Daniel Kretinsky zählt zu den reichsten Menschen Tschechiens. Er gehört zu jenen tschechischen Oligarchen, die in den 90er Jahren den Grundstock für ihr Firmenimperium gelegt haben. Sein Vermögen wird nach früheren Angaben von "Forbes" auf 9,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Kretinsky ist 48 Jahre alt, wurde in Brünn geboren und hat Jura studiert.
Wo investiert Kretinsky?
Der Tscheche ist Mehrheitseigner der Investmentfirma EP Global Commerce. Darüber kontrolliert er EPH, einen der wichtigsten Energieversorger seiner Heimat. Die Gesellschaft hält eine Mehrheit oder große Anteile an Geschäften mit Braunkohle, Gas, Erneuerbarer Energie und Atomkraftwerken unter anderem in Tschechien, Großbritannien, Italien und der Slowakei. In der Slowakei gehören auch Gaspipeline-Betreiber und Gasspeicher dazu. In Deutschland ist die EPH an den ostdeutschen Braunkohleverstromern Mibrag und LEAG beteiligt.
Die EPGC hat in Handelsunternehmen wie den Lebensmittelgroßhändler Metro in Deutschland investiert, in den USA gehören Kretinsky Anteile des Sportartikelkonzerns Foot Locker, in Großbritannien ist er an der Supermarktkette Sainsbury's beteiligt.
In Tschechien hält Kretinsky unter anderem Anteile an mehreren Tageszeitungen, in Frankreich an Titeln wie "Elle" und "Marianne". Dort hat er auch die Verlagsgruppe Editis übernommen.
Kretinsky ist außerdem in der Logistikbranche und bei Briefdienstleistern in Großbritannien, den Niederlanden und in Frankreich aktiv. Ihm gehören Anteile am englischen Premier-League-Fußball-Club West Ham United. Zudem ist er Eigentümer des tschechischen Spitzenclubs Sparta Prag.
"Gemischtwarenladen" oder Strategie?
Welche Strategie Kretinsky mit seinen Investitionen verfolgt, ist nicht klar. Kritiker in Tschechien werfen ihm vor, in seinen Medien Umweltschützer und die Umweltpolitik der EU zu verunglimpfen, um seine Beteiligungen im Energiesektor zu schützen. Darüber berichtete Marianne Allweiss im Deutschlandfunk.
Der "Spiegel" beschreibt den Milliardär als Machtmenschen, der nach eigener Aussage in unterbewertete Unternehmen investiert. Dabei hole er raus, was rauszuholen sei, und erweise sich als sehr harter Verhandlungspartner. Aber nicht alle Vorhaben sind Kretinsky gelungen. Sowohl bei der Metro wie auch bei der Muttergesellschaft, der britischen Royal Mail, erhielt der Investor keine Mehrheitsbeteiligung.
Diese Nachricht wurde am 26.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.