Martin Krcmar sitzt im Sprechzimmer von Dr. Zelmira Herrova, der Chefärztin der psychiatrischen Klinik in Havlickuv Brod. Der 21-jährige Sexualstraftäter wurde eingeliefert, um von seinen gefährlichen sexuellen Fantasien befreit zu werden. Er hatte ein kleines Mädchen auf ihrem Schulweg bedrängt, es unsittlich berührt.
"Wenn er könnte, würde er wieder eine solche Tat begehen, davon bin ich überzeugt"," so die Ärztin. Dr. Herrova rät deshalb dringend zur Kastration.
""Ich habe über die Kastration nachgedacht, aber ich will das nicht","
erzählt Martin Krcmar.
""Ich habe Angst, dass mich meine Freundin danach nicht mehr will. Und meine Eltern wollen auch nicht, dass ich mich kastrieren lasse, die wollen Enkelkinder."
Doch Dr. Herrova lässt nicht locker: Sie hält Martin Krcmar für sexuell aggressiv und gemeingefährlich. Und sie hat einen Trumpf in der Hand. Ohne Kastration keine Aussicht auf Freiheit, so die einfache Gleichung.
"Ohne dass wir Ihren Sexualtrieb zuverlässig eindämmen, kann ich es nicht verantworten, dem Gericht zu empfehlen, Sie zu entlassen."
Die Chefärztin ist von der Kastration als "Therapie-Methode" überzeugt. Unwahrscheinlich, dass ein kastrierter Täter rückfällig würde, so ihr Argument. Denn bei dem Eingriff werden den Tätern die Hoden chirurgisch entfernt, die Testosteronbildung somit reduziert. Und je weniger Testosteron, desto geringer der Sexualtrieb. Deshalb legt Dr. Herrova ihren Patienten immer wieder nahe, sich dem Eingriff zu unterziehen – oft nur kurze Zeit nach deren Einlieferung.
Jozef Rafael war ebenfalls Patient in Havlickuv Brod, nachdem er eine 12-jährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung mit Todesfolge abgesessen hatte. Auch er hat sich kastrieren lassen.
"Dr. Herrova lehnte es ab, mich zu therapieren. Die einzige Möglichkeit sei die Kastration. Freiwillig war das also kaum. Wenn man wieder zurück ins normale Leben möchte, hat man keine andere Wahl."
Zwar müssen die Patienten den Eingriff selbst beantragen, der Druck sei jedoch enorm, konstatiert auch der Anti-Folter-Ausschusses des Europarates in seinem jüngsten Bericht. Darin wird Tschechien zum wiederholten Male aufgefordert, die Kastrationen zu stoppen. Schließlich seien sie irreversibel und die Nebenwirkungen folgenschwer. Ganz typisch: Depressionen und Osteoporose.
"Ich habe kaum noch Lust auf Sex und deshalb Streit mit meiner Freundin.
Dazu kommen gesundheitliche Probleme, Depressionen, ich nehme viele Medikamente. Ich habe starke Probleme mit dem Rücken, die hatte ich vorher auch nicht."
Doch in Tschechien findet sich kaum ein Kritiker der Kastrationspraxis. Immerhin seien die ja freiwillig und für die Täter eine Chance auf ein Leben außerhalb der geschlossenen Psychiatrie, so die einhellige Meinung von Fachleuten und Politikern.
Petr ist 27 Jahre alt. Mittelgroß, schlank, dunkelblondes, kurzes Haar. Jeans und Hemd sind sorgfältig gebügelt. Auf den ersten Blick ist kaum vorstellbar, dass dieser freundlich wirkende Mann ein siebenjähriges Mädchen vergewaltigt hat. Doch selbst nach Therapie-Beginn kreisten seine Gedanken unentwegt um Sex mit Kindern, gesteht er beim Tischtennisspiel.
"Ich hatte immer heftige Träume, konnte nachts nicht schlafen. Von kleinen Mädchen geträumt habe ich. Das ging so weit, dass ich mir die Pulsadern durchschneiden wollte."
Als die verbotenen Gedanken unerträglich wurden, ließ sich Petr wie viele seiner Mitpatienten seine Hoden entfernen.
"Ich habe gehofft, dass die Kastration mir hilft, von diesen Gedanken loszukommen. Tatsächlich ist das viel besser geworden. Die schlimmen Fantasien sind jetzt weg."
Innerhalb von sechs Monaten soll sich die tschechische Regierung nun zu den Ergebnissen des Anti-Folter-Ausschusses äußern. Doch auch eine Gesetzesnovelle, die das Gesundheitsministerium derzeit erarbeitet, wird nicht das Ende der Kastrationen bringen, heißt es. Künftig sollen aber nicht mehr die Klinikärzte über den Eingriff befinden, sondern eine eigens dafür eingerichtete Kommission beim Gesundheitsministerium.
