Archiv

Trump und die Medien
"Wir wollen eigentlich eine konstruktive Beziehung mit dem Trump-Team"

"Damit kommen wir klar", sagte der Präsident der Korrespondenten-Vereinigung im Weißen Haus, Jeff Mason, mit Blick auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump und dessen Umgang mit der Presse. Aufgabe der Journalisten sei es, sich weiter an die Fakten zu halten. Auch wenn Trump und sein Team das nicht immer täten, so Mason im DLF.

Jeff Mason im Gespräch mit Christine Heuer |
    US-Präsident Donald Trump während einer Rede im CIA-Hauptquartier
    US-Präsident Donald Trump während einer Rede im CIA-Hauptquartier (imago / Olivier Douliery)
    Als Beispiel nannte Jeff Mason, Washington-Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters, die Angaben über die Anzahl der Besucher, die am Freitag Trumps Vereidigungszeremonie verfolgt hätten. Dass Politiker manchmal nicht alles sagten oder versuchten, gewisse Dinge zu verteidigen, sei an sich nicht ungewöhnlich. "Aber richtig Unwahrheiten zu sagen, und zwar öffentlich im Weißen Haus, so was geschieht nicht oft", betonte Mason.
    Bereits im Wahlkampf habe sich die Haltung von Donald Trump zur Presse gezeigt. "Ich habe gehofft, dass er das nicht weitermachen würde als Präsident", sagte Jaff Mason. Doch mit dem jüngsten Auftritt des neuen Staatschefs vor dem US-Geheimdienst CIA habe er den Medien erneut den Krieg erklärt.
    Als Korrespondenten-Vereinigung in Washington werde man sich dennoch weiterhin um eine "konstruktive Beziehung" zu Trump bemühen. Auch sei es wichtig, die Presse-Briefings im Weißen Haus wie gewohnt beizubehalten, betonte Mason: "Wir haben eine Verfassung in den USA und wir haben das sogenannte First Amendment, wo wir die Pressefreiheit garantiert bekommen, und wir werden auf jeden Fall weiter dafür kämpfen, dass wir unsere Aufgaben weiter machen können."

