Am Anfang stand ein Mord. Der Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja – am 7. Oktober 2006. Ein Auftragsmörder erschoss sie vor ihrer Moskauer Wohnung.
Die 48-Jährige berichtete seit Jahren über die Krisenregion Tschetschenien, oft im Widerspruch zur offiziellen Darstellung der Moskauer Führung. Die österreichische Journalistin Susanne Scholl recherchierte für einen Film über den Tod der Anna Politkowskaja. Sie sprach mit tschetschenischen Frauen, für die die Ermordung von Anna Politkowskaja ein besonderes Trauma war. Denn die mutige Journalistin hatte ihnen zugehört und sie auch außerhalb des Landes lautstark vertreten. Susanne Scholl will Anna Politkowskaja nicht ersetzen, aber, wie sie und in ihrem Sinne, den kriegsgeplagten Frauen Gehör verschaffen:
„Ich hab die Erfahrung gemacht, dass sie sehr froh sind, wenn man sich für sie interessiert. Und sie erzählen einem ihr Leben. Natürlich mit gewissen Abstrichen. Ich glaube, dass sie bestimmte Dinge nicht sagen, bestimmte Dinge verschweigen und bestimmte Dinge auch ein bissel beschönigen, sehr oft auch die Situation in der Familie. Aber man kann natürlich, wenn man länger redet und wenn man ein bisschen gesehen hat davon, wie sie dort leben und wie die Situation ist, kann man sich das was sie verschweigen sehr oft einfach dazu denken.“
Neben den Arbeiten an ihrem mittlerweile preisgekrönten Film über Anna Politkowskaja, schrieb Susanne Scholl ihr Buch „Töchter des Krieges. Überleben in Tschetschenien“. Als langjährige Korrespondentin des Österreichischen Rundfunks in Moskau, gehört Tschetschenien zu ihrem Berichtsgebiet. Die Mutter zweier Kinder reiste, seit dem 2. Tschetschenienkrieg Ende der 90er Jahre, regelmäßig dorthin:
„Meist nur sehr kurz, meist nur über einen Tag, so früh hin, abends wieder raus, weil es auch zu gefährlich war. Aber die ganze Geschichte und auch die Geschichte dieser Leute und die Geschichte der Frauen in den Flüchtlingslagern, haben mich immer wahnsinnig persönlich betroffen. Weil ich auch aus einer persönlichen Geschichte komme, in der ich das Schicksal von Flüchtlingen und Verfolgten und von Leuten die nirgendwohin können, die überall zurückgewiesen werden, ziemlich gut nachvollziehen kann. Und mich das persönlich sehr stark betroffen gemacht hat.“
Susanne Scholl kommt aus einem jüdischen Elternhaus. Flucht und Verfolgung sind ihr deswegen aus der eigener Familiengeschichte nicht unbekannt. Doch lässt sie ihre Betroffenheit nicht Oberhand gewinnen. Auch wenn sie einen sehr persönlichen Stil wählt und die Leser an ihrem Erkenntnisprozess teilhaben lässt.
„Ich denke daran, was Eva mir von ihrer Arbeit erzählt hat. Sie ist immer wieder zu Massengräbern gerufen worden, weil die Menschen wollten, dass sie davon erzählt. An einem solchen Ort, sagt sie, saßen die Frauen am Rande des Feldes, in dem die Toten lagen, und warteten. Ganz ruhig seien sie gewesen, sagt Eva, viel zu ruhig, wenn man bedenkt, dass da gerade ihre zu Tode gefolterten Kinder ausgegraben wur¬den. Keine habe geweint. Und eine habe ganz ruhig zu ihr gesagt, dass da gerade ihr Sohn gebracht werde. Eva sagt, dass sie die Ruhe der Frauen nicht begreifen konnte – aber vielleicht beruhigt es schon zu wissen, dass das Warten ein Ende hat.“
Eva ist eine der Frauen, deren Schicksal Susanne Scholl beschreibt, wie das von Rosa, Sara, Natascha oder Lisa. Einzelschicksale von Frauen im kriegsbedingten Ausnahmezustand. Sie gleichen sich und zeigen: Krieg ist Männersache, Überleben im Krieg, die Sache der Frauen.
