Ja? Nein? Nein? Nein? Ja? Seit einigen Wochen ist die entscheidende Frage jeden Morgen für Journalisten, die im Weißen Haus arbeiten: gibt es die tägliche Pressekonferenz oder nicht? Und: heißt es Kameras aus oder an? Einige Nachrichtensender übertragen die Briefings in der Mittagszeit live – bis vor ein paar Wochen. Seitdem gibt es nämlich öfter Pressekonferenzen, bei denen es heißt: Kameras aus. Jim Acosta von CNN wollte von Pressesprecher Sean Spicer wissen, warum neuerdings immer öfter die Kameras der Fernsehsender aus bleiben müssen:
"Warum sollen wir nicht die Kameras anschalten, Sean? Sie sind im Raum, die Beleuchtung ist an. Warum lasst Ihr uns nicht die Kameras anschalten? Das ist eine legitime Frage. Du bist ein Pressesprecher, der von Steuergeldern bezahlt wird – Du musst uns doch wenigstens beantworten, warum wir die Kameras nicht laufen lassen dürfen."
Transparenz von der Regierung gefordert
Die Pressekonferenzen sind wichtig, da sind sich die Journalisten einig. Ron Elving vom öffentlich-rechtlichen Radiosender NPR erklärt deren Funktion:
"Im Idealfall wird so die Öffentlichkeit über die Arbeit der Regierung informiert. Diese Funktion können die Briefings häufig erfüllen. Aber die existieren, wenn wir ehrlich sind, auch als eine Art Gemeinschaftsevent, das den Interessen der Nachrichtenkanäle und des Weißen Hauses dient."
Die White House Correspondents Association hat deutlich kritisiert, dass häufig die Kameras aus bleiben müssen. Sie fordern Transparenz von der Regierung. CNN hat zu den kamerafreien Pressekonferenzen inzwischen einen Gerichtszeichner geschickt – ihr Weg, um ein Bild zu den Worten zu liefern. Nur weil es keine Bilder mehr gibt, nicht mehr zu den Briefings zu gehen, ist für Radioreporterin April Ryan, die seit mehr als 20 Jahren über das Weiße Haus berichtet, der falsche Weg:
"Auf Twitter haben einige gefordert, dass wir die Pressekonferenz boykottieren. Aber ein Boykott ist nicht die Lösung. Dann können wir keine Fragen mehr stellen und bekommen keine Antworten mehr. Dann machen sie einfach die Türen zu und lassen uns draußen."
April Ryan zählt darauf, dass in Gesprächen Lösungen gefunden werden. Die täglichen Briefings des Weißen Hauses haben vor allem in der Anfangszeit Rekordquoten erzielt. Pressesprecher Sean Spicer wurde regelmäßig bei der Comedy-Sendung "Saturday Night Live" durch den Kakao gezogen. Das Verhältnis zwischen Trump, seinen Leuten und den Medien ist angespannt. Regelmäßig beschimpft der US-Präsident Journalisten und Moderatoren. Und Trump wütet über Twitter, als drei Reporter ihre Kündigung bei CNN einreichen, nachdem ein Bericht zurückgezogen wurde, weil er nicht CNN-Standards entsprach. Ob und was falsch an dem Bericht war, ist unklar. Marie Harf, ehemalige Sprecherin im Außenministerium ärgert sich über Trumps Twitter-Tiraden gegen CNN:
Weiter Attacken gegen Medien
"Es gibt eine Geschichte, die zurückgezogen wird. So was passiert. Und CNN feuert drei Leute, inklusive eines Pulitzer Preis Gewinners. Und gleichzeitig sagt und twittert der Präsident ständig Sachen, die falsch sind und der gleiche Maßstab gilt nicht für ihn. Ich hätte da gern etwas mehr Ausgeglichenheit."
Trump nennt CNN auf Twitter FNN – kurz für Fake News Network. Er fährt seine Attacken gegen die Medien weiter. Fox News Moderatorin Meghan McCain ist genervt:
"Ich bin’s so satt, dass das Weiße Haus die ganze Zeit über Fake News redet. Es gibt so viel wichtigere Themen derzeit. Es reicht."
Aber es scheint, dass das Weiße Haus auf die unterschiedlichsten Wege versucht, die Schlagzeilen zu kontrollieren und die Themen zu diktieren. Kameras aus ist da eine weitere Spielart.