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Trotz Spardiktat nur rote Zahlen?

Es sieht nicht gut aus für Air Berlin, heißt es seit Tagen. Trotz der Sparerfolge. Heute gab die Fluglinie ihre Halbjahresbilanz bekannt. Und betonte nachhaltig: Es ist alles ganz anders.

Von Michael Braun |
    Schon seit einer Woche hatte es geheißen, Air Berlin sei weiter in die roten Zahlen geflogen, weil die Kerosinpreise so hoch seien. Falsch. Und Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer war heute bei der Telefonkonferenz dankbar, zu sagen, wie es wirklich ist:

    "Jetzt wollte ich mal gerne mit einem Märchen aufräumen, es hieß ja irgendwo, Air Berlin weitet den Verlust wegen Kerosinkosten aus."

    In Wirklichkeit habe Air Berlin voriges Jahr eine sehr hohe und dieses Jahr eine niedrige Steuergutschrift bekommen. Und diese Gutschrift vom Finanzvorstand habe eben gefehlt und den Nettoverlust erhöht. Die Botschaft war vor allem: Air Berlin habe seine Kosten im Griff, das Management komme voran. Klar, dass das Management eines seit Jahren mit roten Zahlen lebenden Unternehmens solche Nachrichten aus der Welt fischen will, um zu sagen, wie es wirklich sei:

    "Noch mal: Wir waren in der Lage, die gestiegenen Kerosinkosten operativ abzufedern."

    Gleichwohl: Der Nettoverlust schnellte im zweiten Quartal von knapp 44 auf gut 66 Millionen Euro hoch. Die Unternehmensführung schaut aber lieber auf andere Daten: auf den gestiegenen Umsatz oder auf die von 77,4 auf 77,8 Prozent gestiegene Auslastung der Flugzeuge. Auch darauf, dass 13 Flugzeuge verkauft wurden und damit 700.000 Sitze im jährlichen Angebot weniger zur Verfügung stehen. Kleinere Flugzeuge für kürzere Strecken seien abgeschafft worden, geblieben seien die größeren auf den sehr viel margenträchtigeren langen Strecken. Denn da wolle Air Berlin hin, so musste man den Vorstandsvorsitzenden Hartmut Mehdorn wohl verstehen:

    "Eines unserer Ziele ist die Steigerung und die Verschärfung unseres Profils. Sie wissen, dass wir das Touristikgeschäft ja parallel integriert betreiben. Wir schauen links und rechts, weil das Touristikgeschäft sich doch sehr stark verändert auf der einen Seite und einem viel härteren Wettbewerb ausgesetzt ist, als wir dachten."

    Air Berlin spürt also deutlich, nicht allein auf dem Markt zu sein. Doch mit dem Großaktionär, Kreditgeber und strategischen Partner Ethihad Airays aus Abu Dhabi an Air Berlins Seite und der – seit März – Vollmitgliedschaft in der Luftfahrtallianz "Oneworld" solle es gelingen, mehr Gäste auf die lange Strecke zu bekommen und diese auch in neuen Lounges zu verwöhnen oder mit einem Rabatt bei der Nutzung von Golfplätzen. Die schmale Eigenkapitalquote von vier Prozent soll steigen, weitere Flugzeugverkäufe sollen das besorgen und natürlich weiter steigende Umsätze. Der neue Berliner Hauptstadtflughafen soll ebenfalls für bessere Geschäfte sorgen. Air Berlin dürfte der größte Kunde des neuen Flughafens werden. "Hoffentlich kommen die schnell in die Hufe", wünschte sich Mehdorn.

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