Notwendig für den Neubau einer Schutzhülle sind rund 615 Millionen Euro. Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth, der als Vertreter der G7-Staaten in London war, äußerte sich aber zuversichtlich, dass weitere Gelder zusammenkommen. "Das Problem ist vom Tisch. So hätten Russland und China Zusagen gemacht, ohne konkrete Summen zu nennen. "Es ist jetzt absolut klar, dass die Arbeit in Tschernobyl weitergehen kann."
Die alte Schutzhülle war nach der Explosion des vierten Reaktors am 26. April 1986 eilig errichtet worden. Sie ist brüchig und droht einzustürzen. Ein Ersatz ist dringend notwendig, denn der Reaktor strahlt weiterhin Radioaktivität aus. Die Kosten für den Bau steigen allerdings immer weiter. Bislang haben die EU und 42 Länder für die im Bau befindliche Hülle insgesamt 1,5 Milliarden Euro bezahlt. Da die Kosten aber inzwischen auf 2,15 Milliarden Euro geschätzt werden, suchte der Fonds für die Abschirmung des havarierten Atomkraftwerks in London Geldgeber.
Bau findet in sicherer Entfernung statt
Die sieben führenden westlichen Industrienationen geben 95 Millionen Euro, 70 weitere kommen von der EU-Kommission. Den größten Teil übernimmt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mit 350 Millionen Euro. Weitere 15 Millionen Euro kommen von zahlreichen Ländern, darunter Dänemark, Österreich, Kuwait und Brasilien.
Der neue, rund 100 Meter hohe Bau soll Ende 2017 fertiggestellt werden. An der Schutzhülle wird seit 1992 gebaut. Sie soll nach ihrer Fertigstellung auf Schienen über die Ruine geschoben werden. Aus Sicherheitsgründen erfolgt der Bau des Sarkophags in sicherer Entfernung von der Ruine selbst.
Ukraine trägt die Hauptlast
Die Ukraine, die mit dem militärischen Konflikt im Osten des Landes belastet ist, zeigt sich mit Tschernobyl überfordert. Die ökologischen Probleme sind groß, denn die Radioaktivität hat sich in der Vegetation rund um Tschernobyl festgesetzt. Zuletzt war befürchtet worden, dass ein Waldbrand, der bis heute in der Gegend wütete, die Strahlung freisetzten könnte. Mehr als 300 Feuerwehrleute bekämpften aber erfolgreich die Flammen. Die Strahlenwerte in der Gegend seien normal, sagte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk.
Die Hauptlast des zu Sowjetzeiten gebauten Kraftwerks trägt die Ukraine, und der Hauptteil der Arbeit kommt erst noch: Die radioaktiv belasteten Trümmer müssen nach der Installierung der neuen Schutzhülle zerlegt und anschließend "entsorgt" werden.
(hba/nch/ach)