Heinlein: Wie gut laufen denn die Geschäfte in dieser Branche?
Hetzke: Nach allen Zahlen, die mir vorliegen: Es läuft nicht nur gut, Herr Heinlein, das Geschäft läuft geradezu hervorragend, was wir auch daran sehen, dass Caravaning Industrie, der Dachverband der Branche für Deutschland und Europa, sich gar nicht mehr groß mit 2018 abgibt. Die schauen schon auf 2019 und rechnen mal locker mit neuen Verkaufsrekorden auch im nächsten Jahr. Die strotzen geradezu vor Optimismus.
Heinlein: Wie drückt sich der Optimismus in Zahlen aus?
Hetzke: Wir haben ja erst Zahlen für die ersten sieben Monate des Jahres. Danach sind mehr als 54.000 Freizeitfahrzeuge, also Reisemobile und Caravans, neu zugelassen worden. Im Vergleich mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum entspricht das einem Plus um fast zwölf Prozent. Und dazu muss man wissen, dass schon 2017 ein Rekordjahr war. Also, da wurde jetzt noch einmal zweistellig draufgelegt. Das ist schon beachtlich. Insgesamt sind übrigens nach Verbandsangaben mehr als 1,1 Millionen Freizeitfahrzeuge angemeldet. Das heißt, rein bezogen auf diese Zahl, liegt Deutschland damit in Europa auf Platz eins vor Frankreich und Großbritannien, die Niederlande liegen auf Platz vier.
Frei, spontan und unabhängig
Heinlein: Was ist der Grund, dass Reisemobile immer beliebter werden und die Verkaufszahlen stetig steigen?
Hetzke: Wir wissen ja durch diverse Umfragen: Ein Drittel der Deutschen würde gerne mal Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff machen, mag das Organisierte und stört sich nicht an dem, was als Massentourismus bezeichnet wird. Aber ein Drittel setzt eben auch auf Camping und das Reisen mit Caravan oder Wohnmobil, bevorzugt also frei, spontan und unabhängig zu reisen. Und das trifft vor allem auf Menschen über 50 zu, von denen ja viele auch durchaus gut verdienen und sich dementsprechend Freizeitmobile leisten können. Und weil die Gruppe der über 50-Jährigen immer größer wird, ist die Branche eben auch so optimistisch.
Heinlein: Was kostet so ein Gefährt?
Hetzke: Durchschnittlich werden 20.000 Euro für einen Caravan ausgegeben, für ein Wohnmobil etwas mehr als 70.000 – und nach oben ist die Preisskala natürlich offen, je nach gewünschter Ausstattung – und hier geht der Trend eindeutig nach immer mehr Komfort. Die Preise betreffen die Neuanschaffung, inzwischen gibt es, wie beim Pkw, auch hier einen großen Gebrauchtwagenmarkt mit dann günstigeren Preisen.
Wer nicht fährt, teilt sein Wohnmobil auch
Heinlein: Nun ist ein Wohnmobil ja nur selten das ganze Jahr über im Einsatz, steht also oft ungenutzt rum. Gibt es hier, wie auf dem Wohnungsmarkt, so etwas wie Wohnmobil-Sharing?
Hetzke: Tatsächlich gibt es das. Also das Mieten beim Händler gibt es ja schon immer. Aber es sind auch schon erste Miet- oder Vermittlungsportale von Privat für Privat sind zu finden. Und hier sind die Preise übrigens gerade in der Ferienzeit oft relativ günstig. Denn viele eingefleischte Camper verreisen lieber dann, wenn es auf den Campingplätzen nicht so voll und so teuer ist, also außerhalb der Feriensaison, wie dann jetzt in den nächsten Wochen. Heißt, in der Nachsaison, da lohnt sich für Interessierte dann wieder der Blick auf die kommerziellen Miet-Anbieter.