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Trotz Elektromotor kein Ökoauto

Die Klimadebatte und Finanzkrise sorgen bei der Autoindustrie für Absatzschwierigkeiten. Wie umweltfreundliche Autos hergestellt werden können, daran tüfteln daher Ingenieure aller Autosparten. Selbst überteuerte Sportflitzer und Luxuskarossen werden nun als Elektroautos angeboten. Ein Allgäuer Autohersteller hat sich auf die neuen E-Flitzer spezialisiert.

Von Klaus Wittmann | 31.10.2008
    Nein, das was hier zu hören ist, das ist nicht der Elektro-Porsche, das ist ein RT 12, ein Porsche mit 715 PS. Und genau für solche getunten Fahrzeuge ist die Pfaffenhausener Tuningfirma Ruf eigentlich bekannt. Wenn der Prototyp losfährt, dann hört man zunächst fast nichts, lediglich die Abrollgeräusche der Reifen. Aber dann, wenn er kräftig beschleunigt, klingt es eher wie der Start eines Jets, freut sich der Entwickler Alois Ruf.

    "Ich würde es als ein Surren bezeichnen. Ich vergleiche es ein bisschen mit einem Jet. Wissen Sie, wenn Sie sich vorstellen, dass Sie früher im Propellerflugzeug saßen und dann in den Jet umgestiegen sind, ist es eine neue Dimension, und das ist jetzt auch eine neue Dimension. Ich werde immer wieder gefragt, was machen wir denn, wenn kein Motorengeräusch mehr da ist. Dann macht ja das Autofahren keinen Spaß mehr, weil einfach die Emotionen speziell von einem 911-er von seinem Motorgeräusch ausgehen. Und meine Antwort darauf ist: Es sind neue Emotionen, es ist etwas Anderes."

    Seine Leistung lässt zahlungskräftige Sportwagenfans aufhorchen: 204 PS, 225 km/h Spitze, in knapp sieben Sekunden von null auf hundert, das hat alles nichts mehr zu tun mit dem, was man bislang als Elektroauto kennt. Und der Entwickler Alois Ruf erzeugt auch noch seinen Sprit selbst, denn seit Jahren betreibt der Autobauer privat einige kleine Wasserkraftwerke.

    "Ich darf ohne Übertreibung sagen, mein Auto fährt mit Wasser."

    Der umgebaute Porsche 911, ein schicker schwarzer Flitzer, ist 400 Kilogramm schwerer als der Benziner, ist vollgepackt mit Akkus, und um die voll aufzuladen, muss man heute noch acht Stunden einkalkulieren, Zwischenaufladung beim Mittagessen möglich. Beim Zurückfahren demonstriert Alois Ruf nochmals die Schubumkehr, wie er das Bremsen - das regenerative Bremsen - nennt.

    "So und jetzt führe ich Ihnen vor, wie wir regenerativ bremsen, also wieder den Strom zurückführen zur Batterie, indem wir den Motor zum Generator umschalten."

    Etwa in einem Jahr soll der erste Serien-E-Ruf auf den Markt kommen, für stolze rund 150.000 Euro.

    "Es gibt jede Menge Anfragen, es gibt regelrechte Blankobestellungen auch, von Leuten, die einfach sagen, ich will so ein Auto, und das ist für uns natürlich eine große Herausforderung, das umzusetzen, so ein Auto hoffentlich in einem Jahr in einem Zustand anbieten zu können, dass wir sagen können: Das ist jetzt ein Auto, was man einem Kunden zumuten kann."

    Jetzt wird aber zunächst einmal weiter getüftelt, die Akkus sollen noch leistungsfähiger und leichter werden, die Ladezeit kürzer und die Reichweiter noch größer. Je nach Fahrweise sind es bislang bis zu 350 Kilometer. Auch wenn andere Hersteller, zum Beispiel in den USA, auch schon Elektrosportwagen auf den Markt gebracht haben: Das, was dieses schwarze Auto aus dem Unterallgäu an Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist alles andere als alltäglich, auch wenn es nicht für jeden Porsche-Fan eine Alternative darstellt, wie dieser Porschefahrer aus der Nähe von Heidelberg unumwunden zugibt.

    "Den E-Ruf, nein, das werden Sie gleich hören, warum."

    Der Sound reicht ihm nicht aus, aber er fährt ja auch den 715-PS-Sportwagen.