Anne Raith: Die ersten sportlichen Rückblicke sind schon seit Stunden getippt, auch über die Nachfolge wird schon spekuliert, nur einer scheint von nichts zu wissen, nämlich der, um den es geht. Der Fußballbundesligist FC Schalke 04 will sich zum Saisonende von Trainer Felix Magath trennen. Das zumindest will die Westdeutsche Allgemeine Zeitung erfahren haben. Bevor wir in die Details gehen, hören wir, wie die Gelsenkirchener reagiert haben, so kurz vor dem Spiel gegen Valencia heute Abend. Sebastian Wehner hat Stimmen gesammelt:
"Ja, ich finde den Zeitpunkt ziemlich schlecht gewählt heute, vor dem wichtigen Spiel heute Abend, das heute Morgen dann bekannt zu geben. Das finde ich nicht so besonders gut."
"Das ist totaler Quatsch, finde ich, weil klar: Es läuft in der Bundesliga nicht gut, aber den DFB-Pokal kann er noch gewinnen und europäisch ist er auch noch gut dabei. Von daher totaler Humbug."
"Ich finde, man hätte ihm vielleicht noch ein bisschen Zeit geben sollen. Ist vielleicht nicht so ganz günstig gewesen mit den Einkäufen und Verkäufen. Aber gut. Sie ist im Umbruch, die Mannschaft, und will da halt was Neues versuchen. Hätte man vielleicht noch ein bisschen Zeit geben sollen."
"Der kommt wohl mit der ganzen Schalke 04 nicht zurecht. Er diktiert und sagt, also das machen wir so und machen wir so."
"Hat ja letzte Saison viel gemacht für Schalke, aber ich war heute selber erstaunt, als ich das heute Morgen im Fernsehen gehört habe. Hätten sie ruhig vielleicht noch behalten sollen. Zehnter Platz, was soll man dazu sagen? Wollen wir mal hoffen, dass es besser wird."
Raith: Sebastian Wehner mit Stimmen aus Gelsenkirchen und am Telefon ist jetzt Dirk Graalmann, der Sportchef der WAZ, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Herr Graalmann, wie ist denn Ihr letzter Stand der Dinge? Geht Magath? Muss er gehen?
Dirk Graalmann: Erst mal grüße ich Sie. – Ja, die Trennung von Felix Magath ist nach unserem Kenntnisstand beschlossene Sache. Über das genaue Prozedere, glaube ich, sind sich auch die Verantwortlichen noch nicht im Klaren. Auch da muss man natürlich sagen, es wird dann Gespräche mit dem Trainer geben. Wir haben heute Abend ein Spiel, über das wir berichten, Schalke gegen Valencia, auf das alle warten und sicherlich auch Felix Magath die Mannschaft entsprechend einstellen will, sodass ich nicht daran glaube, dass vor dem Spiel heute irgendeine offizielle Bestätigung unserer Nachricht erfolgen wird.
Raith: Erklärt das vielleicht auch, dass Felix Magath selbst gesagt hat, mit mir hat keiner gesprochen, ich weiß von nichts?
Graalmann: Ich glaube, es ist vielmehr auch Ausdruck einer Kultur des Misstrauens, die sich breitgemacht hat in diesem Verein, dass es auch zwischen dem Leitenden Angestellten Felix Magath, der ja eine ungeahnte Machtfülle bei Schalke 04 erhalten hat, und den Verantwortlichen des Vereins nicht mehr stimmt, dass es dort auch keine gemeinsame Gesprächsebene mehr gibt. Auch das würde für mich erklären, dass es augenscheinlich da ein Kommunikationsdefizit gibt, will ich es mal nennen.
Raith: Mit Magath war ja das erste Mal so der Typus kühler Manager eingestellt worden. Sie haben eben seine Machtfülle auch angesprochen. Heißt das jetzt "Kommando zurück" nach allem, was wir erahnen können?
Graalmann: Ich glaube, wer sich daran erinnert, als Felix Magath als Meistertrainer aus Wolfsburg kam, der wird sich vielleicht an den Satz erinnern, den Clemens Tönnies, Aufsichtsratsboss von Schalke 04 und der mächtigste Mann im Verein, gesagt hat, "Ich habe ihn emotional aufgeladen". Das war der Kernsatz der Botschaft. Felix Magath hat gesagt, nach Wolfsburg, bekanntermaßen finanziell sehr gut ausgestattet, aber eben kein Klub mit derartiger Tradition und dem entsprechenden Gefühl dahinter, hat Felix Magath mal gesagt, Schalke wäre eine ganz andere Nummer auch für ihn, und ich glaube, dass sich bei den Verantwortlichen das Gefühl eingestellt hat, nicht erst jetzt, sondern schon eine geraume Zeit, dass Felix Magath – und das hat er im Oktober auch in einem Gespräch mit der WAZ erklärt -, ich kann kein Schalke-Fan sein, was aus seiner Wahrnehmung als professioneller Leitender Angestellter auch sicherlich nachvollziehbar ist, was aber, glaube ich, den Verantwortlichen bei Schalke sehr zu denken gegeben hat.
