrußland verstehe mittlerweile die Renaturierung seiner Moore als Klimaschutzpolitik – berichtet Succow. Die Michael-Succow-Stiftung hat in den letzten Jahren viel dafür gearbeitet.

    "Der Staat hat eingesehen, ein Weitermachen wie bisher geht nicht, zumal in letzter Zeit - mit Klimaerwärmung schon als Auswirkung - zunehmend diese tief entwässerten Moore brannten, riesige tausende von Hektar praktisch den Kohlenstoff in die Luft geben, die Atmosphäre weiter belasteten. Hier ist es wirklich ein staatliches Programm, was nun mithilfe von westlichen Ländern, in diesem Fall Deutschland, umgesetzt wird."

    Rund 10.000 Hektar zerstörter Moorfläche wird die deutsche Bundesregierung in Weißrussland renaturieren helfen. 2,5 Millionen Euro kommen dafür aus dem Hause des Bundesumweltministeriums. Das Bundesamt für Naturschutz wird die Renaturierung fachlich begleiten. Als Modellprojekt. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

    "Es sollen dort 10.000 Hektar Moorfläche wieder vernässt werden, um sie als Lebensraum, um sie als Kohlenstoffspeicher zu gewinnen. Zugleich erhofft man sich dadurch auch ein groß flächiges Freilandlabor, um genau diese Leistungen von Mooren zu studieren, wieviel Kohlenstoff wird denn in welcher Zeit konkret fest gelegt. Ist es kurzfristig bei einer Wiedervernässung von Mooren auch mit einer kurzfristigen Emission von Treibhausgasen wie Methan und Ammoniak zu rechnen. Was müßte die Gesellschaft aufwenden, um das auch in anderen Räumen zu finanzieren."

    Denn bei einer Moorrenaturierung dieser Größenordnung soll es nicht bleiben. Modellhaft soll in Weißrussland Know-How entwickelt werden, um ähnliche Projekte in der Russischen Förderation und der Ukraine anzustoßen. Künftig sollen sie über den Handel mit C02-Zertifikaten finanziert werden. Hans Joosten wird dazu Marktkriterien mit entwickenl. Der Niederländer Moorschutzexperte gehört zum Forscherteam an der Universität Greifswald.

    "Wenn man ein entwässertes Grasland auf Moor, wenn man den Wasserstand wieder höher bringt, dann führt das zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen von 25 Tonnen pro Hektar pro Jahr . Wenn man bedenkt, dass die Elektrizitätswirtschaft hier ungefähr 25 Euro pro Tonne bezahlen muss, sprechen wir hier von 625 Euro pro Hektar und Jahr, die ein wieder vernässtes Moor bringen könnte, wenn dazu die Gegebenheiten vorhanden wären auf einem Markt."

    Noch gibt es viel Arbeit, um Moore als Kohlenstoffsenken für den CO2-Handel berechenbar zu machen. Mit dem weißrussischen Modellprojekt kommt man diesem Ziel ein Stück näher.