Dass Donald Trump in den Bundesstaaten Wisconsin und Michigan gewonnen hat, habe keiner vorausgesehen, so Volker Depkat, Professor für Amerikastudien an der Universität Regensburg. Hillary Clinton sei dort gar nicht erst hingefahren, weil sie sich so sicher war, dort zu siegen. "Der Wahlkampf hat vieles, was ich über Amerika zu wissen glaubte, über den Haufen geworfen. Ich hielt etwas Irrlichterndes wie Trump nicht für wählbar."
Populismus kein neues Phänomen in den USA
Dennoch seien populistische Traditionen immer vorhanden gewesen, und das Amerika, das Trump gewählt hat, habe sich machtvoll zurückgemeldet. Da man in den USA nicht Ämter, sondern Leute wähle, gebe es Raum für Populismus, den Trump "genialisch genutzt hat".
Depkat nannte vier Gründe für Trumps Erfolg. Erstens habe er versprochen, in Washington aufzuräumen, um "Amerika dem Volk zurückzugeben". Zweitens befinde sich die Gesellschaft in einem umstürzenden Wandel, viele Arbeitsplätze seien durch die zunehmende Digitalisierung bedroht - Trump suggeriere aber, dass sie von Mexikanern bedroht seien.
Drittens sei Amerika auf dem Weg in eine Armutskrise. Dabei handle es sich nicht nur um diejenigen Industriearbeiter, die bereits ihre Arbeitsplätze verloren haben, sondern auch um viele, die sich ihren derzeitigen Lebenswandel eigentlich nicht leisten können und einen bevorstehenden Statusverlust befürchten. Viertens herrsche eine Angst vor Pluralisierung durch die massenhafte Einwanderung des noch europäisch geprägten Amerikas aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Dies führe zur Furcht vor dem Verlust der Identität und einer Leitkulturdebatte - ein Begriff, der auch in Deutschland bereits Debatten geprägt habe.