Jetzt im kalten Winter kommt der alte Motor nur langsam auf Touren. 16 Jahre hat der blaue Skoda Favorit bereits auf dem Buckel. Doch auch nach über 200.000 Kilometern schwört der stolze Besitzer Josef Valiska auf sein betagtes Schätzchen:
"Diese alten Wagen kann man sehr leicht reparieren. Die Ersatzteile sind billig. Das meiste mache ich gleich selbst. Ich brauche keine Werkstatt. Das ist für mich die beste Lösung."
Keine komplizierte Computertechnologie unter der Haube, sondern handgemachte Technik zum Selberschrauben. Ein Argument, das für viele Tschechen zählt. Was in Deutschland ausgemustert wird, findet im Nachbarland noch immer einen Käufer. Jahr für Jahr wächst deshalb die Zahl der Gebrauchtwagenimporte. Ein Alarmzeichen, so der Direktor des Verbandes der tschechischen Automobilindustrie, Antonin Sipek:
"Das durchschnittliche Alter der Autos ist mittlerweile auf 14, 5 Jahre gestiegen. Der Fuhrpark in Tschechien wird immer rostiger. Über 60 Prozent aller Fahrzeuge bei uns sind über 10 Jahre alt. "
Den Markt per Geldbeutel steuern
Auch Umweltverbände kritisieren die alten Klapperkisten. Ihr hoher Spritverbrauch und die fehlenden Katalysatoren seien ein ökologischer Albtraum. Notwendig sei die Einführung einer Kfz-Steuer gestaffelt nach dem Schadstoffausstoß. Nur über den Geldbeutel lässt sich der Markt steuern, meint auch Autoboss Antonin Sipek:
"In Tschechien wurde seit der demokratischen Wende nichts für die Erneuerung des PKW-Bestandes gemacht. Wir brauchen deshalb dringend eine Abwrackprämie wie damals in Deutschland. Nur so werden die Besitzer motiviert ihre alten Fahrzeuge zu verschrotten."
Doch die Forderungen der Auto-Lobby stoßen bisher in der Politik auf taube Ohren. Obwohl in Tschechien viele Arbeitsplätze von den Autokonzernen abhängen, sieht der zuständige Industrieminister Jan Mladek keinen Grund zur Eile:
"Falls wir so etwas beschließen, geht es um die Beseitigung der alten Autos aus ökologischen Gründen. Konkrete Summen sind allerdings noch nicht auf der Tagesordnung. Ich verstehe jedoch das dies ein populäres Thema ist."
Eine Gesetzesnovelle will die Regierung jedoch schon bald auf den Weg bringen. Nach Beschwerden über bestechliche Prüfingenieure soll es künftig in allen TÜV-Stationen eine Kameraüberwachung geben. Allzu oft – so haben Kontrollen ergeben – drücken manche Prüfer bisher für ein sattes Trinkgeld auch bei Rostlauben beide Augen zu.