Die deutsch-jüdisch-amerikanische Schriftstellerin Irene Dische sieht die Demokratie in den USA durch den Umgang des US-Präsidenten mit der Pressefreiheit bedroht. "Trump könnte langsam Erfolg haben", sagte sie im Dlf. Denn Teile der Presse knickten langsam ein. Die "New York Times" beispielsweise "sei "kleinlauter geworden". Allerdings halte die "Washington Post" weiterhin stand, ebenso wie die "Los Angelos Times".
Sie selbst sei nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten noch optimistisch gewesen, dass es dem Land gut tun könne "im Sinne von Selbsterkenntnis". Doch inzwischen habe sie "sehr große Angst". Denn Trump würde die Presse am liebsten verhaften. Er sage offen, dass er Diktatoren beneide, die der Presse die Meinungsfreiheit einfach entziehen könnten nach dem Motto "I tell the truth when I can" - zu deutsch "Ich sage die Wahrheit, wenn es mir passt".
"Die wirtschaften nur mit Lügen"
"Es ist eine Regierung von Gaunern geworden", sagte Dische und weiter: "Seit wann halten sich Gauner an die Wahrheit?" Das eigentliche Problem sei, dass Trump soviel Unterstützung vonseiten republikanischer Politiker erhalte. Als Beispiel nannte sie den Bundesstaat Florida. Dort habe es eine Lügenkampagne gegeben, um den demokratischen Kandidaten Andrew Gillum zu diskreditieren. Der republikanische Kandidat Ron DeSantis sei ein Trump-Jünger. Man habe auf allen Kanälen verbreitet, dass Gillum plane, eine Lebensmittelsteuer von 20 Prozent zu erheben. Dabei habe Gillum in seinem Wahlkampf für eine Unternehmenssteuer bei großen Unternehmen geworben.
Sie, Dische, habe eine ihr bekannte Trump-Wählerin nur deshalb davon abhalten können, ihre Stimme den Republikanern zu geben, weil sie ihr Beweise vorlegen konnte, dass Gillum niemals von einer Lebensmittelsteuer gesprochen habe. Am Ende sei Gillum DeSantis mit weniger als 0,5 Prozentpunkten unterlegen. Gillum forderte seither eine Neuauszählung der Stimmen.
"Eine sehr starke Opposition"
"Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass er die Presse noch mehr einschüchtern wird", so Dische. Die Demokratie sei bedroht. Doch noch gebe es "eine Mehrheit, die wachsam sei, eine sehr große aufgewühlte Mehrheit, die dagegen sei". Das habe sie noch nie erlebt. Seit der Studentenbewegung habe es in den USA keine "sehr starke Opposition" mehr gegeben.
"All fair in love and war" sage man im Englischen. (Anm. d. Red.: In Liebe und Krieg zählen normale Verhaltensregeln nicht) Und das lasse sich auch auf die USA übertragen, sagte Irene Dische. "Es ist eine Art Krieg geworden. Wir haben in Amerika eine Art Bürgerkrieg". Die schweigende Mehrheit habe jetzt die Macht und das Sagen. Die Meinung der Bürger sei so polarisiert wie nie zuvor.