Anne Haug hatte sich mehr als Platz drei beim Ironman auf Hawaii erhofft. Doch am Ende sei einfach nicht mehr drin gewesen, sagte die Ironman-Siegerin 2019 im Deutschlandfunk. Mit acht Minuten und 36 Sekunden Rückstand auf Siegerin Chelsea Sodaro aus den USA konnte sie als Drittplatzierte hinter Lucy Charles-Barclay ihren Titel nicht verteidigen.
Nach Schwimmen und Radfahren waren ihr im abschließenden Marathon die Kräfte ausgegangen. "Ich habe viel zu wenige Kohlenhydrate aufgenommen. Ich sollte 100 Gramm in der Stunde aufnehmen, insgesamt habe ich nur 250 über diese ganzen vier Stunden 40 reingebracht." Woran das lag, werde sie jetzt genau mit ihrer Ernährungsexpertin analysieren.
Zu wenige Verpflegungsmöglichten während des Rennens
Außerdem habe es unterwegs nur sehr wenige Verpflegungsmöglichkeiten gegeben, weswegen sie ständig Durst gehabt habe, klagte Haug. Ihrer Meinung nach liegt diese Unterversorgung entlang der Strecke auch daran, dass der Ironman auf Hawaii mittlerweile ein riesiges Event ist.
Es werde immer schwieriger, genügend freiwillige Helfer zu finden, die die Verpflegung verteilen. Ein Urteil darüber zu fällen, ob der Ironman insgesamt zu groß geworden sei, wolle sie sich jedoch jetzt noch nicht erlauben. Dazu müsse man noch das Männerrennen abwarten.
Separater Ironman für Frauen habe Vor- und Nachteile
Unter dem Strich findet es Anne Haug jedoch sehr gut, dass die Frauen jetzt ein eigenes Rennen haben. Früher sei es häufig passiert, dass die "schnelleren Frauen dann in die etwas langsameren Profimänner reingefahren" sind. Anne Haug:
"Auch die TV-Coverage ist natürlich viel besser, wenn wir unser eigenes Rennen haben. Das wird einfach viel besser abgebildet. Aber mit dem Donnerstag ist das natürlich immer so ´ne Sache. In Deutschland ist natürlich Triathlon sehr populär. Und sich dann von Donnerstag auf Freitag die Nacht um die Ohren zu schlagen, ist natürlich auch ein bisschen unglücklich für unsere Sponsoren, die natürlich repräsentieren wollen."
"Die Insel platzt aus allen Nähten"
Ein weiteres Problem in diesem Jahr: Durch die zweijährige Pause sind in diesem Jahr statt 2500 rund 5500 Athletinnen und Athleten vor Ort. "Die Insel platzt aus allen Nähten, man merkt es an den Preisen, die horrend sind, man merkt es am Verkehrsaufkommen. Und ob das der Insel zugutekommt, weiß ich nicht", so Haug.
Der Veranstalter Ironman verwies bei den deutlich gestiegenen Kosten für den Trip zur diesjährigen Weltmeisterschaft auf Hawaii auf die allgemeinen Entwicklungen. Laut Deutscher Presse-Agentur erklärte Ironman, dass sie wie alle Veranstalter keine Kontrolle über Reisekosten hätten. Neben den Flugkosten machten vor allem die teilweise extrem hohen Unterkunftskosten den Sportlerinnen und Sportlern zu schaffen.
"Keine größere Herausforderung als der Ironman"
Die Profis würden das in Kauf nehmen müssen, weil sie mit ihrem Sport Geld verdienten, sagt Anne Haug. Es sei bewundernswert, wie Amateursportler diese Belastung mit Familie und Beruf und einen Hut brächten.
"Ein Mal nach Hawaii zu kommen, für viele ist das einfach ein absoluter Lebenstraum. Und es ist eben dieser Spirit des Ironmans, dass man sich eben was vornimmt, dass am Anfang einfach unglaublich erscheint, dann hart dafür kämpft und das dann, komme was wolle, bis zum Ende durchzieht. Es gibt halt einfach keine größere Herausforderung auf diesem Planeten, als diesen mystischen Ironman auf Hawaii zu machen. Und deswegen strahlt das so ´ne Faszination gerade auch für alle Altersklassen-Athleten aus."