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Tschetschenien
Großdemo gegen "Charlie Hebdo"

In Grosny haben Hunderttausende Tschetschenen gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen protestiert. Sie waren dem Aufruf des Kreml-treuen Regierungschefs Ramsan Kadyrow gefolgt. Er kritisierte in einer Rede vor der zentralen Moschee westliche Journalisten und Politiker.

Von Markus Sambale |
    Tschechische Muslime auf einer Demonstration gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Grosny.
    Tschechische Muslime halten Schilder mit der Aufschrift "Wir lieben Mohammed" auf einer Demonstration gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Grosny. (picture alliance / dpa - Kazbek Vakhayev)
    Bei strahlendem Sonnenschein bewegte sich der Protestzug heute durch Grosny - vorbei an den modernen Wolkenkratzern im Zentrum. Die tschetschenische Hauptstadt ist in den vergangenen Jahren nach zwei Kriegen komplett neuaufgebaut worden.
    Viele Demonstranten ließen herzförmige Ballons steigen und zeigten Transparente mit der Aufschrift: "Ich liebe den Propheten."
    "Wir haben uns hier zum Protestzug gegen die Karikaturen von unserem Propheten Mohamed versammelt. Jeder hat seinen Glauben. Man muss nicht alle Sitten und Gebräuche mögen. Man kann darüber lachen. Aber unseren großen Propheten anzutasten, den eineinhalb Milliarden Menschen verehren, das werden wir nicht zulassen. Das ist eine Beleidigung, einfach Barbarei."
    Ramsan Kadyrow hatte zum Protest aufgerufen
    Der Protest war nicht spontan, sondern offiziell organisiert. Aufgerufen hatte der autoritär regierende Regierungschef Ramsan Kadyrow persönlich und damit vielen Menschen in Grosny die Teilnahme quasi verordnet.
    Kadyrow kritisierte in einer Rede vor der zentralen Moschee westliche Journalisten und Politiker. Sie sprächen von Meinungsfreiheit und Demokratie, verletzten dabei aber die religiösen Gefühle von vielen Gläubigen. Russland stelle sich gegen eine negative Entwicklung, die Europa und andere Regionen der Welt erfasst habe.
    "Die Menschen wollen heute auf der Demonstration ihre Unzufriedenheit darüber äußern, dass unser Prophet durch die Karikaturen beleidigt wird. Der Islam ist eine friedliche Religion, die Streit und andere schlechte Dinge nicht zulässt."
    "Die erste Reaktion war Empörung"
    Nach dem Terror-Anschlag auf das Pariser Satire-Magazin "Charlie Hebdo" schwankte die Stimmung in der Bevölkerung, wie die tschetschenische Menschenrechtlerin Libkan Basajewa erklärt:
    "Die erste Reaktion war Empörung, dass diese Terroristen Journalisten getötet hatten. Das sah wie ein brutaler und sinnloser Terroranschlag aus. Aber als bekannt wurde, womit sich die Journalisten beschäftigt haben, da schwang das Pendel um. Jetzt verurteilen die Bürger auch die ermordeten Journalisten."
    Der Kreml-treue Regierungschef Kadyrow wollte mit dem organisierten Protestzug offenbar nicht nur ein Zeichen gegen die Mohammed-Karikaturen setzen, sondern auch die Gefühle der Muslime kanalisieren. Im ehemaligen Kriegsgebiet Tschetschenien gibt es immer wieder extremistische Tendenzen - und Angriffe von Islamisten, die für ein Kaukasus-Kalifat kämpfen.