Freitagsgebet in der Hinterhofmoschee. Rund 70 Gläubige verneigen sich in Richtung Mekka. Die staubige Zufahrtstrasse ist vollständig zugeparkt.
Immer mehr Gäste kommen aus den Golfstaaten. Die Moschee ist deshalb inzwischen zu klein. Ein neuer Anbau soll die Platzprobleme lösen. Doch noch stehen die Männer dicht gedrängt Schulter an Schulter: Atif ist in Palästina geboren. Früher hat er in Deutschland gelebt, jetzt arbeitet er als Dolmetscher für die arabischen Kurgäste in Teplice. Lange Jahre hat er dort mit seiner Familie ohne Probleme gelebt, doch die Stimmung in Nordböhmen hat sich verändert:
"Man sitzt im Garten ab und zu und hat Kinder. Und wenn man Kinder hat, schmeißt man ein Papier oder eine Zigarette auf den Boden. Ich denke die Tschechen machen das auch. Aber das ist nicht das Problem. Das große Problem ist die Angst. Das sind Fremde das sind Muslime."
Viele bleiben mehrere Monate
Rund ein Viertel der jährlich rund 13.000 Kurgäste in Teplice kommt mittlerweile aus Kuwait, Bahrein oder Saudi-Arabien. Viele der Patienten und ihre Angehörigen bleiben über lange Monate - meist finanziert aus den Kassen der Herrscherfamilien. Sie prägen vor allem im Sommer das Bild der Stadt. Viele Bewohner der 50.000 Einwohner von Teplice sind damit überfordert, meint der Arzt Abbas Jahaf. Im Kurpark herrsche mittlerweile ein Kulturkampf:
"Arabische Familien haben einen anderen Lebensstil. Sie sind laut und temperamentvoll. Das ist die Gesellschaft hier nicht gewöhnt – sie kennen einfach keine anderen Kulturen, weil sie so lange hinter dem Eisernen Vorhang gelebt haben."
Debatte über Kopftuchverbot im Kurpark
Die Angst vor der schleichenden Islamisierung ihrer Heimatstadt treibt viele Bewohner auf die Straße. Im Herbst vergangenen Jahres organisiert eine rechtsradikale Partei einen Protestmarsch durch die Innenstadt. Im Stadtrat wird über ein Kopftuchverbot im Kurpark debattiert. Einige arabische Geschäfte werden mit Schweineblut beschmiert.
In der Kneipe "Pod Lampou" sind Gäste aus arabischen Ländern nicht willkommen. Über dem Tresen hängt zur Abschreckung eine israelische Flagge mit dem Davidstern. Den Eingang bewacht ein lebensgroßes Plastikschwein. Kein Rassismus, meint der Gastwirt, sondern der einzige Weg sich zu wehren:
"Im Sommer sind hier im Park 1000 Frauen mit Burka und Männer mit langen Bärten. Die Kinder schreien bis in den frühen Morgen. Niemand kann schlafen und der Rasen ist völlig zugemüllt. Das ist die Hölle. Wir sind doch nicht in der Wüste. Jeder hasst hier die Araber."
Leider keine Einzelmeinung, so Bürgermeister Jaroslav Kubera. Seit über 20 Jahren steht er an der Spitze der Stadt. Nach dem Ende des Sozialismus habe sich Teplice verändert. Früher eine dreckige Industriestadt lebe Teplice heute gut von den Kurgästen aus aller Welt. Doch der Erfolg habe auch seine Schattenseiten.
"Viele Menschen haben einfach Angst"
"Unsere Einheimischen haben nicht nur ein Problem mit der Unordnung im Park und dem Lärm. Seit den Anschlägen in Paris und Kopenhagen haben viele Menschen einfach Angst. Sie sehen das im Fernsehen und denken - der Terror kommt jetzt auch zu uns nach Teplice. Das ist sehr irrational."
Nur wenige Autominuten vom historischen Stadtkern entfernt liegt auf einem Hügel der Ortsteil Modlany. Hier hat sich Karel Secky seinen Traum vom ruhigen Landleben verwirklicht. Sein neu gebautes Haus steht auf einem riesigen Grundstück mit Apfelbäumen.
Doch die Idylle ist in Gefahr, fürchtet der 41-jährige Ingenieur. Kuwaitische Investoren haben in Modlany mehr als 120 Parzellen Land gekauft. Dort sollen luxuriöse Ferienhäuser für reiche arabische Kurgäste entstehen:
"Ich sehe das als Bedrohung. Wir Tschechen wollen doch nur ein ruhiges Leben. Wir wollen hier keine fremden Kulturen. Keine Burkas und Menschen, die unsere Regeln nicht respektieren. Die Araber können sich nicht anpassen – das sehen wir jeden Tag in Teplice."
Bürger wehren sich gegen den Verkauf an arabische Investoren
Seine Bürgerinitiative will deshalb den Verkauf weiterer Grundstücke an arabische Investoren verhindern. Eine Petition fordert von den zuständigen Behörden den Stopp der Bauvorhaben. Eine Entwicklung die in den Kurhäusern mit Sorge beobachtet wird. Die wachsende anti-arabische Stimmung in Teplice bleibt nicht ohne Folgen, fürchtet Kurdirektorin Yveta Sliskova:
"Einige Gäste sind davon so betroffen, das sie vielleicht im nächsten Jahr nicht mehr wiederkommen. Wir hoffen aber, das dieser Streit uns nicht dauerhaft schadet. Natürlich gibt es aber ein gewisses Risiko."
Auch in der islamischen Gemeinde von Teplice wächst die Unruhe. Viele der kleinen Geschäftsleute und Ladeninhaber fürchten um ihre Existenz und die Sicherheit ihrer Familien. Mit Einladungen zum Dialog in der Mosche versuchen sie ihren tschechischen Mitbürger die Furcht vor der fremden Kultur und Religion zu nehmen.
"Wir reden mit den Menschen über die Dinge die sie stören und die sie verunsichern. Die Reaktionen sind dann meist sehr positiv. Wenn man sich persönlich kennenlernt regeln sich viele Dinge oft von selbst. Sie denken dann anders über uns und unsere Religion als wenn sie nur in den Medien davon erfahren."