Mit den Gesprächen will die britische Premierministerin Theresa May die Zusammenarbeit der britischen Landesteile fördern, sodass am Ende alle mit dem Brexit einverstanden sind. Doch besonders die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon sieht den geplanten EU-Austritt kritisch. Ihre Stimme ist die lautstärkste unter den Chefs der Regionalregierungen. Bei dem Referendum im Juni hatten die Schotten mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt, wiederholt hatte die schottische Regierung in der Folge mit einer zweiten Abstimmung gedroht, um einen Austritt doch noch abzuwenden. Auch bei den bevorstehenden Verhandlungen mit der EU fordert Sturgeon ein Mitspracherecht, denn Schottland will weiterhin Mitglied des europäischen Binnenmarkts bleiben.
Neue EU-Außengrenzen
Auch viele Nordiren sind über den bevorstehenden Brexit beunruhigt. Nach Einschätzung des DLF-Korrespondenten für Großbritannien, Friedbert Meuer, hätten die Menschen vor allem Angst vor einer erneuten Abschottung und verschärften Grenzkontrollen. Nach dem Karfreitagsabkommen im Jahr 1998 seien die Schlagbäume zwischen Nordirland und der Republik Irland verschwunden - mit einen Austritt Irlands könnte sich das jetzt wieder ändern und dort plötzlich eine EU-Außengrenze entstehen. Eine Vorstellung, die viele Bewohner des Landes beunruhigt.
Knallharter Schnitt oder Kompromisslösung?
Eine besonders große Gefahr, dass Großbritannien durch den Brexit-Streit zerfallen könnte, vermag Journalist Meurer allerdings nicht zu erkennen. Demnach gebe es aus Wales keinerlei Abspaltungsversuche, auch sei zum jetzigen Zeitpunkt fraglich, ob das von Schottland angekündigte zweite Referendum wirklich zustande komme. Nach Einschätzung Meurers müssen sich Brexit-Gegner von der Hoffnung, ein Ausstieg sei irgendwie noch abzuwenden, verabschieden. Die Frage sei jetzt nur noch, ob es einen knallharten Schnitt raus aus dem Binnenmarkt und der Zollunion gebe, oder einen Kompromisslösung, wie sie große Teile der britischen Wirtschafts- und Finanzwelt befürworten.
(gwi/tgs)