Das rhythmische Schlagen von Schaufeln und Hacken, das seit einigen Wochen zwischen den Ruinen von L'Aquila zu hören ist, bedeutet nichts Gutes:
"Wir wollen in unsere Stadt, um sie wieder aufzubauen", lauteten die Sprechchöre wütender Bürger an den eisernen Absperrgittern vor dem zerstörten Stadtzentrum. Vor zwei Wochen durchbrach die Menschenmenge zum ersten Mal die Absperrung und überrannte sogar die Polizisten, die sie aufzuhalten versuchten.
Nach einem Jahr des Notstandes sind viele Bürger des Wartens leid. Zwar hat die Regierung in den Monaten nach dem Erdbeben massive Hilfe geleistet. Rund um L'Aquila sind acht Trabantenstädte entstanden, um wenigstens ein Drittel der insgesamt 60.000 obdachlosen Bewohner im Erdbebengebiet aufzunehmen. Wer alles verloren hat und nun in einem in Rekordzeit errichteten Neubau wohnen darf, ist selbstverständlich zufrieden:
"Mir geht es sehr gut, es ist fast wie ein Wunder. Diese neue Wohnung ist sehr gemütlich und ich fühle mich sehr wohl darin, auch wenn sie klein ist. Vorher lebte ich in einem Haus mit drei Stockwerken und 500 Quadratmetern Wohnfläche, das ist eingestürzt und nur noch ein Haufen Steine."
Signora Francesca hatte Glück. Im Ortsteil Onna starben 44 von 280 Einwohnern. Dank der Spenden aus Norditalien und Deutschland gab es schnell Ersatzwohnungen. Heute, am Jahrestag des Erdbebens, soll der Grundstein für ein neues Bürgerhaus gelegt werden, finanziert mit deutschen Spendengeldern. 100 Kilometer weiter östlich dagegen macht sich Hoffnungslosigkeit breit. In den Hotels an der Adria leben immer noch 6000 Menschen, deren Chancen auf schnelle Rückkehr in ihre Heimatstadt oben in den Bergen von Tag zu Tag schwinden. Anfangs sollten sie nur übergangsweise einige Monate in den Hotelzimmern leben. Inzwischen ist von mindestens zwei bis drei Jahren die Rede.
Die versprochene Instandsetzung ihrer zum Teil nur leicht beschädigten Häuser und Wohnungen hat noch nicht einmal begonnen. Die versprochenen Finanzhilfen verschwanden - wie oft in Italien - in dunklen Kanälen. Skrupellose Unternehmer machten sich unverzüglich an die Arbeit, um abzukassieren. In einem Fall hörte die Polizei mit:
"Hier muss man sofort mit Volldampf loslegen, schließlich gibt's so ein Erdbeben nicht alle Tage."
"Ja, stimmt."
"Oder vielleicht nicht?"
"Doch doch, ich hab mir ins Fäustchen gelacht, als ich heute Morgen von dem Erdbeben gehört habe."
"Ja, ich auch."
Ein zufällig, wenige Stunden nach dem Erdbeben abgehörtes Telefongespräch unter Bauunternehmern, die die großzügig verteilten Wiederaufbaugelder einstreichen wollten, noch bevor Tote und Verletzte aus den Trümmern geborgen waren. Die Pläne der Regierung kamen den Machenschaften entgegen. Statt das alte Zentrum nach und nach wieder herzurichten, wurde alles abgeriegelt. Auswärtige Großbaufirmen zogen teure Trabantenstädte hoch. Und genau das war der Fehler, sagt Danilo Rossi, Architekt in L'Aquila:
"Weniger aufwendige Neubauten hätten nur die Hälfte der bisher ausgegeben 800 Millionen Euro gekostet, mit dem gesparten Geld hätte man in der Stadt L'Aquila schon längst für einen Neuanfang sorgen können."
Der wird immer unwahrscheinlicher. Die abgeriegelte Altstadt verrottet ungeschützt vor Wind und Wetter, das gesellschaftliche Leben ist zum Erliegen gekommen, ebenso die heimische Wirtschaft. Obwohl es an Arbeit nicht fehlt, steigt die Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen, seit der Wiederaufbau nach den ersten Kraftakten ins Stocken geraten ist und es den Bürgern ausdrücklich verboten ist, zur Selbsthilfe zu greifen. Das wollen die Aquilani nicht mehr länger hinnehmen:
"Wie soll es mit uns eigentlich weitergehen? Die einzige Lösung besteht darin, den Wiederaufbau den Bürgern zu überlassen, was der Staat uns aber verweigert."
