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Trotz Krise in Weihnachtskauflaune

In Amerika sind die Einzelhändler mit Rekordumsätzen ins Weihnachtsgeschäft gestartet. Auch hierzulande zeigten sich die Geschäfte mit dem ersten Adventswochenende überwiegend zufrieden. Bis Heiligabend wollen die Deutschen Geschenke im Wert von fast 14 Milliarden Euro kaufen.

Von Michael Braun |
    Verhalten gestartet, zufriedenstellend begonnen - es ist nicht schlecht, was die regionalen Einzelhandelsverbände über den Start des Weihnachtsgeschäfts berichten. Aber so euphorisch wie das Urteil über die Kauflust der Amerikaner am ersten Weihnachtswochenende klingt es nicht. Die heimischen Händler hoffen jedenfalls auf Steigerung, und dazu gibt es auch Anlass. Denn die Gesellschaft für Konsumforschung hat in ihrer Verbraucherumfrage herausgefunden, dass 92 Prozent der Deutschen für durchschnittlich 241 Euro Weihnachtsgeschenke kaufen wollen, vier Euro weniger als voriges Jahr.

    "Alles in allem wird sich das dann am Schluss umsetzen in ein Volumen von 13,7 Milliarden Euro, mit dem der Einzelhandel dann rechnen kann an Geschenkkäufen in diesem Weihnachtsgeschäft."

    Sagt Wolfgang Adlwarth, der GfK-Verbraucherexperte. Das seien zwar zwei Prozent weniger als voriges Jahr, werde aber durch Bargeldgeschenke teilweise ausgeglichen.

    Insgesamt zeigt die Konsumkonjunktur ein gespaltenes Bild: Konjunktur- und Einkommenserwartungen der Verbraucher sinken, aber die Anschaffungsneigung legt deutlich zu. Deshalb steigt der Gfk-Konsumklimaindex für Dezember von 5,4 auf 5,6 Punkte. Auch Rolf Bürkl von der GfK Marktforschung, hat Mühe, die Zahlen zu interpretieren.

    "Wir sehen das vor allem bei den Konjunkturerwartungen der Verbraucher, die doch sehr stark auf Talfahrt sind in den letzten Monaten. Hier ist die Verunsicherung, steigende Konjunktursorgen, doch sehr ausgeprägt. Wir sehen jetzt allerdings doch im November, dass dieser Rückgang sich doch merklich abgeschwächt hat. Wir haben nur noch einen marginalen Rückgang zu verzeichnen. Ob es bereits eine Trendwende ist, bleibt abzuwarten. Aber die Verunsicherung bei den Verbrauchern ist durchaus vorhanden."

    Das rühre von der Staatsschuldenkrise her. Und wenn diese Verunsicherung nicht auf das Weihnachtsgeschäft ausstrahle, dann wohl auch, weil die Menschen zu Angstkäufen neigten. Das schließen die Gfk-Forscher jedenfalls nicht aus. Zwar wollen nur Geringverdiener für Weihnachtsgeschenke mehr ausgeben, 155 Euro statt 146 Euro im vorigen Jahr, während Menschen mit einem Haushaltseinkommen von mehr als 3.500 Euro das Geschenkebudget von 366 auf 344 Euro kürzen. Der GfK-Verbraucherexperte Wolfgang Adlwarth:

    "Wir sehen tatsächlich, dass bei den geringer Verdienenden die Ausgabenneigung für Weihnachten steigt oder teilweise deutlich steigt. In den oberen Einkommensgruppen disponiert man etwas vorsichtiger. Ich führe das allerdings auch darauf zurück, dass da während des Jahres schon Anschaffungen getätigt wurden, die man sonst vielleicht für Weihnachten aufgehoben hat - möglicherweise auch ein bisschen aus Verunsicherung, was den Wert des Geldes anbelangt, ist man da schon während des Jahres in werthaltige Sachbereiche gegangen. Und es zeigt sich auch im Weihnachtsgeschäft, wo eben so werthaltige Geschenke wie beispielsweise Schmuck, Uhren durchaus auch Konjunktur haben."

    Der Konsumkonjunktur kommt auch zupass, dass wegen der niedrigen Zinsen die Sparneigung nachlässt. Da geht es den Menschen offenbar nicht anders als den Staaten.