"Wenn er könnte, würde er wieder eine solche Tat begehen, davon bin ich überzeugt"," so die Ärztin. Dr. Herrova rät deshalb dringend zur Kastration.
""Ich habe über die Kastration nachgedacht, aber ich will das nicht","
erzählt Martin Krcmar.
""Ich habe Angst, dass mich meine Freundin danach nicht mehr will. Und meine Eltern wollen auch nicht, dass ich mich kastrieren lasse, die wollen Enkelkinder."
Doch Dr. Herrova lässt nicht locker: Sie hält Martin Krcmar für sexuell aggressiv und gemeingefährlich. Und sie hat einen Trumpf in der Hand. Ohne Kastration keine Aussicht auf Freiheit, so die einfache Gleichung.
"Ohne dass wir Ihren Sexualtrieb zuverlässig eindämmen, kann ich es nicht verantworten, dem Gericht zu empfehlen, Sie zu entlassen."
Die Chefärztin ist von der Kastration als "Therapie-Methode" überzeugt. Unwahrscheinlich, dass ein kastrierter Täter rückfällig würde, so ihr Argument. Denn bei dem Eingriff werden den Tätern die Hoden chirurgisch entfernt, die Testosteronbildung somit reduziert. Und je weniger Testosteron, desto geringer der Sexualtrieb. Deshalb legt Dr. Herrova ihren Patienten immer wieder nahe, sich dem Eingriff zu unterziehen – oft nur kurze Zeit nach deren Einlieferung.
Jozef Rafael war ebenfalls Patient in Havlickuv Brod, nachdem er eine 12-jährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung mit Todesfolge abgesessen hatte. Auch er hat sich kastrieren lassen.
"Dr. Herrova lehnte es ab, mich zu therapieren. Die einzige Möglichkeit sei die Kastration. Freiwillig war das also kaum. Wenn man wieder zurück ins normale Leben möchte, hat man keine andere Wahl."
Zwar müssen die Patienten den Eingriff selbst beantragen, der Druck sei jedoch enorm, konstatiert auch der Anti-Folter-Ausschusses des Europarates in seinem jüngsten Bericht. Darin wird Tschechien zum wiederholten Male aufgefordert, die Kastrationen zu stoppen. Schließlich seien sie irreversibel und die Nebenwirkungen folgenschwer. Ganz typisch: Depressionen und Osteoporose.
"Ich habe kaum noch Lust auf Sex und deshalb Streit mit meiner Freundin.
Dazu kommen gesundheitliche Probleme, Depressionen, ich nehme viele Medikamente. Ich habe starke Probleme mit dem Rücken, die hatte ich vorher auch nicht."
Doch in Tschechien findet sich kaum ein Kritiker der Kastrationspraxis. Immerhin seien die ja freiwillig und für die Täter eine Chance auf ein Leben außerhalb der geschlossenen Psychiatrie, so die einhellige Meinung von Fachleuten und Politikern.
Petr ist 27 Jahre alt. Mittelgroß, schlank, dunkelblondes, kurzes Haar. Jeans und Hemd sind sorgfältig gebügelt. Auf den ersten Blick ist kaum vorstellbar, dass dieser freundlich wirkende Mann ein siebenjähriges Mädchen vergewaltigt hat. Doch selbst nach Therapie-Beginn kreisten seine Gedanken unentwegt um Sex mit Kindern, gesteht er beim Tischtennisspiel.
"Ich hatte immer heftige Träume, konnte nachts nicht schlafen. Von kleinen Mädchen geträumt habe ich. Das ging so weit, dass ich mir die Pulsadern durchschneiden wollte."
Als die verbotenen Gedanken unerträglich wurden, ließ sich Petr wie viele seiner Mitpatienten seine Hoden entfernen.
"Ich habe gehofft, dass die Kastration mir hilft, von diesen Gedanken loszukommen. Tatsächlich ist das viel besser geworden. Die schlimmen Fantasien sind jetzt weg."
Innerhalb von sechs Monaten soll sich die tschechische Regierung nun zu den Ergebnissen des Anti-Folter-Ausschusses äußern. Doch auch eine Gesetzesnovelle, die das Gesundheitsministerium derzeit erarbeitet, wird nicht das Ende der Kastrationen bringen, heißt es. Künftig sollen aber nicht mehr die Klinikärzte über den Eingriff befinden, sondern eine eigens dafür eingerichtete Kommission beim Gesundheitsministerium.