"Wir wollen in unsere Stadt, um sie wieder aufzubauen", lauteten die Sprechchöre wütender Bürger an den eisernen Absperrgittern vor dem zerstörten Stadtzentrum. Vor zwei Wochen durchbrach die Menschenmenge zum ersten Mal die Absperrung und überrannte sogar die Polizisten, die sie aufzuhalten versuchten.
Nach einem Jahr des Notstandes sind viele Bürger des Wartens leid. Zwar hat die Regierung in den Monaten nach dem Erdbeben massive Hilfe geleistet. Rund um L'Aquila sind acht Trabantenstädte entstanden, um wenigstens ein Drittel der insgesamt 60.000 obdachlosen Bewohner im Erdbebengebiet aufzunehmen. Wer alles verloren hat und nun in einem in Rekordzeit errichteten Neubau wohnen darf, ist selbstverständlich zufrieden:
"Mir geht es sehr gut, es ist fast wie ein Wunder. Diese neue Wohnung ist sehr gemütlich und ich fühle mich sehr wohl darin, auch wenn sie klein ist. Vorher lebte ich in einem Haus mit drei Stockwerken und 500 Quadratmetern Wohnfläche, das ist eingestürzt und nur noch ein Haufen Steine."
Signora Francesca hatte Glück. Im Ortsteil Onna starben 44 von 280 Einwohnern. Dank der Spenden aus Norditalien und Deutschland gab es schnell Ersatzwohnungen. Heute, am Jahrestag des Erdbebens, soll der Grundstein für ein neues Bürgerhaus gelegt werden, finanziert mit deutschen Spendengeldern. 100 Kilometer weiter östlich dagegen macht sich Hoffnungslosigkeit breit. In den Hotels an der Adria leben immer noch 6000 Menschen, deren Chancen auf schnelle Rückkehr in ihre Heimatstadt oben in den Bergen von Tag zu Tag schwinden. Anfangs sollten sie nur übergangsweise einige Monate in den Hotelzimmern leben. Inzwischen ist von mindestens zwei bis drei Jahren die Rede.
Die versprochene Instandsetzung ihrer zum Teil nur leicht beschädigten Häuser und Wohnungen hat noch nicht einmal begonnen. Die versprochenen Finanzhilfen verschwanden - wie oft in Italien - in dunklen Kanälen. Skrupellose Unternehmer machten sich unverzüglich an die Arbeit, um abzukassieren. In einem Fall hörte die Polizei mit:
"Hier muss man sofort mit Volldampf loslegen, schließlich gibt's so ein Erdbeben nicht alle Tage."
"Ja, stimmt."
"Oder vielleicht nicht?"
"Doch doch, ich hab mir ins Fäustchen gelacht, als ich heute Morgen von dem Erdbeben gehört habe."
"Ja, ich auch."
Ein zufällig, wenige Stunden nach dem Erdbeben abgehörtes Telefongespräch unter Bauunternehmern, die die großzügig verteilten Wiederaufbaugelder einstreichen wollten, noch bevor Tote und Verletzte aus den Trümmern geborgen waren. Die Pläne der Regierung kamen den Machenschaften entgegen. Statt das alte Zentrum nach und nach wieder herzurichten, wurde alles abgeriegelt. Auswärtige Großbaufirmen zogen teure Trabantenstädte hoch. Und genau das war der Fehler, sagt Danilo Rossi, Architekt in L'Aquila:
"Weniger aufwendige Neubauten hätten nur die Hälfte der bisher ausgegeben 800 Millionen Euro gekostet, mit dem gesparten Geld hätte man in der Stadt L'Aquila schon längst für einen Neuanfang sorgen können."
Der wird immer unwahrscheinlicher. Die abgeriegelte Altstadt verrottet ungeschützt vor Wind und Wetter, das gesellschaftliche Leben ist zum Erliegen gekommen, ebenso die heimische Wirtschaft. Obwohl es an Arbeit nicht fehlt, steigt die Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen, seit der Wiederaufbau nach den ersten Kraftakten ins Stocken geraten ist und es den Bürgern ausdrücklich verboten ist, zur Selbsthilfe zu greifen. Das wollen die Aquilani nicht mehr länger hinnehmen:
"Wie soll es mit uns eigentlich weitergehen? Die einzige Lösung besteht darin, den Wiederaufbau den Bürgern zu überlassen, was der Staat uns aber verweigert."