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Tschechien
Staustufe soll den Pegel der Elbe deutlich erhöhen

Vor allem im Sommer können tschechische Binnenschiffer oft wochenlang nicht auf der Elbe fahren, weil sich der Fluss in ein flaches Bächlein verwandelt hat. Eine nur wenige Kilometer vor der sächsischen Landesgrenze entfernte Staustufe soll das ändern. Umweltschützer in beiden Ländern warnen vor den Folgen.

Von Stefan Heinlein |
    Die Elbe aufgenommen am 27.08.2014 bei Bleckede (Niedersachsen).
    Die Elbe (picture alliance / dpa / )
    Noch liegt das Gutachten in den Schubladen der zuständigen Ministerien. Doch für Jan Bukovsky von der Prager Wasserwirtschaftsdirektion ist die Sache bereits klar. Die neue Umweltverträglichkeitsprüfung wird endgültig den Weg frei machen für den Bau der lange umstrittenen Elbe-Staustufe bei Decin:
    "Wir hoffen, die Staustufe wird den Pegel der Elbe um mehr als 40 Zentimeter erhöhen. Die Binnenschifffahrt erhält dadurch viel bessere Bedingungen. Die Elbe ist ein internationaler Wasserweg. Alle Seiten werden davon profitieren."
    "Kaum Auswirkungen auf die Natur"
    Vor allem im Sommer sind tschechische Binnenschiffer bisher oft lange Wochen aufs Trockene gesetzt. Regnet es zu wenig, ist die Elbe kilometerlang nur ein flaches Bächlein. Der einzige Wasserweg zur Nordsee ist damit blockiert. Nur ein Prozent des tschechischen Warenverkehrs wird deshalb bislang per Schiff transportiert. Das 250 Millionen Euro teure Neubauprojekt soll dies ändern:
    "Wir arbeiten seit acht Jahren an den Plänen für diese Staustufe. Sie wird kaum Auswirkungen auf die Natur haben. Die Lebensbedingungen für Pflanzen, Tiere und Fische werden sich nicht verschlechtern. Unsere deutschen Nachbarn müssen sich nicht vor dem Bau fürchten."
    "Keine gute Lösung für den Hochwasserschutz"
    Doch die nur wenige Kilometer vor der sächsischen Landesgrenze entfernte Staustufe ist der Alptraum vieler Umweltschützer auch in Tschechien. Seit einigen Jahren ist die Elbe wieder die Heimat für Biber, Lachse und andere seltene Tier- und Pflanzenarten. Dieses sensible Ökosystem ist nun bedroht, befürchtet Jana Vitnerova von der Umweltgruppe Arnika:
    "Der Ausbau der Staustufe ist ökologischer und ökonomischer Unsinn. Die Elbe wird dann ein toter Fluss. Vor allem die Lachse können nicht mehr wandern. Auch für den Hochwasserschutz ist das keine gute Lösung. Vor allem die sächsische Bevölkerung wird das spüren."
    Tatsächlich ist die Landesregierung in Dresden seit Jahren bemüht, Einfluss in Prag auf die Ausbaupläne zu nehmen. Doch die Aussichten die Stauregulierung der gemeinsamen Wasserstraße mit Hilfe von Brüssel zu verhindern, sind nach Meinung von Behördensprecher Jan Bukovsky eher gering:
    "Die heiße Phase der Umweltverträglichkeitsprüfung beginnt in wenigen Wochen und endet im Laufe des Jahres. Das Genehmigungsverfahren dauert noch einmal rund zwei Jahre. Anschließend beginnen wir mit dem Bau. Ungefähr im Jahr 2021 ist die neue Staustufe bei Decin dann in Betrieb."
    Die Europäische Union werde dem Projekt keine Steine in den Weg legen. Im Gegenteil. In Prag hofft man für die neue Staustufe und ein angrenzendes Wasserkraftwerk auf Zuschüsse aus Brüssel in Höhe von rund 70 Prozent der Baukosten.