Die Kneipe in einem Prager Plattenbauviertel füllt sich immer weiter. Vorn an einem Tisch sitzt Dominik Feri, er ist an diesem Abend der prominente Gast beim Stammtisch seiner Partei. Er lockt Zuhörer an, die sonst wohl nicht zu einem politischen Gespräch kommen würden.
Eine kurze Begrüßung, dann beginnt die Debatte: Um die Versäumnisse der Regierung geht es und um die EU. Die meisten Zuhörer aber sind gekommen, um ihn zu sehen: Dominik Feri ist in Tschechien zu einer Art Idol geworden für die jungen, liberalen Wähler, die mit dem grassierenden Populismus nichts zu tun haben möchten. Feri schaut in die Runde.
"In kleineren Orten kommen mehr ältere Leute, aber den Großteil bilden eigentlich immer die Jungen. Jetzt im Herbst stehen bei uns die Kommunalwahlen an, da sind Aktionen wie das heutige Treffen besonders wichtig. Die örtlichen Parteichefs wollen so Kandidaten suchen - denn in Tschechien kann kaum eine Partei ihre Kandidatenliste nur mit eigenen Parteimitgliedern füllen."
Dominik Feri ist ein Beispiel dafür, wie bei jungen Leuten Interesse an Politik geweckt werden kann: Er war 15, in seiner Heimatstadt in der böhmischen Provinz fehlten ihm kulturelle Angebote. Also veranstaltete er selbst Konzerte, lud Gleichaltrige ein und wurde schließlich in den Stadtrat gewählt. Von dort schaffte er den Sprung ins Prager Parlament. Zusätzlich zu seinem Mandat studiert er gerade Jura.
Feri sucht die politische Auseinandersetzung
Dass Feri es in Tschechien zum Prominenten gebracht hat, liegt vor allem an seinen Auftritten: Er liefert sich mit Premierminister Andrej Babiš Redegefechte, er geht mit einem Rechtspopulisten ins Fernsehstudio, um ihm Paroli zu bieten. Und er verlässt demonstrativ den Saal, als Präsident Miloš Zeman bei einem Staatsakt über die Medien schimpft.
Auf der Straße wird er in jüngster Zeit ständig angesprochen. Dominik Feri ist unübersehbar, er hat neben seinen tschechischen auch äthiopische Wurzeln und kleidet sich auffällig im Dandy-Look mit grellen Fliegen, engen Sakkos und bunten Socken. Neulich erst pöbelten ihn Bauarbeiter an, die vor dem Parlament die Straße reparierten.
"Sie brüllten mich an, ich solle zurück in den Urwald. An solche Sprüche habe ich mich schon gewöhnt. Da bin ich zu ihnen hingegangen: Wir kamen ins Gespräch, sie klagten über die Europäische Union und sagten, die normalen Bürger hätten eh nichts davon. In so einem Moment kann man nicht über die Personenfreizügigkeit sprechen und solche Sachen, da muss man konkreter werden. Also haben wir über die abgeschafften Roaming-Gebühren gesprochen. Meinungen kann man nicht in kurzer Zeit ändern, aber wenn die Leute merken: Hey, der ist ein ganz normaler Mensch, mit dem man gut reden kann, dann wissen sie das zu schätzen."
Die Zukunft gehört den Jungen
Dass sich Feri und seine Parteifreunde für die Europäische Union und für eine westlich orientierte Politik engagieren, macht sie in Tschechien derzeit nicht gerade populär. Allzu große Sorgen mache er sich deshalb aber nicht, sagt Dominik Feri: Weil er 21 Jahre alt ist, werde er den Großteil seines Lebens in einer Zeit verbringen, in der Präsident Zeman und Premier Babiš ihre politischen Karrieren längst beendet haben werden.
"Jedes Jahr wachsen 100.000 junge Menschen heran, die wählen dürfen. Innerhalb von zehn Jahren entsteht dadurch viel Raum für eine Gruppierung oder eine schon bestehende Partei, die nicht mehr nur den Kampf gegen die Korruption als Thema hat oder solche Dinge aus der Vergangenheit. Sie werden sich mit der Bildung beschäftigen, mit der Infrastruktur, der Lebensqualität und unserer Beziehung zu Europa."
Dann kann sich auch die tschechische Politik endlich auf die Zukunft konzentrieren, hofft Dominik Feri.