Die Tschetscheninnen versuchen es schon jahrelang, geraten oft zwischen die Fronten. Ihre Söhne, Brüder und Männer sind häufig Opfer und Täter zugleich. Eva ist die Begleiterin der Autorin durch Tschetschenien, ihre persönliche Geschichte führt durch das Buch. Es sind die Alltagsgeschichten und die staunende Distanz der Autorin, die das Buch so lesenwert machen, oder wie Susanne Scholl selbst zugibt:
„Ich glaub ich würd‘ wahnsinnig werden, wenn ich so leben müsste. Wenn ich wüsste, dass meine Kinder früh in die Schule gehen und ich eigentlich nicht sicher sein kann, ob sie am Abend heil nach Haus kommen. So einen völlig normalen Alltag führen, oder man geht auf den Markt, den es jetzt wieder gibt, dann schaut man sich die Ohrringe an, die es dort zu kaufen gibt und diskutiert ob man die oder jene kauft, und so. Was mich immer irgendwie erstaunt, weil ich mir immer denke: Wenn man das mitgemacht hat, kann man sich doch nicht für… Aber man! Man kann sich für Ohrringe interessieren, auch nachdem man zwei Kriege überlebt hat. Das finde ich toll."“
Susanne Scholl beschreibt Alltagsgeschichten. Brautraub gehört dazu. Eine kaukasische Tradition, gegen die sich auch die modernen Tschetschenien Eva nicht hat wehren können. Und die sie ihrem älteren Nachbarn auslieferte, der Vielweiberei betreibt und säuft:
„"Als ich Eva kennen lernte, hatte sie bereits zwei Söhne von eben diesem Mann und kein gutes Leben mit ihm hinter sich. Ob sie das damals vorausgeahnt habe, frage ich sie in dem Kaffeehaus in Grosny, in dem wir nach der schlimmen Fahrt aus den Bergen zu Abend essen. Ja, sagt Eva, ganz einfach, ja, das habe sie. Aber sie habe den Nachbarn nicht der Schande aussetzen können, von ihr zurückgewiesen zu werden. Das tue man einfach nicht, noch dazu in einem kleinen Land, wo jeder jeden kenne. Und ich begreife, dass genau auf diesem einen Satz das ganze Prinzip des Brautraubes basiert.“
Neben den anrührenden Alltagsgeschichten, liefert Susanne Scholl eine profunde Analyse der politischen Entwicklung in der Nordkaukasusrepublik. Sie erläutert die sogenannte „Tschetschenisierung“ des Konfliktes durch Moskau. Die Inthronisierung des unberechenbaren, jungen Ramsan Kadyrow und seine unumschränkte Macht. Der kurze historische Abriss am Ende des Buches holt weiter aus und beginnt bei der ersten Begegnung der Russen mit dem Bergvolk – konkret: der Kosaken Iwans des Schrecklichen in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts im Sunscha-Tal bei der Siedlung Tschetschen-Aul.
Ein Treffen, dass diesem Volk den russischen Namen „Tschetschenen“ gab.
