Am Tag 1 nach den wie so oft schroffen Ankündigungen des US-Präsidenten hat die Deutsch-Iranische Handelskammer alle Hände voll zu tun:
"Die Situation im Augenblick schafft bei vielen Unternehmen im Augenblick zunächst einmal große Unsicherheit. Das heißt, unsere Kammer erreichen seit heute Morgen eine Vielzahl von Anfragen von Unternehmen, die einordnen wollen, wie die Dinge zukünftig zu betrachten sind", sagt der Geschäftsführer der Deutsch Iranischen Handelskammer, Michael Tockuss.
Derzeit arbeiten etwa 120 deutsche Firmen mit eigenem Personal im Iran – unter anderem auch Großkonzerne wie Siemens. Deren Finanzchef sagte in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen des Konzerns, man sei bei Siemens noch dabei, die Folgen der US-Entscheidung abzuschätzen und zu überprüfen.
"We currently assessing to our international Business in Iran aned also in the broder Region."
Während Konzerne wie Siemens im Iran arbeiten und dort produzieren, treiben etwa 10.000 deutsche Unternehmen Handel mit dem Iran – und einige dieser Geschäfte könnten nun platzen. So hat der Flugzeugbauer Airbus mit der Fluglinie IranAir vereinbart, über 100 Flugzeuge ausliefern. Wert des Geschäftes: Rund 16 Milliarden Euro. Diese Verträge könnten nun in Gefahr geraten. Denn bei Airbus stammen mindestens zehn Prozent der Flugzeugkomponenten aus den USA. Das deutsch-französische Unternehmen braucht daher die Erlaubnis des US-Finanzministeriums für Verkäufe an den Iran. Volker Treyer, der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sagte heute im Deutschlandfunk dazu:
"Wenn Sie mit den USA Beziehungen haben, kann Sie das US-Sanktionsrecht empfindlich treffen mit hohen Strafen. Finanzinstitute können davon ein übles Lied singen."
Kriegserklärung gegenüber westlichen Unternehmen
Das ist auch der Grund, weswegen vor allem größere Banken mit einem wichtigen Anteil im US-Geschäft auch nach der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran kaum in dem Land engagiert haben.
"Auch in diesem Bereich ist es so, dass heute die Finanz Abwicklung von ihren Geschäften über eine Vielzahl von kleinen Banken gibt, da gibt es Volksbanken, Sparkassen und kleinere Privatbanken und so werden die drei Milliarden Euro deutsche Exporte abgewickelt", sagt Michael Tockus von der Deutsch-Iranischen Handelskammer.
Seitdem das Atomabkommen 2015 geschlossen wurde und die Sanktionen gegen den Iran wegfielen, ist der Handel zwischen Deutschland und dem Land nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer um 42 Prozent auf über 3 Milliarden Euro angewachsen. Vor allem Mittelständische Unternehmen etwa aus dem Maschinen und Anlagenbau würden neue Sanktionen gegen den Iran treffen. Vor diesem Hintergrund findet der Chefvolkswirt des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock in Deutschland, Martin Lück, deutliche Worte:
"Die eigentliche Überraschung war nicht die Aufkündigung des Abkommens selbst, sondern die unfassbare arrogante Ankündigung der Amerikaner, jeder, der jetzt noch Geschäfte mit dem Iran macht, wird von uns bestraft. Das ist natürlich auch eine Kriegserklärung gegenüber westlichen Unternehmen, auch gegenüber den deutschen Unternehmen. Das trifft die natürlich jetzt. Jetzt gehen hektische Aktivitäten los und man versucht die größten Folgen dieser Aktion der Amerikaner abzumildern. Aber ob das gelingt ist natürlich die große Frage."