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Trump und die Medien
Sehnsucht nach öffentlicher Bestätigung

Dass sein Wahlsieg keineswegs als sicher gilt, schreibt Donald Trump fast ausschließlich den "korrupten", "erbärmlichen" und "voreingenommenen" Medien zu. Es reiht sich damit ein in eine Weltsicht, die an allen demokratischen Institutionen Zweifel sät. Immer mehr Journalisten fragen sich, ob sie zumindest in den Anfangszeiten der Trump-Bewerbung nicht viel zu unkritisch mit ihm umgegangen sind.

Von Bettina Klein |
    Donald Trump im August 2015 in New York, umgeben von Journalisten
    Donald Trump im August 2015 in New York, umgeben von Journalisten (dpa / picture alliance / Peter Foley)
    Trump und die Medien, eine lange und zweischneidige Geschichte. Einerseits verdankt der Fernsehunterhalter seinen Aufstieg zu nicht geringen Teilen dem Talent, Medien für sich und seinen Erfolg zu nutzen. Andererseits werden seine Angriffe dieser Tage schärfer und pauschaler, je mehr er hinter Clinton zu liegen scheint.
    "The dishonest main stream media"
    "They are very dishonest"
    "Tthey are disgraceful"
    "They are a bunch of phony lowlifes…”
    Es sind für ihn inzwischen "die Medien", die voreingenommen, korrupt und verfälscht berichten. Falsches Gesindel, unehrlich und erbärmlich. Und das steht nicht selten in einem interessanten Kontrast zur kostenlosen Sendezeit, die er bei den Fernsehanstalten nach wie vor erhält - und während der er sich beklagt, so schlecht behandelt zu werden.
    "The media isn’t just against me, they are against all of you!”
    Abhängig von der Aufmerksamkeit der Medien
    Trump kennt kaum noch Grenzen mehr in den verbalen Angriffen gegen Reporter auf seinen Veranstaltungen. Er scheint seine Anhänger geradezu auf Journalisten hetzen zu wollen. Es ist diese Hemmungslosigkeit, die nicht nur Kollegen erschaudern lässt. Läuft sie doch darauf hinaus, einen ganzen Berufsstand zu delegitimieren und damit die Presse- und Meinungsfreiheit in Gefahr zu bringen. Jenen hochgeschätzten ersten Verfassungszusatz, auf den die Amerikaner so stolz sind. Seine Kritiker erkennen darin die Unfähigkeit, irgendeine Art öffentlicher Kritik einzustecken, den unbedingten Willen zu gewinnen und die fast unstillbare Sehnsucht nach öffentlicher Bestätigung.
    "Winning is a very important thing…”
    Interviews, die der Biograf Michael D‘Antonio für sein Buch über Trump verwendet und die der New York Times Journalist Michael Barbaro geführt und jetzt freigegeben hat, legen nahe: Öffentliche Demütigung oder in Vergessenheit zu geraten, fürchtet der republikanische Präsidentschaftskandidat am meisten. Er ist abhängig von der Aufmerksamkeit der Medien, sagt D’Antonio. Und wie jeder Abhängiger hasst er den Dealer, der ihm die Droge beschafft.
    "You have the substance and the supply, and he wants it and is desperate to get it…”
    Es mehren sich die Annahmen nicht erst seit gestern, dass Trump das ganze Rennen vor allen Dingen deswegen führt, um im Scheinwerferlicht zu stehen und diese Aufmerksamkeit für sein Geschäft, für die Marke Trump zu nutzen. So wie gestern bei der offiziellen Eröffnungszeremonie des Trump Hotel im alten Post-Gebäude an der Pennsylvania Avenue in Washington DC. Stolz auf seinen Erfolg als Unternehmer. Und in versöhnlicher Tonlage.
    "This is what I want to do for our country. And this is what we are working so hard to do.”
    Durch rhetorische Manöver Interviewer Schachmatt gesetzet
    Journalisten hierzulande fragen sich nun in der Tat, ob sie zumindest in den Anfangszeiten der Trump-Bewerbung nicht viel zu unkritisch mit dem TV-Star umgegangen sind. Unbegrenzte Wiederholungsschleifen, halbstündige Fernsehinterviews kaum von Fragen unterbrochen und Trumps Fähigkeit, durch rhetorische Manöver selbst gewiefte Interviewer Schachmatt zu setzen: Interesse, Einschaltquoten und damit Werbeeinnahmen waren den Sendern sicher. Um die angeblichen Vorurteile der Medien, ihren "Filter" zu umgehen, hat Trump nun seine eigene Video-Show auf Facebook installiert, die seine Botschaften in Zukunft vervielfältigen soll.
    "This is just an effort by us to reach out to you guys, give you the message straight from the campaign. You don’t have to take it through the media filter and al the spin that they put on it, you can hear it from us directly…”
    Man findet inzwischen tatsächlich eine Reihe Vertreter der Branche, die aus ihrer Skepsis gegenüber Trump und ihrer Vorliebe für Clinton kein Geheimnis mehr machen. "Die Schoßhündchen der Demokratie haben bei Trump versäumt zu bellen", attestiert etwa Dana Milbank dieser Tage in der "Washington Post" seiner Zunft. Und weiter, Zitat: "Wenn es um den Angriff auf die Demokratie geht, müssen Journalisten ihre Neutralität aufgeben."