Hissène Habré sagte nur ein einziges Mal etwas in diesem Prozess: "Nieder mit den Imperialisten", rief Habré im vergangenen Juli, als das außerordentliche Tribunal gegen ihn begann. Der Mann, der zwischen 1982 und 1990 den Tschad regiert hatte, wollte diese "außerordentliche afrikanische Kammer" nicht anerkennen.
Für ihn war dieses Tribunal eine Farce, aufgeführt von Menschen, die Habré als "verrottete senegalesische Politiker, afrikanische Verräter und Dienstboten Amerikas" bezeichnete. Bis zur Urteilsverkündung versäumte Habré allerdings keinen Prozesstag. Schweigend verfolgte der 73-Jährige die Aussagen von 93 Opfern seiner Schreckensherrschaft und von 33 weiteren Zeugen. Sie beschrieben, wie Habrés Geheimdienst damals folterte. Wie man Menschen verhungern ließ. Wie willkürlich Festgenommene ermordet wurden. Eine Zeugin sagte vor Gericht aus, Frauen seien in den Gefängnissen des Regimes wie sexuelle Sklaven gehalten worden.
Habré will von nichts gewusst haben
Von all diesen Grausamkeiten - das legten die Anwälte Habrés dar - wollte Habré selbst nichts gewusst haben. In den Ohren der Opfer klang das wie Hohn. Clément Abaifouta, Sprecher einer Vereinigung der Opfer des Diktators, sagte am Ende des Prozesses, kurz vor der Urteilsverkündung: "Zu sagen, Habré hat nichts getan - das hieße, die Geschichte zu verleugnen."
Insofern sehen die Opfer des Regimes Habré das Urteil von Dakar als eine späte Genugtuung. 1990 war Habré gestürzt worden und in den Senegal geflohen. Dort lebte er unter dem politischen Schutz der Regierung fast 20 Jahre lang in einer Villa. Dann wechselte die Regierung im Senegal, und Habré verlor diesen Schutz.
40.000 Todesopfer während seiner Herrschaft
In seinem Heimatland wurde Beweismaterial gesammelt. Eine Wahrheitskommission im Tschad schätzte, es habe 40.000 Todesopfer während der Habré-Herrschaft gegeben, Massenhinrichtungen, Verschwundene, Tote durch Folter. In Unterlagen seiner Geheimpolizei waren sorgfältig mehr als 1200 Todesfälle unter Folter aufgelistet, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch dokumentierte.Das Urteil jetzt, mehr als 25 Jahre nach Ende seiner achtjährigen Herrschaft im Tschad, ist noch nicht rechtskräftig. Habrés Anwälte können innerhalb der nächsten 14 Tage entscheiden, ob sie in Berufung gehen wollen.
Aber schon jetzt ist dieses Verfahren vor einem afrikanischen Sondertribunal etwas Besonderes: Der Prozess gegen Ex-Diktator Habré kam mit Unterstützung der Staaten der Afrikanischen Union zustande. Und durch den enormen Druck, den Menschenrechtsorganisationen durch ihre Recherchen und Zeugen durch ihre dokumentierten Aussagen aufgebaut hatten.
Habré muss die Strafe im Senegal absitzen
Erstmals wurde jetzt ein afrikanischer Diktator außerhalb seines Heimatlandes in einem anderen afrikanischen Staat für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter und Sklaverei verurteilt. Wenn das Urteil bestätigt wird, muss Habré seine Haftstrafe in einem Gefängnis der senegalesischen Hauptstadt Dakar antreten. Lokale Medien berichten, seine Zelle sei schon vorbereitet.