Je länger Sean Spicer redete, desto mehr verhedderte er sich in seinem ebenso unpassenden wie uninformiertem Hitler-Vergleich: Noch nicht einmal Hitler sei so tief gesunken, Giftgas gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen, so Spicer.
An diesem Punkt wurden die Journalisten im Presseraum des Weißen Hauses unruhig. Jemand wies darauf hin, dass auch der Holocaust mit Giftgas begangen worden sei. Spicer merkte, dass er sich vergriffen hatte und ruderte zurück. Er versuchte es jedenfalls: Hitler habe das nicht auf diese Art und Weise getan. Dann kam viel Stottern - und dann die Einsicht, dass ihm die eigenen Worte massiv aus dem Ruder gelaufen waren.
Das Verhältnis zur Presse begann mit zerbrochenem Porzellan
Sean Spicer ist schon des Öfteren durch nicht wohlgesetzte Worte aufgefallen, nicht nur, weil er Lügen seines Chefs verbreiten musste. Damit fing allerdings seine erste Pressekonferenz an, als er die Behauptung Trumps verteidigte, nie seien mehr Menschen auf einer präsidentiellen Amtseinführung anwesend gewesen als bei Trump. Das stimmte nachweislich nicht, und so begann das Verhältnis zur Presse mit zerbrochenem Porzellan.
Ganz abgesehen davon, dass Spicer von "Holocauts-Zentren" statt von Konzentrationslagern sprach, fiel er auch sonst durch Ungenauigkeiten auf. So nannte er den Iran einen "failed state", was dieser nicht ist. Und den Namen von Baschar al Assad sprach er ständig falsch aus.
"Der Vergleich war unangemessen und falsch"
Doch das fällt alles nicht ins Gewicht, setzt man es ins Verhältnis zu einem schiefen und unzutreffenden Hitler-Vergleich. Und so tat Spicer etwas, was man sonst aus dieser Administration nicht kennt: Er entschuldigte sich umgehend und uneingeschränkt:
"Ich entschuldige mich für einen Vergleich, den ich nicht hätte ziehen dürfen. Er war unangemessen und falsch. Ich hätte mich auf das Assad-Regime und dessen Greueltaten konzentrieren sollen. Es war völlig unangemessen, diesen Vergleich ins Spiel zu bringen."
Die Fraktionschefin der oppositionellen Demokraten im Repräsentantenhaus, Pelosi, forderte Trump auf, seinen Sprecher zu feuern. Spicer selbst erklärte, er wolle der Botschaft des Präsidenten nicht im Wege stehen, eine Art verhülltes Rücktrittsangebot. Im Weißen Haus scheint man dazuzulernen. Mit der schnellen und umfassenden Entschuldigung hat Spicer der Kritik an seiner Person einigen Wind aus den Segeln genommen. Unklar ist, ob das reicht, um im Amt zu bleiben.