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Trump und die US-Autoindustrie
Umweltauflagen sollen eingedampft werden

Es war der Vorgänger von US-Präsident Donald Trump, Barack Obama, der per Dekret schärfere Auflagen für die amerikanische Automobilindustrie in den kommenden Jahren durchsetzen wollte. Die Autobauer protestierten - und Trump erhörte sie. Nun machen sich Umweltverbände Sorgen - auch um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Autoindustrie.

Von Thilo Kößler |
    US-Präsident Donald Trump in einer Rede im American Center for Mobility in Ypsilanti, Michigan.
    US-Präsident Donald Trump in einer Rede im American Center for Mobility. (AFP / Nicholas Kamm)
    Alle Autoproduzenten Michigans waren vertreten: General Motors und Ford und Fiat/Chrysler – und jeder von ihnen hatte 500 Arbeiter geschickt. Und die wollten genau das von ihrem Präsidenten hören:
    "The assault on the american automobil industrie is over"
    Der Angriff auf die amerikanische Autoindustrie sei endgültig vorbei, verkündete Donald Trump in der ihm vertrauten Pose eines immerwährenden Wahlkämpfers: Er werde nicht nur für die Jobs in den Fabriken kämpfen. "I am going to fight for your jobs and fight very, very hard." Sondern auch für die Autoindustrie in den USA. "Keep the automobile production in the United States of America, not outside."
    Und deshalb sollten künftig andere Regeln gelten: Ab sofort laute die Parole: America first – der Exodus von Firmen und Jobs müsse gestoppt werden. Trump plädierte für ein neues Wirtschaftsmodell, das er das "amerikanische Modell" nannte.
    Umweltverbände erwarten nichts Gutes
    Und das nach diesen Kriterien arbeite: Den amerikanischen Autoherstellern werde er Auflagen und Lasten ersparen – dafür sollten sie Fabriken bauen und Arbeitsplätze schaffen: Für amerikanische Arbeiter.
    Donald Trump suchte einmal mehr die Kulisse der brodelnden Menge, um ein weiteres Erbe seines Vorgängers Barack Obama abzuschütteln: Er hob einen Präsidialerlass Obamas auf, der eine Verschärfung der Auflagen zu Spritverbrauch und Abgasausstoß vorsah – bis zum Jahr 2025 sollte der durchschnittliche Benzinverbrauch von Autos aller Typen bei 4,5 Litern pro hundert Kilometern liegen und damit als Teil der Klimapolitik Barack Obamas um die Hälfte gegenüber 2010 gesenkt werden. Zu teuer. Nicht im Interesse der Hersteller. Und schon gar nicht im Interesse der Beschäftigten, behauptete Trump und versetzte dem Obama-Erlass kurzerhand den Todesstoß.
    "Today I am announcing that we are going to cancel that executive action."
    Jetzt soll die Umweltbehörde EPA bis April nächsten Jahres klären, welche Standards stattdessen gelten sollen. Da ist nichts Gutes zu erwarten, sagen Umweltverbände. Der neue Chef der EPA, Scott Pruitt, gilt als Freund der Ölindustrie und der fossilen Energien und machte erst dieser Tage von sich reden, als er den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel öffentlich in Abrede stellte.
    Einen glatten Sieg für die Autolobby sehen Umweltverbände in der Order Donald Trumps, der nicht nur zu Lasten des Klimaschutzes gehe, sondern am Ende auch zu Lasten der amerikanischen Autoindustrie. Denn während alle Welt die Umweltstandards hebe, schraube Donald Trump sie konsequent wieder zurück. Glaube doch niemand, heißt es bereits, dass diese Politik dazu angetan ist, die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Autos etwa auf dem europäischen Markt zu heben.