Pfiffe und Schmährufe für Milos Zeman. Am 25. Jahrestag der Revolution demonstrieren mehrere Tausend Bürger in der Prager Altstadt gegen ihren Präsidenten. Auch Jiri ist gekommen, um Zeman symbolisch die Rote Karte zu zeigen: "Ich schäme für meinen Präsidenten. Für seine vulgären Auftritte und seine Arroganz. Er missachtet die Revolution und alles, wofür wir damals gekämpft haben. Er sollte zurücktreten."
"Wir wollen Zeman nicht", rufen die Demonstranten
In einer Stellungnahme hatte Zeman zuletzt die brutale Niederschlagung der Studentenproteste am 17. November 1989 in Zweifel gezogen. Zuvor hatte er wiederholt die EU-Sanktionen gegenüber Moskau kritisiert und die russische Frauenband "Pussy Riot" vulgär beschimpft. Eierwürfe, Buhrufe und ein gellendes Pfeifkonzert begleiten die Ansprache von Milos Zeman im Albertov - dort, wo vor 25 Jahren die Studentenproteste begannen.
"Milos in den Abfalleimer" - "Wir wollen Zeman nicht", skandieren die Demonstranten. Der Präsident gibt sich davon unbeeindruckt. Mit großen Regenschirmen schützen ihn seine Leibwächter, als er an das Mikrofon tritt: "Ich habe keine Angst vor euch. Vor 25 Jahren war es gefährlich, auf die Straße zu gehen. Es brauchte Mut. Ich habe damals mitdemonstriert. Es ist feige, dass ihr jetzt kommt und uns mit Eiern bewerft."
Gauck von Ei getroffen
Ein Ei verfehlt Zeman und trifft den deutschen Bundespräsidenten an der Schläfe. Zuvor wird Joachim Gauck mit großem Beifall begrüßt. Er danke allen Tschechen für ihren Mut bei der friedlichen Revolution vor 25 Jahren. Damals habe er bei den Demonstrationen in Rostock den Bürgerrechtler Vaclav Havel zitiert: "Die Macht der Mächtigen kommt von der Ohnmacht der Ohnmächtigen. Wir erinnern uns am heutigen Tag an all die Menschen, die sich nicht mit ihrer Ohnmacht zufrieden geben, sondern die aufbrechen aus ihrer Ohnmacht und schöpferisch die Freiheit gestalten. Danke dafür."
Im Anschluss diskutiert Joachim Gauck gemeinsam mit seinen vier Amtskollegen aus Ost- und Mitteleuropa mit Studenten in der Prager Karls-Universität. Der Besuch in Prag ist der Abschluss der Freiheitstour von Joachim Gauck. In den letzten Wochen hatte der Bundespräsident bereits in Warschau, Budapest, Leipzig und Bratislava an den Beginn der friedlichen Revolutionen vor 25 Jahren erinnert.