Der Abriss endet mit dem 2. März 2007 – dem Tag an dem Ramsan Kadyrow vom tschetschenischen Parlament als Präsident der Republik bestätigt wird. Ein gelungener kurzer Überblick, der nachschlagenswert ist. Susanne Scholl wagt keine endgültige Einschätzung der Lage in Tschetschenien und der Perspektiven des geschunden Landes:
„Ich weiß es nicht, ich glaub‘, dass sich momentan die Situation sich so darstellt, dass wir uns auf eine lange Zeit einer furchtbaren Stagnation einstellen müssen. Moskau hat einen Clan an die Macht gebracht, der keine Skrupel kennt und der auch keine Ahnung hat, was es heißt, ein Land zu regieren. Nun weiß ich, was es heißt, zu schießen, sich selber alles zu nehmen was man will, nur die Gesetzte einzuhalten, die man selber für richtig erachtet bzw. selbst erfindet. So, mit Feuer und Schwert, und mit Angst herrscht in Tschetschenien, dass eine gewisse Ruhe ist. Aber das heißt nicht, dass die nächste Generation der Gefolterten, Ermoderten und Unterdrückten, die keine Zukunft haben, die keine Arbeit haben, dass die nicht wieder in die Berge gehen und schießen.“
„Die Reise ist noch nicht zu Ende“ betitelt Susanne Scholl ihr letztes Kapitel. Zurück in Moskau sitzt sie mit Eva an ihrem Küchentisch. Als sie mit ihrem Filmteam Tschetschenien verlassen wollte, hielten russische Geheimdienstmitarbeiter sie fest. Sie sollte ihr Filmmaterial ausliefern. Auch Eva geriet in Gefahr. Es ging glimpflich aus. Der Österreicherin Susanne Scholl half ihre Botschaft, Eva half sich selbst.
„Ich hab die Verhaftung erst im Nachhinein, als ich in Moskau Anna Politkowskajas Tschetschenienbuch gelesen hab‘ und gelesen hab‘, was ihr passiert ist, wie sie verhaftet wurde, erst da ist mir bewusst geworden, was uns alles hätte passieren können. Ich habe nie das Gefühl gehabt in Gefahr zu sein. Ich glaube es ist extrem gefährlich, nach wie vor. Und das ist auch irgendwie die Geschichte, die mich immer wieder umtreibt, ist die Tatsache, dass die Frauen sich damit eingerichtet haben, mit diesem gefährdet sein, und damit leben.“
Die Journalistin Susanne Scholl ist derzeit in Tschetschenien unerwünscht. Ausländische Journalisten dürfen die Nordkaukasusrepublik nur mit Sondergenehmigung aus Moskau bereisen. Die hat Susanne Scholl seit ihrer Recherchereise vor einem Jahr nicht mehr bekommen.
Susanne Scholl: Töchter des Krieges. Überleben in Tschetschenien, Molden Verlag, Wien, 240 Seiten 19, 90 Euro.
Die 48-Jährige berichtete seit Jahren über die Krisenregion Tschetschenien, oft im Widerspruch zur offiziellen Darstellung der Moskauer Führung. Die österreichische Journalistin Susanne Scholl recherchierte für einen Film über den Tod der Anna Politkowskaja. Sie sprach mit tschetschenischen Frauen, für die die Ermordung von Anna Politkowskaja ein besonderes Trauma war. Denn die mutige Journalistin hatte ihnen zugehört und sie auch außerhalb des Landes lautstark vertreten. Susanne Scholl will Anna Politkowskaja nicht ersetzen, aber, wie sie und in ihrem Sinne, den kriegsgeplagten Frauen Gehör verschaffen:
„Ich hab die Erfahrung gemacht, dass sie sehr froh sind, wenn man sich für sie interessiert. Und sie erzählen einem ihr Leben. Natürlich mit gewissen Abstrichen. Ich glaube, dass sie bestimmte Dinge nicht sagen, bestimmte Dinge verschweigen und bestimmte Dinge auch ein bissel beschönigen, sehr oft auch die Situation in der Familie. Aber man kann natürlich, wenn man länger redet und wenn man ein bisschen gesehen hat davon, wie sie dort leben und wie die Situation ist, kann man sich das was sie verschweigen sehr oft einfach dazu denken.“
Neben den Arbeiten an ihrem mittlerweile preisgekrönten Film über Anna Politkowskaja, schrieb Susanne Scholl ihr Buch „Töchter des Krieges. Überleben in Tschetschenien“. Als langjährige Korrespondentin des Österreichischen Rundfunks in Moskau, gehört Tschetschenien zu ihrem Berichtsgebiet. Die Mutter zweier Kinder reiste, seit dem 2. Tschetschenienkrieg Ende der 90er Jahre, regelmäßig dorthin:
„Meist nur sehr kurz, meist nur über einen Tag, so früh hin, abends wieder raus, weil es auch zu gefährlich war. Aber die ganze Geschichte und auch die Geschichte dieser Leute und die Geschichte der Frauen in den Flüchtlingslagern, haben mich immer wahnsinnig persönlich betroffen. Weil ich auch aus einer persönlichen Geschichte komme, in der ich das Schicksal von Flüchtlingen und Verfolgten und von Leuten die nirgendwohin können, die überall zurückgewiesen werden, ziemlich gut nachvollziehen kann. Und mich das persönlich sehr stark betroffen gemacht hat.“
Susanne Scholl kommt aus einem jüdischen Elternhaus. Flucht und Verfolgung sind ihr deswegen aus der eigener Familiengeschichte nicht unbekannt. Doch lässt sie ihre Betroffenheit nicht Oberhand gewinnen. Auch wenn sie einen sehr persönlichen Stil wählt und die Leser an ihrem Erkenntnisprozess teilhaben lässt.
