Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat gleich zu Beginn der Heim-EM die Richtung vorgegeben, mit dem spektakulären 5:1-Sieg im Eröffnungsspiel gegen Schottland. Inzwischen haben alle 24 Teams ihren ersten EM-Auftritt hinter sich. Festhalten lässt sich nach dem ersten Spieltag, dass Mut zur Offensive auch bei den anderen Mannschaften offenbar im Trend liegen: Es wird auf Sieg gespielt, es gab überhaupt erst ein Unentschieden, beim 1:1 zwischen Slowenien und Dänemark.
Weiter Trend zum Offensivfußball: 2,8 Tore pro Spiel
Insgesamt fielen bisher 34 Tore und damit 2,8 pro Partie, dies entspricht dem Schnitt der vergangenen EM 2021. Die ersten EM-Tage könnten damit ein Zeichen dafür sein, dass sich der Trend zum Offensivfußball fortsetzt, nimmt man die WM 2022 in Katar (2,69 Tore pro Spiel) noch hinzu. Bei der EM 2016 (2,1 Tore im Schnitt) hatten noch die Defensivreihen dominiert, ermittelte der Datendienstleister Sportec, der die Spiele unter anderem für die Sportschau analysiert.
Das 5:1 des DFB-Teams war zugleich der höchste Sieg in einem EM-Eröffnungsspiel. Die Lust auf Offensive ist an einem weiteren Rekord abzulesen: Albaniens Nedim Bajrami traf gegen Italien nach gerade einmal 23 Sekunden, er schoss damit das früheste Tor der bisherigen EM-Historie.
Überhaupt fiel das Abtasten zu Beginn eines Spiels bislang weitestgehend aus. Erst bei einem Spiel, zwischen Portugal und Tschechien, gab es in der ersten Halbzeit keine Tore.
Can, Stanciu, Güler - schon elf Tore durch Weitschüsse
Besonders ins Auge fielen bislang die vielen Weitschusstore. 11 von 34 Treffer, und damit fast ein Drittel, wurden aus der Distanz markiert, bei der vergangenen EM 2021 waren es gerade einmal 13 Prozent.
Den Auftakt beim munteren Draufhalten machte auch hier das deutsche Team gegen Schottland: Florian Wirtz mit seinem platzierten Schuss von der Strafraumgrenze zur Führung, Emre Can mit dem fünften Tor aus 20 Metern als Schlusspunkt. Abschlüsse aus der zweiten Reihe sind beim DFB-Team im Trainingsprogramm unter Julian Nagelsmann und Assistent Sandro Wagner und verstärkt worden, wie die Süddeutsche Zeitung aus dem Quartier in Herzogenaurach berichtete.
Schnelle Abschlüsse aus der Distanz sind offenbar wiederentdeckt worden, als probates Mittel gegen tiefstehende Abwehrreihen und verrammelte Strafräume. Wirtz und Can fanden jedenfalls einige erfolgreiche Nachahmer: wie Rumäniens Nicolae Stanciu oder die Türken Mert Müldür und Arda Güler.
Das Gegenbeispiel lieferten die Portugiesen, die gegen Tschechien über weite Strecken Spiel und Ball kontrollierten, aber lange erfolglos den Weg in den Strafraum und zum Torabschluss suchten - bezeichnenderweise traf dann auf der Gegenseite Lukas Provod, mit einem sehenswerten Schlenzer aus knapp 25 Metern.
Mehr taktische Variabilität
Dass viele Mannschaften in der Lage sind, spielerische Lösungen auch gegen defensivstarke Teams zu finden, deutet auf eine taktische Weiterentwicklung hin. Offenbar schaffen es die Nationalteams häufiger, erfolgreiche Mechanismen und die Ballbesitz-Spielkultur aus dem hochentwickelten Klubfußball zu übernehmen. 21 EM-Treffer, damit fast zwei Drittel, wurden mit einem Pass eingeleitet.
Dagegen gab es bislang erst fünf Tore direkt nach Standardsituationen - eine vergleichsweise geringe Ausbeute. Auch bei der taktischen Grundausrichtung ist bislang eine größere Variabilität erkennbar.
Fußball-Fest - auch dank stimmungsvoller Fans
Honoriert werden die bislang überwiegend unterhaltsamen Spiele auch von den Fans: die Atmosphäre in den Stadien ist herausragend, laut und stimmungsvoll. Und das trotz des bislang sehr wechselhaften Wetters, wegen Unwetters waren am Dienstag sogar in mehreren Städten, darunter alle NRW-Spielorte, die offiziellen Fanzonen gesperrt werden.
53.368 Zuschauer verfolgten die Spiele bislang im Schnitt, der bislang höchste Schnitt bei einer EM nach der EM 1988, die ebenfalls in Deutschland stattfand, seinerzeit waren es nach dem Ende des Turniers 56.656 Fans pro Spiel.
Quelle: red, mf, cm