Josef Ksica zieht alle Register. Doch so sehr der Domorganist auf die Pedale drückt und in die Tasten haut, sein Instrument ist zu klein für die große Kathedrale. Die Musik kommt nicht bis in die hinteren Winkel des gewaltigen Kirchenschiffes. Ein akustisches Trauerspiel für viele der bis zu 7.000 Gottesdienstbesucher:
"Die Menschen hören die Orgel nur aus weiter Ferne. Ich bemühe mich zwar nach Kräften aber die schwächeren Register kann ich überhaupt nicht verwenden. Ich muss immer mit sehr großem Ausdruck spielen."
Jahrhundertelang wurde am Prager Veitsdom gearbeitet. Erst 1929 wird das nationale Prestigeprojekt nach seiner Erweiterung von Staatspräsident Masaryk endgültig eingeweiht. An der Orgel wird jedoch gespart. Das bescheidene Instrument findet ihren Platz in einem Seitenchor und nicht über dem Haupteingang. Ein Provisorium, das schon bald der Vergangenheit angehören soll, so Stepan Svobóda vom Erzbistum Prag:
"Wir wollen eine große Meisterorgel. Ein echtes Kunstwerk. Viele Spitzenfirmen aus ganz Europa haben sich bereits gemeldet. Wir machen ihnen keinerlei Vorgaben. Auch vier Firmen aus Deutschland sind mit im Rennen."
Ein ehrgeiziger Plan
Etwa drei Millionen Euro sind für die Meisterorgel eingeplant. Doch der eigens eingerichtete Stiftungsfonds hat bislang nur rund ein Viertel der Kosten beisammen. Im Sommer soll deshalb eine große landesweite Spendenaktion auf die Beine gestellt werden. In einer feierlichen Zeremonie appelliert Kardinal Dominik Duka an die Großzügigkeit der Gläubigen:
"Es ist wichtig, dass wir mit der neuen Orgel die Botschaft des Vaters in unserer Heimat weiter verbreiten. Der Dom ist auch für unser Land von zentraler Bedeutung. Wir wollen die neue Orgel zum 100. Jahrestag unserer Staatsgründung im Jahr 2018 fertigstellen."
Ob dieser ehrgeizige Zeitplan tatsächlich erfüllt werden kann, steht jedoch noch in den Sternen. In der Vergangenheit scheiterten bereits vier Anläufe für die Finanzierung einer standesgemäßen Domorgel. Die Gottesdienste in Tschechien sind meist spärlich besucht. Nur gut 20 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zu einer Religionsgemeinschaft.