„Ich denke daran, was Eva mir von ihrer Arbeit erzählt hat. Sie ist immer wieder zu Massengräbern gerufen worden, weil die Menschen wollten, dass sie davon erzählt. An einem solchen Ort, sagt sie, saßen die Frauen am Rande des Feldes, in dem die Toten lagen, und warteten. Ganz ruhig seien sie gewesen, sagt Eva, viel zu ruhig, wenn man bedenkt, dass da gerade ihre zu Tode gefolterten Kinder ausgegraben wur¬den. Keine habe geweint. Und eine habe ganz ruhig zu ihr gesagt, dass da gerade ihr Sohn gebracht werde. Eva sagt, dass sie die Ruhe der Frauen nicht begreifen konnte – aber vielleicht beruhigt es schon zu wissen, dass das Warten ein Ende hat.“
Eva ist eine der Frauen, deren Schicksal Susanne Scholl beschreibt, wie das von Rosa, Sara, Natascha oder Lisa. Einzelschicksale von Frauen im kriegsbedingten Ausnahmezustand. Sie gleichen sich und zeigen: Krieg ist Männersache, Überleben im Krieg, die Sache der Frauen.
Die Tschetscheninnen versuchen es schon jahrelang, geraten oft zwischen die Fronten. Ihre Söhne, Brüder und Männer sind häufig Opfer und Täter zugleich. Eva ist die Begleiterin der Autorin durch Tschetschenien, ihre persönliche Geschichte führt durch das Buch. Es sind die Alltagsgeschichten und die staunende Distanz der Autorin, die das Buch so lesenwert machen, oder wie Susanne Scholl selbst zugibt:
„Ich glaub ich würd‘ wahnsinnig werden, wenn ich so leben müsste. Wenn ich wüsste, dass meine Kinder früh in die Schule gehen und ich eigentlich nicht sicher sein kann, ob sie am Abend heil nach Haus kommen. So einen völlig normalen Alltag führen, oder man geht auf den Markt, den es jetzt wieder gibt, dann schaut man sich die Ohrringe an, die es dort zu kaufen gibt und diskutiert ob man die oder jene kauft, und so. Was mich immer irgendwie erstaunt, weil ich mir immer denke: Wenn man das mitgemacht hat, kann man sich doch nicht für… Aber man! Man kann sich für Ohrringe interessieren, auch nachdem man zwei Kriege überlebt hat. Das finde ich toll."“
Susanne Scholl beschreibt Alltagsgeschichten. Brautraub gehört dazu. Eine kaukasische Tradition, gegen die sich auch die modernen Tschetschenien Eva nicht hat wehren können. Und die sie ihrem älteren Nachbarn auslieferte, der Vielweiberei betreibt und säuft:
„"Als ich Eva kennen lernte, hatte sie bereits zwei Söhne von eben diesem Mann und kein gutes Leben mit ihm hinter sich. Ob sie das damals vorausgeahnt habe, frage ich sie in dem Kaffeehaus in Grosny, in dem wir nach der schlimmen Fahrt aus den Bergen zu Abend essen. Ja, sagt Eva, ganz einfach, ja, das habe sie. Aber sie habe den Nachbarn nicht der Schande aussetzen können, von ihr zurückgewiesen zu werden. Das tue man einfach nicht, noch dazu in einem kleinen Land, wo jeder jeden kenne. Und ich begreife, dass genau auf diesem einen Satz das ganze Prinzip des Brautraubes basiert.“
Neben den anrührenden Alltagsgeschichten, liefert Susanne Scholl eine profunde Analyse der politischen Entwicklung in der Nordkaukasusrepublik. Sie erläutert die sogenannte „Tschetschenisierung“ des Konfliktes durch Moskau. Die Inthronisierung des unberechenbaren, jungen Ramsan Kadyrow und seine unumschränkte Macht. Der kurze historische Abriss am Ende des Buches holt weiter aus und beginnt bei der ersten Begegnung der Russen mit dem Bergvolk – konkret: der Kosaken Iwans des Schrecklichen in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts im Sunscha-Tal bei der Siedlung Tschetschen-Aul.
