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Trumps Strafzoll-Pläne
China will Handelskrieg verhindern

Nicht nur Europa, auch China ist alarmiert von den angekündigten US-Schutzzöllen auf Aluminium und Stahl. Einen Handelskrieg wolle man nicht, sagt die Führung. Allerdings droht sie im selben Atemzug mit Gegenmaßnahmen.

Von Steffen Wurzel |
    Vice Foreign Minister Zhang Yesui, spokesman for the National People's Congress, attends a press conference during the First Session of the 13th National People's Congress (NPC) in Beijing, China, 4 March 2018. Zhang Yesui, executive vice-foreign minister since 2012, showed up as spokesman for the first session of China's 13th National People's Congress. He attracted media limelight as he walked into the venue for the first news conference of the annual NPC session at the Great Hall of the People in Beijing. The veteran diplomat assumed the post from Fu Ying, who was also vice-foreign minister before serving as spokeswoman of all the five annual sessions of the 12th NPC from 2013 to 2017 respectively. *** Local Caption *** Foto: Ge Jinfh/Imaginechina/dpa |
    Sanft sprechen, aber den dicken Knüppel dabei haben, würden Amerikaner dazu sagen: Chinas Vize-Außenminister Zhang Yesui reagiert auf US-Präsident Trump. (Imaginechina)
    Zuckerbrot und Peitsche. So lässt sich Chinas Reaktion auf die von der US-Regierung angekündigten Schutzzölle beschreiben. Oder wie es die Amerikaner gerne zu sagen pflegen: Speak softly and carry a big stick. Also sanft sprechen aber einen dicken Knüppel in der Hinterhand haben.
    Chinas Vize-Außenminister Zhang Yesui betonte am Sonntag, sein Land wolle keinen Handelskrieg mit den USA, um danach aber direkt anzuschließen, dass man im Zweifelsfall nicht tatenlos zusehen werde. Gegebenenfalls könne man mit nötigen Maßnahmen reagieren.
    Konkret wurde Zhang nicht, aber es wäre für seine Regierung ein Leichtes, die Einfuhr bestimmter US-Produkte zu erschweren – von Lebensmitteln über IT-Zubehör bis hin zu Viehfutter und Autos.
    Ohrfeige für Chinas auf Gesichtswahrung bemühte Diplomaten
    Klar ist: In diversen Wirtschaftsabteilungen des chinesischen Regierungsapparates dürfte es hoch her gehen dieser Tage. Denn einen Handelskrieg mit der wichtigsten Wirtschaftsnation der Welt will man in Peking mit allen Mitteln vermeiden.
    Deswegen reiste vergangene Woche Liu He zur Vermittlung nach Washington. Er ist der wichtigste Wirtschaftsberater von Staats- und Parteichef Xi Jinping. Doch noch während sich Liu He in der US-Haupstadt aufhielt, machte Donald Trump seine Ankündigung in Sachen Strafzölle: 25 Prozent auf Import-Stahl, zehn Prozent auf ausländisches Aluminium. Eine Ohrfeige für die stets auf Gesichtswahrung bemühten chinesischen Diplomaten.
    Chinas fast allesamt regierungsnahen Wirtschatfswissenschaftler betonen immer wieder die Rolle der EU in einem möglichen US-chinesischen Handelskonflikt.
    "Nichts ist unersetzlich"
    "This can be a great opportunity for China and Europe."
    Europa könne profitieren, sagt zum Beispiel Ding Yuan von der China Europe International Business School in Shanghai:
    "Chinas und Europas Wirtschaft ergänzen sich. Für viele US-Produkte findet man auch entsprechende aus Europa. Deswegen könnte es zu einer Goldenen Ära zwischen Europa und China kommen. Airbus-Flugzeuge könnten Boeings ersetzen. Ähnliches ist vorstellbar im Automobilsektor. Nichts ist unersetzlich."
    Europäische Firmen habe es auch in China schwer
    Ganz so golden wie Wirtschaftsprofessor Ding sieht man in Europa die ganze Angelegenheit allerdings nicht. Chinas Wirtschafts- und Handelspolitik wird zunehmend kritisch gesehen. Nicht nur, weil China zum Beispiel auch Europa mit billigem Stahl, billigen Solarzellen und anderen Produkten überschwemmt. Sondern vor allem, weil es europäische Firmen in China zunehmend schwer haben, Geschäfte zu machen.
    Der freie Handel, für den die Pekinger Führung in Sonntagsreden immer wieder wirbt, ist in China alles andere als frei. Und der Trend geht eindeutig in eine noch unfreiere Richtung.