Es staubt, die Luft ist heiß, die Arbeiter schwitzen. Hunderte von LKW liefern täglich neue Baumaterialien an und transportieren den Schutt weg. Auf der Baustelle außerhalb von Lagos in Nigeria treffen zwei Superlative zusammen: Im nächsten Jahr soll hier die größte Ölraffinerie der Welt stehen. Gebaut wird sie von Aliko Dangote, der als der reichste Mann Afrikas gilt. Jetzt will er mit Öl noch größere Geschäfte machen.
Akpan Ekpo, der Direktor des Westafrika Instituts für Finanz- und Wirtschaftsmanagement in Lagos, ist skeptisch: "Ich denke, es wäre sehr viel besser, in alternative Energien zu investieren. Das Öl ist - wie wir ja wissen - nicht länger nachhaltig und zukunftsfähig. Alternative Energien werden täglich weiter entwickelt."
Trotz dieser Prognose und trotz internationaler Klimaverträge unterstützt die Weltbank Dangote bei seinem Vorhaben. Sie ist an mindestens fünf der Banken beteiligt, die Dangote Geld für das gigantische Öl-Projekt geliehen haben. Zusätzlich hat sie selbst einen Kredit über 150 Millionen Dollar an Dangote gegeben. Das ergab eine internationale Recherche, an der der NDR, die Deutsche Welle und die Süddeutsche Zeitung beteiligt waren. Die Weltbank schreibt auf Anfrage: "Der Kredit wurde aufgelegt, um Nigeria dabei zu helfen, die Wertschöpfung seines Rohstoffsektors zu steigern, insbesondere durch Düngemittel."
Mehr Geld für fossile als für erneuerbare Energie?
Der Kredit sei lediglich für die Weiterverarbeitungsanlage der Raffinerie bestimmt. Ob Dangote die beiden Teile seines Öl-Projekts so deutlich trennt, ist fraglich. Die Weltbank investiert in zahlreiche ähnliche Projekte. Projekte, die mehr oder weniger direkt mit der Förderung von Kohle, Erdgas oder Erdöl verknüpft sind. So unterstützt sie beispielsweise die Erschließung eines Ölfelds in Kenia, sowie Kohle-Projekte in Mosambik und die Erschließung eines gigantischen Ölfelds in Guyana. Einer Analyse der deutschen Umweltorganisation Urgewald zu Folge investiert die UN-Organisation aktuell mehr Geld in fossile Energien als in erneuerbare. 21 Milliarden Dollar zu 15 Milliarden Dollar, im aktiven Portfolio.
Uwe Kekeritz, der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen, findet das alarmierend: "Der Einfluss der Weltbank ist gigantisch und wenn die Weltbank heute immer noch ganz massiv fossile Energieträger direkt oder indirekt fördert, dann hat das für die Klimaentwicklung katastrophale Folgen. Und es ist einfach nicht akzeptabel. Weil die Bank ist eine Entwicklungsbank und muss die globale Entwicklung berücksichtigen und auch zum Fokus ihrer Interessen machen und das tut sie nicht."
Grüne: Weltbank mitschuldig, wenn Klimaziele verfehlt werden
Die Weltbank weist die Kritik zurück. Allein im Finanzjahr 2018 habe sie 20,5 Milliarden Dollar für den Klimaschutz ausgegeben. Wie viel Geld sie aber konkret in Projekte mit fossilen oder erneuerbaren Energieträgern investiert, sagte die Bank nicht. Auch rechnet die Weltbank unter den Begriff "Klimaschutz" weitaus mehr Maßnahmen ein als allein die Förderung erneuerbarer Energien.
Uwe Kekeritz lässt das nicht gelten: "Das ist der ganz große Trick der Weltbank. Sie ist ja kaum mehr noch in der direkten Förderung von fossilen Energieträgern beteiligt. Sie bereitet aber das Feld vor- und nachgelagert zur Ölförderung und gestaltet es auch ganz massiv. Wir müssen das Zwei-Grad-Ziel, besser das 1,5 Grad-Ziel erreichen. Und die Weltbank wäre ein Hebel dazu. Wenn die Weltbank das nicht tut, und momentan tut sie es noch nicht, dann macht sie sich mitschuldig."
Deutschland ist einer der größten Anteilseigner der Weltbank und stellt einen von insgesamt 25 Exekutivdirektoren. Die Europäer zusammengerechnet kommen auf mehr als ein Viertel der Stimmrechte. Was sie bei der Weltbanktagung am Wochenende daraus machen, kann sich auch in den CO2-Emissionen der nächsten Jahre niederschlagen. 2018 jedenfalls sind sie erneut angestiegen.