Raith: Aber, Herr Graalmann, warum jetzt? Er arbeitet ja nicht ohne Erfolg. Heute Abend könnte Schalke gegen Valencia ins Viertelfinale der Champions League einziehen. Und Erfolg ist ja auch was, was gerade bei den hohen Klubs zählt.
Graalmann: Ja. Erfolg ist natürlich immer auch sicherlich das, woran man gemessen wird. In dem Fall Magath liegt der Fall meines Wissens anders, weil man erkannt hat – das ist die Auffassung der Entscheidungsträger -, dass der sportliche Erfolg alleine - das Erreichen des DFB-Pokalfinales plus möglicherweise das Erreichen des Champions League Viertelfinales - nicht das entscheidende Kriterium sein können, weil Felix Magath sich mit seiner Art, die sehr auf Distanz beruht – dazu steht er auch. Er hat gelernt unter Trainer-Altmeistern wie Branko Zebec und Ernst Happel, die sehr stark auf Distanz auch Wert legten, das ist auch sein Führungsanspruch, dass er nicht zu viel Nähe zulassen will. Und ich glaube, dass einfach in den letzten Monaten so viel kaputt gegangen ist an Vertrauen, dass bei den Entscheidungsträgern der Punkt gekommen ist, an dem es kein Zurück mehr gibt. Dass das nun ausgerechnet heute bekannt wird, mag Zufall sein möglicherweise, ist aber auch bei dem einen oder anderen der Gedanke da, dass der eine oder andere Spieler möglicherweise befreit sein könnte mit dem Wissen, dass der Trainer Felix Magath über den 21. Mai hinaus nicht mehr Trainer ist. Es gibt ja auch aus Wolfsburg – auch der Sebastian Deisler, der unter Magath gespielt hat, hat das mal kundgetan – sehr widerstreitende Äußerungen über den Typen Felix Magath, der große Erfolge gefeiert hat, der aber möglicherweise eben nicht nachhaltig über Jahre ein Projekt entwickeln kann.
Raith: Herr Graalmann, hier müssen wir leider langsam zum Ende kommen, die Presseschau steht in den Startlöchern. - Trainer Felix Magath und Fußball-Bundesligist Schalke 04 gehen Ende der Saison getrennte Wege. Einschätzungen von Dirk Graalmann von der WAZ. Danke Ihnen herzlich.
"Ja, ich finde den Zeitpunkt ziemlich schlecht gewählt heute, vor dem wichtigen Spiel heute Abend, das heute Morgen dann bekannt zu geben. Das finde ich nicht so besonders gut."
"Das ist totaler Quatsch, finde ich, weil klar: Es läuft in der Bundesliga nicht gut, aber den DFB-Pokal kann er noch gewinnen und europäisch ist er auch noch gut dabei. Von daher totaler Humbug."
"Ich finde, man hätte ihm vielleicht noch ein bisschen Zeit geben sollen. Ist vielleicht nicht so ganz günstig gewesen mit den Einkäufen und Verkäufen. Aber gut. Sie ist im Umbruch, die Mannschaft, und will da halt was Neues versuchen. Hätte man vielleicht noch ein bisschen Zeit geben sollen."
"Der kommt wohl mit der ganzen Schalke 04 nicht zurecht. Er diktiert und sagt, also das machen wir so und machen wir so."
"Hat ja letzte Saison viel gemacht für Schalke, aber ich war heute selber erstaunt, als ich das heute Morgen im Fernsehen gehört habe. Hätten sie ruhig vielleicht noch behalten sollen. Zehnter Platz, was soll man dazu sagen? Wollen wir mal hoffen, dass es besser wird."
Raith: Sebastian Wehner mit Stimmen aus Gelsenkirchen und am Telefon ist jetzt Dirk Graalmann, der Sportchef der WAZ, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Herr Graalmann, wie ist denn Ihr letzter Stand der Dinge? Geht Magath? Muss er gehen?
Dirk Graalmann: Erst mal grüße ich Sie. – Ja, die Trennung von Felix Magath ist nach unserem Kenntnisstand beschlossene Sache. Über das genaue Prozedere, glaube ich, sind sich auch die Verantwortlichen noch nicht im Klaren. Auch da muss man natürlich sagen, es wird dann Gespräche mit dem Trainer geben. Wir haben heute Abend ein Spiel, über das wir berichten, Schalke gegen Valencia, auf das alle warten und sicherlich auch Felix Magath die Mannschaft entsprechend einstellen will, sodass ich nicht daran glaube, dass vor dem Spiel heute irgendeine offizielle Bestätigung unserer Nachricht erfolgen wird.
