Aktionswochen im Supermarkt. Der TV-Werbespot einer deutschen Lebensmittelkette verspricht satte Rabatte auf viele Produkte. Wertvolle Informationen für die meisten Tschechen, denn ohne Preisnachlass bleibt der Einkaufswagen leer:
"Selbstverständlich kaufe ich nur Sonderangebote. Ich lese immer vorher die Prospekte und wähle dann aus. Da kann man eine Menge Kronen sparen. Ich fühle mich dann so als ob ich in der Lotterie gewonnen habe."
Tatsächlich ist das Studium der bunten Werbezettel ein beliebter Volkssport in Tschechien. Fast jeden Tag sind die Briefkästen vollgestopft mit Reklameblättern und der Ankündigung neuer Rabattaktionen. Nur so lassen sich die Kunden in die Supermärkte locken, erklärt die Marketing-Expertin Petra Hejlova:
"Die Tschechen lesen die Prospekte wirklich sehr aufmerksam. Die Forschungsergebnisse sind eindeutig. Mehr als 50 Prozent eines Einkaufskorbes in Tschechien sind Sonderangebote. Viele Kunden zahlen nie den normalen Preis sondern sie warten bis ein Produkt billiger wird."
Kunden haben sich an die ständigen Sonderangebote gewöhnt
Bereits kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs fiel der Startschuss für die Rabattschlacht in Tschechien. Die großen internationalen Handelsketten drängelten sich auf den neuen Markt und liefern sich seither einen erbitterten Preiskampf um die Gunst der Kunden, so Zdenek Skala von der Marktforschungsgesellschaft GfK:
"Der Konkurrenzkampf hat sich immer mehr verschärft. Der tschechische Markt ist viel kleiner als in Deutschland oder Polen. Der Verdrängungswettbewerb wird über den Preis geführt und die Kunden haben sich an die ständigen Sonderangebote gewöhnt."
Eine Kehrtwende im Konsumverhalten ist bislang nicht in Sicht. Für die große Mehrheit der Tschechen ist der Preis wichtiger als die Qualität der Produkte. Die Hersteller vieler Markenprodukte haben darauf bereits reagiert. Viele internationale Lebensmittelkonzerne liefern ihre Waren in deutlich schlechterer Qualität nach Ost- und Mitteuropa als auf die heimischen Märkte.