Kayleigh McEnany ist jung, blond und hübsch. Das sind schon mal drei Eigenschaften, die Donald Trump schätzt. Der Rest ergibt sich dann schon. Eigentlich hätte Kayleigh schon seit neun Monaten arbeitslos sein sollen. Denn mit dem Wahlsieg Trumps im vergangenen November hatte sie wohl selber nicht gerechnet. Vorher, im Wahlkampf, da hat sie ihn auf CNN verteidigt. Meistens allein gegen alle. Und nach der Wahl dann musste sie das weiter machen. Ob sie selber an das glaubt, was sie monatelang auf dem Sender vertreten hat, das sei dahingestellt. Seit dieser Woche hat Trump endlich eine neue Verwendung für Kayleigh gefunden: Sie ist jetzt - nennen wir es - "Ansagerin".
"Hey everybody, I’m Kayleigh McEnany. Thank you for joining us as we provide you the news of the week from Trump Tower here in New York."
"Real News" direkt aus dem Trump Tower
Tach zusammen, sagt sie. Und dass sie Kayleigh McEnany sei. Und sie bedankt sich bei den Zuschauern dafür, dass sie die - so wörtlich - "Nachrichten der Woche" eingeschaltet hätten, die nun direkt aus dem Trump Tower in New York zu ihnen kämen. Da spricht schon die Ortswahl für eine objektive Berichterstattung. Und deswegen heißen diese sogenannten "Nachrichten" auch "real news", die "wahren Nachrichten". Den Grund dafür hat Donald Trump selbst geliefert:
"It’s hard to believe that with 24/7 #fakenews on CNN, ABC, CBS, NBC, New York Times and Washington Post, the Trump base is getting stronger."
Es sei kaum zu glauben, dass trotz der "fake news" auf CNN, ABC, CBS, NBC, in der New York Times und der Washington Post, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, seine Basis immer stärker werde, twittert Trump. Die wahren "wahren Nachrichten" sagen allerdings das Gegenteil. Die Zustimmung zum US-Präsidenten ist auf einem neuen Allzeittief angekommen. Das jedoch kommt bei den "Real News" nicht vor. Dafür aber dies:
"Overall, since the President took office, President Trump has created more than one million jobs."
"President Trump has clearly steered the economy back in the right direction."
Seit Präsident Trump im Amt sei, habe er bereits mehr als eine Millionen neuer Arbeitsplätze geschaffen. Damit habe er die Wirtschaft eindeutig auf den richtigen Kurs zurückgebracht, posaunt Kayleigh McEnany in die Kameras, wie gesagt, direkt aus dem Trump Tower.
Finanziert von einer Kampagne zur Wiederwahl Trumps
Selbst die konservative und Republikaner freundliche Webseite Redstate.com zeigt sich angewidert und nennt das "Propaganda, direkt aus dem Lehrbuch Nordkoreas". Brian Stelter ist der Moderator des CNN-Medienmagazins Reliable Sources und findet:
"Maybe that’s the news cast that he wishes he can see on television, so instead his re-election campaign is producing it on Facebook."
Das sei wohl die Art von Nachrichtensendung, die Trump im Fernsehen gerne schauen würde. Also produziere sein Wahlkampfteam sie nun eben selbst und poste sie auf Facebook. Ganz recht, sein Wahlkampfteam. Denn finanziert werden die wöchentlichen Neunzig-Sekunden-Clips von einer Kampagne zur Wiederwahl Donald Trumps. In den sozialen Netzwerken hat der Wahlkampf 2020 schon begonnen.
Journalisten müssen noch mehr das ganze Bild vermitteln
"Das ist das jüngste Beispiel, wie Präsident Trump und seine Verbündeten uns ein alternatives Medienuniversum präsentieren. In ihm wird seine Präsidentschaft in rosa Farben dargestellt. Wer sich das auf Facebook anschaut oder Fox News guckt oder rechtsgerichtetes Talkradio hört, der bekommt die denkbar besten Nachrichten über Donald Trump. Viele mögen das vielleicht gerne hören, aber das reflektiert nicht das, was wirklich abgeht."
Dass Regierungen es sich erlauben, ihre Sichtweise der Dinge darzustellen, ist nichts Neues. Ex-Präsident Barack Obama hat das in einer wöchentlichen Radioansprache gemacht, und Kanzlerin Merkel macht es in ihrem Podcast. Sie behaupten jedoch nicht gleichzeitig, dass alles andere "fake news" und ihre Videos die einzigen wahren Nachrichten seien.
"Das wird dazu führen, dass wir Journalisten uns noch mehr anstrengen müssen. Wir müssen darauf achten, das ganze Bild zu vermitteln - das gute und das schlechte - über das, was wirklich vor sich geht in Washington."
Oder, um es mit CNNs Jake Tapper zu sagen:
"It’s not real, and it’s not news, and it’s definitely not real news."
"Thank you for joining us everybody. I’m Kayleigh McEnany, and that is the Real News."