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Trump vor UNO-Vollversammlung
"Der Raketen-Mann ist auf dem Weg des Selbstmordes"

Donald Trump hat zum ersten Mal vor der UN-Vollversammlung gesprochen. Die Delegierten rechneten mit einer Stellungnahme zu den angedrohten Kürzungen der amerikanischen Zahlungen - und wurden mit einer aufsehenerregenden Warnung überrascht. Ein Thema tauchte gar nicht auf.

Von Kai Clement |
    US-Präsident Trump spricht vor der 72. UN-Vollversammlung in New York
    US-Präsident Trump spricht vor der 72. UN-Vollversammlung in New York (AFP / Timothy A. Clary)
    "Die USA stehen für große Stärke und Geduld. Aber wenn wir gezwungen werden, uns selbst oder unsere Verbündeten zu verteidigen, werden wir keine andere Wahl haben, als Nordkorea völlig zu zerstören. Der Raketen-Mann ist auf dem Weg des Selbstmordes für sich selbst und für sein Regime."
    Der Raketen-Mann, also Nordkoreas Führer Kim Jong-un, ist gar nicht erst nach New York gekommen. Losglück aber hatte seinem UN-Team Plätze in der erste Reihe der Generalversammlung beschert. Die aber waren leer, als Donald Trump ans Rednerpult trat. Die USA seien bereit zuzuschlagen, warnte der.
    Aber hoffentlich werde das nicht nötig sein, dafür gebe es sie ja schließlich: die Vereinten Nationen.
    "Diese Zeit verlangt Staatskunst"
    Nur eine halbe Stunde vor dem US-Präsidenten hatte UN-Generalsekretär Antonio Guterres Nordkorea für seine Raketen- und Atomtests zwar scharf verurteilt, zugleich aber für den Weg der Diplomatie geworben.
    "Wenn Spannungen zunehmen, dann auch die Gefahr von Fehleinschätzungen. Hitzige Reden können zu fatalen Missverständnissen führen. Die Lösung muss eine politische sein - diese Zeit verlangt Staatskunst."
    Kaum verhohlene Drohung
    Die Mahnung blieb ungehört. Donald Trump attackierte nicht nur Nordkorea, sondern auch den Iran. Er wiederholte seine Kritik an einem der - Zitat - schlechtesten Abkommen für die USA überhaupt, dem Atomabkommen.
    "Ehrlich gesagt: dieses Abkommen ist geradezu peinlich für die USA. Dazu wird noch mehr zu sagen sein - glauben sie mir."
    Die kaum verhohlene Drohung aus dem Abkommen auszusteigen - da war sie wieder. Der Iran sei auf einem Kurs von Tod und Zerstörung.
    "Die iranische Regierung verbirgt eine korrupte Diktatur hinter der Verkleidung einer Demokratie."
    Selbstbesinnung gelte doch für jedes Land
    Wie versöhnt der Mann des "America first" diesen nationalen Gedanken mit dem Miteinander der Weltgemeinschaft? Diese Frage beantwortete Donald Trump schon fast mit einem Mantra, so oft wiederholte er seine Kernbotschaft.
    "Es gibt keinen Ersatz für strenge, eigenstaatliche und unabhängige Staaten. Länder, in denen Patrioten leben. Wir können nicht auf jemand anderen warten. Auf ferne Länder. Oder abgelegene Bürokratien. Das geht nicht."
    Der starke Staat als Zelle einer starken Völkergemeinschaft - nur so könne die Welt ihre Probleme lösen. "America first", natürlich, eine solche Selbstbesinnung gelte doch für jedes Land.
    Eine Frontalattacke auf die Vereinten Nationen dagegen blieb aus - im Gegenteil: ihre Reformpläne seien löblich, ihre Blauhelmeinsätze stabilisierten Ländern vor allem in Afrika, verringerten so Flüchtlingsströme. Und noch ein Thema tauchte gar nicht auf: der Klimawandel.