Ein Treffen, dass diesem Volk den russischen Namen „Tschetschenen“ gab.
Der Abriss endet mit dem 2. März 2007 – dem Tag an dem Ramsan Kadyrow vom tschetschenischen Parlament als Präsident der Republik bestätigt wird. Ein gelungener kurzer Überblick, der nachschlagenswert ist. Susanne Scholl wagt keine endgültige Einschätzung der Lage in Tschetschenien und der Perspektiven des geschunden Landes:
„Ich weiß es nicht, ich glaub‘, dass sich momentan die Situation sich so darstellt, dass wir uns auf eine lange Zeit einer furchtbaren Stagnation einstellen müssen. Moskau hat einen Clan an die Macht gebracht, der keine Skrupel kennt und der auch keine Ahnung hat, was es heißt, ein Land zu regieren. Nun weiß ich, was es heißt, zu schießen, sich selber alles zu nehmen was man will, nur die Gesetzte einzuhalten, die man selber für richtig erachtet bzw. selbst erfindet. So, mit Feuer und Schwert, und mit Angst herrscht in Tschetschenien, dass eine gewisse Ruhe ist. Aber das heißt nicht, dass die nächste Generation der Gefolterten, Ermoderten und Unterdrückten, die keine Zukunft haben, die keine Arbeit haben, dass die nicht wieder in die Berge gehen und schießen.“
„Die Reise ist noch nicht zu Ende“ betitelt Susanne Scholl ihr letztes Kapitel. Zurück in Moskau sitzt sie mit Eva an ihrem Küchentisch. Als sie mit ihrem Filmteam Tschetschenien verlassen wollte, hielten russische Geheimdienstmitarbeiter sie fest. Sie sollte ihr Filmmaterial ausliefern. Auch Eva geriet in Gefahr. Es ging glimpflich aus. Der Österreicherin Susanne Scholl half ihre Botschaft, Eva half sich selbst.
„Ich hab die Verhaftung erst im Nachhinein, als ich in Moskau Anna Politkowskajas Tschetschenienbuch gelesen hab‘ und gelesen hab‘, was ihr passiert ist, wie sie verhaftet wurde, erst da ist mir bewusst geworden, was uns alles hätte passieren können. Ich habe nie das Gefühl gehabt in Gefahr zu sein. Ich glaube es ist extrem gefährlich, nach wie vor. Und das ist auch irgendwie die Geschichte, die mich immer wieder umtreibt, ist die Tatsache, dass die Frauen sich damit eingerichtet haben, mit diesem gefährdet sein, und damit leben.“
Die Journalistin Susanne Scholl ist derzeit in Tschetschenien unerwünscht. Ausländische Journalisten dürfen die Nordkaukasusrepublik nur mit Sondergenehmigung aus Moskau bereisen. Die hat Susanne Scholl seit ihrer Recherchereise vor einem Jahr nicht mehr bekommen.
Susanne Scholl: Töchter des Krieges. Überleben in Tschetschenien, Molden Verlag, Wien, 240 Seiten 19, 90 Euro.