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Trendy, öko und fair?

Die Berlin Fashion Week ist ein Nischenprodukt in der Welt der Mode. Hier wird keine Kleidung von schwedischen Klamottenketten gezeigt und auch keine Haute Couture aus Paris. Es sind kleine, junge Labels, die ihre Kreationen präsentieren und von denen viele auf ökologisch nachhaltige Kleidung setzen.

Von Daniela Siebert |
    "Grüne Mode" ist ein boomendes Marktsegment, dem die Fashion Week mit speziellen Veranstaltungen wie dem "Green Showroom" oder der "Ethical Fashion Show" Rechnung trägt.

    Für den Verbraucher ist das Ganze allerdings auch eine Art Dschungel, denn es gibt inzwischen zahlreiche Anbieter für "Grüne Mode", die ihre Produkte mit den unterschiedlichsten Etiketten markieren. Die heißen dann beispielsweise "Earth Positive", Naturland oder Euroblume. Das schwierige daran ist: manche kümmern sich dabei nur um die ökologische Herkunft der Rohstoffe, also Bio-Baumwolle zum Beispiel, andere fokussieren nur auf die fairen Arbeitsbedingungen, und nur einige der Label kennzeichnen tatsächlich beides. Sandra Dusch Silva von der Christlichen Initiative Romero befasst sich schon länger mit diesem Dschungel und beschreibt die Situation so:

    "Wir haben festgestellt: Es gibt gute Öko-Siegel, es gibt gute Sozial-Siegel, aber es gibt nicht das Siegel im Öko- und sozialen Bereich, auf das man sich konzentrieren kann. Es gibt manche, die versuchen beides in den Blick zu nehmen, aber das geht häufig schief. Und viele ökologische Standards und Messungen von ökologischen Standards funktionieren einfach nicht vergleichbar im sozialen Bereich."

    Im sozialen Bereich geht es klassischerweise um die überlangen Arbeitszeiten, die schlechten Löhne und die fehlende gewerkschaftliche Interessenvertretung. Neuerdings gebe es auch immer öfter Meldungen über sexuellen Missbrauch von Beschäftigten in der Kleidungsindustrie, berichtet Sandra Dusch Silva. Wichtig sei deshalb auch, dass die Beurteilung von Produktionsbetrieben durch unabhängige externe Gutachter durchgeführt werde.

    Zu den Firmen, die nach Einschätzung der Christlichen Initiative Romero vorbildlich sind in der Einhaltung grüner Mode-Standards gehört HempAge. Die Firma aus Adelsdorf hat sich auf Kleidung aus Hanf spezialisiert. Vorstand Robert Hertel.

    "Vom Rohstoff über die ganze Fertigung bis zum fertigen Produkt: wir versuchen auf allen Ebenen so ökologisch wie möglich zu handeln."

    Um über alle Fertigungsetappen ein wirklich gutes ökologisches und faires Produkt hinzubekommen, braucht es viel Herzblut und Erfahrung, die auch Robert Hertel erst sammeln musste. Denn viele wollen beim Bio-Boom auch einfach nur das schnelle Geld machen. Er schaue sich inzwischen bei den Fabriken immer die Toiletten für die Mitarbeiter an, um zu wissen, woran er ist, erzählt Hertel.

    "Man lernt mit der Zeit dazu. Man lernt dann auch langsam, worauf man achten muss um zu sehen, ob die Zustände denn wirklich so sind, wie es einem vielleicht von der Geschäftsleitung gesagt wird, also im Endeffekt hilft eigentlich nur der persönliche Blick in jeden Raum in der Fabrik. Ich habe da Betriebe gesehen, da sind zwar die modernsten Maschinen, die modernste Beleuchtung, was man sich nach industriellen Standards vorstellen kann, aber wenn es dann um die Sozialräume für die Mitarbeiter geht, da sieht es dann im wahrsten Sinne des Wortes zappenduster aus."

    HempAge hat sich der Fair Wear Foundation angeschlossen – frei übersetzt "Stiftung für Gerechte Bekleidung" - und produziert nach dem GOTS-Standard, also dem "Global Organic Textile Standard". Beide Namen stehen für wirklich gute Orientierungspunkte im Label-Dschungel, lobt Sandra Dusch Silva.

    "Von denen, die ich kenne, IVN Best-Zertifizierung zu einem sehr guten Siegel, GOTS, Fair Trade und die Fair Wear Foundation. Das gehört von unserer Recherche her, zu den besten Siegeln."

    Die Christliche Initiative Romero hat ihre Erkenntnisse auf der Internetseite gruenemode.org zusammengefasst. Wer vor dem Shoppen nicht erst im Netz recherchieren will, für den hat Sandra Dusch Silva auch noch ganz lebensnahe Tipps für die Praxis:

    "Beim Kauf nochmal nachfragen: Wo wurde es produziert, unter welchen Bedingungen wurde es produziert? Und wir haben jetzt auch so einen Ratgeber im Taschenformat, was auch nicht schlecht wäre sich in die Hose zu stecken, und dann mal zu schauen: Aha, da steht jetzt "Better Cotton Initiative" drauf, was bedeutet das denn?"