Allein in Athen protestierten rund 40.000 Menschen, in Thessaloniki waren es etwa 14.000. In der Hauptstadt setzte die Polizei laut Augenzeugen Tränengas ein, nachdem einige wütende Griechen mit Steinen und Brandsätzen nach ihr geworfen hatten.
In der Hafenstadt Thessaloniki versuchten aufgebrachte Landwirte unter anderem, das Ministerium für die nordgriechische Provinz Makedonien und Thrakien zu stürmen.
Öffentliches Leben stand still
Zu den Demonstrationen und einem 24-stündigen Generalstreik hatten Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände gemeinsam aufgerufen. Fast alle Berufsgruppen beteiligten sich an dem Ausstand. Auch Anwälte, Lkw-Fahrer und Bauern legten die Arbeit nieder.
Viele Geschäfte blieben geschlossen, Inlandsflüge und Fähren wurden gestrichen, berichtete ARD-Korrespondent Wolfgang Landmesser. Der größte Teil des Nahverkehrs kam zum Erliegen. Schulen, Gerichte und Apotheken blieben geschlossen, staatlich betriebene Krankenhäuser arbeiteten nur mit Notbesetzung. Bauern blockieren mit ihren Traktoren bereits seit zwei Wochen wichtige Autobahnen für Lastwagen. An der nördlichen Landesgrenze stauten sich Lkw, die auf dem Weg nach Bulgarien und in die Türkei waren.
Größter Protest gegen Tsipras
Der Generalstreik ist der größte Protest, mit dem die Koalitionsregierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras seit dessen Amtsantritt vor rund einem Jahr konfrontiert wurde. Seine linksradikale Syriza-Partei hatte als Oppositionspartei eine Rentenreform noch vehement abgelehnt. Sie ist aber Bedingung dafür, dass das Land weitere Hilfsmilliarden von den internationalen Gläubigern erhält.
Die verlangen, dass Athen die staatlichen Rentenausgaben um 1,8 Milliarden Euro reduzieren muss. Die Pläne sehen unter anderem Kürzungen von neuen Renten um durchschnittlich 15 Prozent und erhebliche Einbußen bei Landwirten und Freischaffenden vor.
Regierung hat nur knappe Mehrheit
Kritiker betonen, die Reformen würden dazu führen, dass viele Menschen zwei Drittel ihres Einkommens für Beiträge und Steuern hergeben müssten. Seit Beginn der Hilfen 2010 wurden die Renten bereits elf Mal gesenkt. Tsipras warnte, ohne Reformen könnten bald keine Renten mehr ausgezahlt werden. Nach Angaben des Arbeitsministeriums gibt Griechenland 17,5 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Renten aus, in den anderen europäischen Ländern liege der Anteil bei durchschnittlich 11,5 Prozent.
Die Reform soll noch in diesem Monat ins Parlament eingebracht werden. Die Regierung hat aber nur eine Mehrheit von drei Stimmen, um die Rentenreform zu beschließen. Abweichler könnten das Land also in eine neue politische Krise stürzen.
(hba/fwa)