Raith: Erklärt das vielleicht auch, dass Felix Magath selbst gesagt hat, mit mir hat keiner gesprochen, ich weiß von nichts?
Graalmann: Ich glaube, es ist vielmehr auch Ausdruck einer Kultur des Misstrauens, die sich breitgemacht hat in diesem Verein, dass es auch zwischen dem Leitenden Angestellten Felix Magath, der ja eine ungeahnte Machtfülle bei Schalke 04 erhalten hat, und den Verantwortlichen des Vereins nicht mehr stimmt, dass es dort auch keine gemeinsame Gesprächsebene mehr gibt. Auch das würde für mich erklären, dass es augenscheinlich da ein Kommunikationsdefizit gibt, will ich es mal nennen.
Raith: Mit Magath war ja das erste Mal so der Typus kühler Manager eingestellt worden. Sie haben eben seine Machtfülle auch angesprochen. Heißt das jetzt "Kommando zurück" nach allem, was wir erahnen können?
Graalmann: Ich glaube, wer sich daran erinnert, als Felix Magath als Meistertrainer aus Wolfsburg kam, der wird sich vielleicht an den Satz erinnern, den Clemens Tönnies, Aufsichtsratsboss von Schalke 04 und der mächtigste Mann im Verein, gesagt hat, "Ich habe ihn emotional aufgeladen". Das war der Kernsatz der Botschaft. Felix Magath hat gesagt, nach Wolfsburg, bekanntermaßen finanziell sehr gut ausgestattet, aber eben kein Klub mit derartiger Tradition und dem entsprechenden Gefühl dahinter, hat Felix Magath mal gesagt, Schalke wäre eine ganz andere Nummer auch für ihn, und ich glaube, dass sich bei den Verantwortlichen das Gefühl eingestellt hat, nicht erst jetzt, sondern schon eine geraume Zeit, dass Felix Magath – und das hat er im Oktober auch in einem Gespräch mit der WAZ erklärt -, ich kann kein Schalke-Fan sein, was aus seiner Wahrnehmung als professioneller Leitender Angestellter auch sicherlich nachvollziehbar ist, was aber, glaube ich, den Verantwortlichen bei Schalke sehr zu denken gegeben hat.
Raith: Aber, Herr Graalmann, warum jetzt? Er arbeitet ja nicht ohne Erfolg. Heute Abend könnte Schalke gegen Valencia ins Viertelfinale der Champions League einziehen. Und Erfolg ist ja auch was, was gerade bei den hohen Klubs zählt.
Graalmann: Ja. Erfolg ist natürlich immer auch sicherlich das, woran man gemessen wird. In dem Fall Magath liegt der Fall meines Wissens anders, weil man erkannt hat – das ist die Auffassung der Entscheidungsträger -, dass der sportliche Erfolg alleine - das Erreichen des DFB-Pokalfinales plus möglicherweise das Erreichen des Champions League Viertelfinales - nicht das entscheidende Kriterium sein können, weil Felix Magath sich mit seiner Art, die sehr auf Distanz beruht – dazu steht er auch. Er hat gelernt unter Trainer-Altmeistern wie Branko Zebec und Ernst Happel, die sehr stark auf Distanz auch Wert legten, das ist auch sein Führungsanspruch, dass er nicht zu viel Nähe zulassen will. Und ich glaube, dass einfach in den letzten Monaten so viel kaputt gegangen ist an Vertrauen, dass bei den Entscheidungsträgern der Punkt gekommen ist, an dem es kein Zurück mehr gibt. Dass das nun ausgerechnet heute bekannt wird, mag Zufall sein möglicherweise, ist aber auch bei dem einen oder anderen der Gedanke da, dass der eine oder andere Spieler möglicherweise befreit sein könnte mit dem Wissen, dass der Trainer Felix Magath über den 21. Mai hinaus nicht mehr Trainer ist. Es gibt ja auch aus Wolfsburg – auch der Sebastian Deisler, der unter Magath gespielt hat, hat das mal kundgetan – sehr widerstreitende Äußerungen über den Typen Felix Magath, der große Erfolge gefeiert hat, der aber möglicherweise eben nicht nachhaltig über Jahre ein Projekt entwickeln kann.
Raith: Herr Graalmann, hier müssen wir leider langsam zum Ende kommen, die Presseschau steht in den Startlöchern. - Trainer Felix Magath und Fußball-Bundesligist Schalke 04 gehen Ende der Saison getrennte Wege. Einschätzungen von Dirk Graalmann von der WAZ. Danke Ihnen herzlich.