    Das Interview in voller Länge:
    Christine Heuer: Jeff Mason, Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters in Washington und eben Präsident der White House Correspondents' Association, der Vereinigung von Journalisten, die über den US-Präsidenten und das Weiße Haus berichten. Er ist jetzt am Telefon. Guten Morgen, Herr Mason.
    Jeff Mason: Guten Morgen.
    Heuer: Lügen die US-Medien über Donald Trump?
    Mason: Nein. Nein, das tun die US-Medien nicht. Wir haben die Aufgabe, die Wahrheit zu berichten. Das wird auch gemacht. Es ist aber klar, dass der neue Präsident genau wie andere Präsidenten nicht immer glücklich sind über das, was berichtet wird, das, was geschrieben wird. Damit kommen wir klar. Das heißt, wir wissen schon, dass das manchmal geschehen wird und dass er sich so äußert, wie er es bei der CIA gemacht hat. Damit habe ich nicht unbedingt gerechnet, aber das ist eigentlich klassisch Donald Trump. Das hat er auch während des Wahlkampfes gemacht.
    Heuer: Wenn Sie, die Journalisten und die Medien nicht lügen, Herr Mason, lügt dann das Team Trump?
    Mason: Ich meine, es ist klar, dass die Unwahrheiten gesagt haben. Das hat Herr Spicer gemacht am Samstag, als er geschrieben hat, wie viele Leute zu der Inauguration gekommen sind. Ich glaube, wenn wir in den Medien die Fakten zeigen, ob das mit einem Bild ist, ob mit richtigen Zahlen ist, werden die Geschichten einfach zeigen, was wahr ist und was nicht wahr ist. Das ist wie gesagt unsere Aufgabe.
    "Unwahrheiten zu sagen, öffentlich im Weißen Haus, das geschieht nicht oft"
    Heuer: Von Regierenden wird ja erwartet, dass sie auch mal vielleicht nicht die ganze Wahrheit sagen. Vielleicht müssen sie sogar hin und wieder öffentlich lügen. Ich kann das nicht so richtig beurteilen. Aber das erscheint mir ziemlich platt, klaren Aufnahmen, die eine eindeutige Sprache sprechen, zu widersprechen und zu sagen, die Medien, die haben das erfunden. Ist das nicht auch in Washington ein höchst ungewöhnlicher Vorgang?
    Mason: Ja, das würde ich sagen. Sie haben recht, als Politiker sagt man manchmal nicht alles, was man normalerweise vielleicht sagen sollte, oder versucht, irgendwas zu verteidigen. Aber richtig Unwahrheiten zu sagen, und zwar öffentlich im Weißen Haus, so was geschieht nicht oft. Das habe ich selber nie gesehen.
    Heuer: Sie müssen sich offenbar auf neue Zeiten einstellen, auf eine neue Art zu arbeiten, möglicherweise mit alternativen Fakten, wie die Beraterin von Donald Trump gesagt hat. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
    Mason: Gute Frage. Dieser Begriff alternative Fakten, das ist mir neu. Das habe ich erst heute von jemandem wie Kellyanne Conway gehört. Es gibt natürlich für uns keine alternativen Fakten und ich glaube, wenn Sie mich fragen, wie wir uns vorbereiten, man sieht das eigentlich schon in den Stories, die man in den Nachrichten sieht, in den Zeitungen sieht, zum Beispiel in den Schlagzeilen. Wenn man sagt, ohne Beweis sagt Trump irgendwas, oder ohne Beweis sagt Sean Spicer irgendwas, so zeigt man, dass es nicht wahr ist. Und dann, wenn die Leser und Leserinnen richtig gut lesen und genau sehen, was berichtet wird, dann können sie für sich selber entscheiden und hoffentlich werden sie das auch tun.
    "Wir wollen eine konstruktive Beziehung mit seinem Team haben"
    Heuer: Donald Trump sagt ganz offen, er sei im Krieg mit den Medien. Sein Sprecher Sean Spicer droht damit, die Journalisten zur Rechenschaft zu ziehen. Womit rechnen Sie?
    Mason: Wissen Sie, ich weiß es nicht. Wir haben schon gesehen, wie Donald Trump im Wahlkampf mit den Medien umgegangen ist. Das ist klar. Ich habe gehofft, dass er das nicht weitermachen würde als Präsident, aber Samstag, als er im CIA-Headquarter gestanden hat und das noch mal gesagt hat, dass er in einem Krieg mit den Medien ist, war klar, dass sich da nichts geändert hat. Vielleicht wäre das keine Überraschung gewesen. Aber wie man sich da vorbereitet? - Wir wollen eigentlich eine konstruktive Beziehung mit seinem Team haben. Das ist für uns wichtig. Aber wir sind nicht naiv und bereiten uns vor, egal was passiert.
    Heuer: Möglicherweise müssen Sie sich darauf vorbereiten, dass Sie nicht mehr aus dem Weißen Haus berichten können. Es ist die Rede davon, Sean Spicer wolle die White House Press aus dem Weißen Haus verbannen. Er möchte die Korrespondenten selber benennen. Er hat gestern in seiner ersten Pressekonferenz schon mal keine Fragen zugelassen. Auch das könnte ja zur Gewohnheit werden. Rechnen Sie mit dem Schlimmsten?
    Mason: Wissen Sie was? Ich glaube, dass er auf jeden Fall Fragen nehmen wird. Das, was am Samstag geschehen ist, ist nicht normal. Ich habe auch nicht damit gerechnet. Aber wir sind, die Presse ist dabei im Weißen Haus. Wir werden auch da bleiben. Sie haben recht, sie haben gedroht, dass die Briefings nicht weiter im Weißen Haus stattfinden würden. Aber jetzt sind sie von dieser Idee zurückgekommen und sein erstes Briefing, eigentlich das zweite jetzt, denn Samstag war ja auch eines, wird morgen im Briefing-Saal stattfinden. Das ist für uns wichtig, war auch wichtig. Wir haben das deutlich gemacht und sie haben das jetzt ein bisschen geändert. Aber es ist klar: Wir wissen eigentlich nicht genau, was kommt, und das ist natürlich nicht einfach.
    "Wir werden dafür kämpfen, dass wir unsere Aufgaben weiter machen können"
    Heuer: Fürchten Sie eine faktische Einschränkung der Pressefreiheit?
    Mason: Ja! Insofern, dass wir dagegen kämpfen. Klar! Ob das eigentlich geschieht, weiß ich nicht. Hoffentlich nicht! Wir haben eine Verfassung in den USA und wir haben das sogenannte First Amendment, wo wir die Pressefreiheit garantiert bekommen, und wir werden auf jeden Fall weiter dafür kämpfen, dass wir unsere Aufgaben weiter machen können. Aber wenn einige Sachen gemacht werden, wie Donald Trump und Sean Spicer das jetzt gemacht haben am Wochenende, klar, natürlich fürchtet man das - sicher.
    Heuer: Jeff Mason, Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters in Washington. Er ist Präsident der White House Correspondents' Association. Herr Mason, haben Sie vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit.
    Mason: Danke schön.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.