Dr. Mohammed Abseno weiß gut, wie sich Tuberkulose anfühlt. Er hatte die Krankheit bereits zweimal:
"Ich verlor Gewicht, hatte Schweißausbrüche in der Nacht, hatte keinen Appetit mehr, egal welches Essen man mir brachte."
Berufsrisiko für einen Arzt, der Tuberkulosepatienten behandelt. Seit zwölf Jahren arbeitet Dr. Abseno am St.-Peter's-Krankenhaus, eine Klinik in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, die auf Tuberkulose spezialisiert ist. Als Dr. Abseno dann auch noch Blut hustete, ging er schließlich zum Arzt. Doch bis zur richtigen Diagnose dauerte es noch mehrere Wochen. Langwierige Tests: eines von vielen Problemen bei der Behandlung von Tuberkulose. Wenigstens schlugen bei ihm die Medikamente für die Erstbehandlung gleich an. Patienten, die hier Resistenz aufweisen, haben bei der dann notwendigen zweiten Medikamentensorte oft mit starken Nebenwirkungen zu kämpfen. Nierenleiden, Leberbeschwerden, Hautjucken, Durchfall, Übelkeit. Und auch Halluzinationen gehören dazu, sagt Dr. Abseno:
"Sie sind nicht mehr in der Realität, sie wissen nicht mehr, was sie tun. Sie sind nervös und psychotisch. Manche unserer Patienten versuchen, Selbstmord zu begehen."
All das müsste nicht sein, wenn es bessere Tests und Präparate gäbe. Doch die neuesten Wirkstoffe gegen Tuberkulose sind schon 40 Jahre alt. Einer der Hauptgründe für diesen Missstand ist, dass die Entwicklung neuer Präparate für Pharmakonzerne finanziell uninteressant ist, sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland:
"Die Leute, die an diesen Krankheiten leiden, die haben nicht die Kaufkraft, wie sie man jetzt zum Beispiel in Europa oder in den USA vorfindet. Das heißt, man kann dort, selbst wenn man Medikamente entwickelt, die nicht zu sehr, sehr hohen Preisen verkaufen, weil die Menschen sie sich einfach nicht leisten können, und deswegen wird von vornherein in diesen Bereichen kaum Forschungsgeld investiert und genau das sollte ja diese Konvention ändern."
Vor zwei Wochen beriet in Genf die Weltgesundheitsorganisation über eine Forschungskonvention. Sie hätte die Mitgliedsländer dazu verpflichtet, erhebliche finanzielle Beiträge für die Entwicklung neuer Medikamente zu leisten, die in Entwicklungsländern stark nachgefragt sind. Doch die wichtigsten Geldgeber wie die USA und Staaten der EU blockierten den Vertrag. Kritiker sprechen von erfolgreicher Lobbyarbeit internationaler Pharmakonzerne. Die Konzerne wollten ihr Entwicklungsmonopol sichern, das sie durch das Patentrecht genießen und ihnen hohe Gewinnspannen garantiert - jener Punkt, der die Entwicklung günstiger, besserer Präparate bislang verhindert. Um dieses Problem endlich aufzubrechen, empfiehlt eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation unter anderem die Ausschreibung von Forschungsprojekten, ohne dass die Entwickler jedoch hinterher ein Monopol auf die Medikamente besitzen. Wie das funktioniert, erklärt Philipp Frisch von Ärzte ohne Grenzen am Beispiel der Entwicklung eines besseren Diagnoseverfahrens für Tuberkulose:
"Und wer als Erstes diese Art von Test entwickelt, der kriegt von uns diesen und jenen Geldpreis unter der Bedingung, dass dann der Test von allen anderen Pharmaunternehmen oder Generikaherstellern oder was auch immer auch produziert werden kann, um von vornherein sicherzustellen, dass die Preise durch die Konkurrenzsituation sinken."
In Genf wurde zumindest der Fortgang der Verhandlungen gesichert. Allerdings laufen diese nun auch schon zehn Jahre.
Am St.-Peter's-Krankenhaus in Addis Abeba wird man so voraussichtlich noch lange mit den veralteten Medikamenten weiterarbeiten müssen, die zudem teuer sind. Die rund 18-monatige Behandlung von Tuberkulose-Resistenz kostet pro Patient rund 4000 Euro - Kosten, die zwar der Staat Äthiopien trägt, jedoch für das Entwicklungsland eine große Belastung sind. Allein 2009 gab es laut Weltgesundheitsorganisation in Äthiopien rund 310.000 neue Tuberkulosefälle. Das St.-Peter's-Krankenhaus hat nur 250 Betten und ist die einzige Spezialklinik im ganzen Land.
"Ich verlor Gewicht, hatte Schweißausbrüche in der Nacht, hatte keinen Appetit mehr, egal welches Essen man mir brachte."
Berufsrisiko für einen Arzt, der Tuberkulosepatienten behandelt. Seit zwölf Jahren arbeitet Dr. Abseno am St.-Peter's-Krankenhaus, eine Klinik in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, die auf Tuberkulose spezialisiert ist. Als Dr. Abseno dann auch noch Blut hustete, ging er schließlich zum Arzt. Doch bis zur richtigen Diagnose dauerte es noch mehrere Wochen. Langwierige Tests: eines von vielen Problemen bei der Behandlung von Tuberkulose. Wenigstens schlugen bei ihm die Medikamente für die Erstbehandlung gleich an. Patienten, die hier Resistenz aufweisen, haben bei der dann notwendigen zweiten Medikamentensorte oft mit starken Nebenwirkungen zu kämpfen. Nierenleiden, Leberbeschwerden, Hautjucken, Durchfall, Übelkeit. Und auch Halluzinationen gehören dazu, sagt Dr. Abseno:
"Sie sind nicht mehr in der Realität, sie wissen nicht mehr, was sie tun. Sie sind nervös und psychotisch. Manche unserer Patienten versuchen, Selbstmord zu begehen."
All das müsste nicht sein, wenn es bessere Tests und Präparate gäbe. Doch die neuesten Wirkstoffe gegen Tuberkulose sind schon 40 Jahre alt. Einer der Hauptgründe für diesen Missstand ist, dass die Entwicklung neuer Präparate für Pharmakonzerne finanziell uninteressant ist, sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland:
"Die Leute, die an diesen Krankheiten leiden, die haben nicht die Kaufkraft, wie sie man jetzt zum Beispiel in Europa oder in den USA vorfindet. Das heißt, man kann dort, selbst wenn man Medikamente entwickelt, die nicht zu sehr, sehr hohen Preisen verkaufen, weil die Menschen sie sich einfach nicht leisten können, und deswegen wird von vornherein in diesen Bereichen kaum Forschungsgeld investiert und genau das sollte ja diese Konvention ändern."
Vor zwei Wochen beriet in Genf die Weltgesundheitsorganisation über eine Forschungskonvention. Sie hätte die Mitgliedsländer dazu verpflichtet, erhebliche finanzielle Beiträge für die Entwicklung neuer Medikamente zu leisten, die in Entwicklungsländern stark nachgefragt sind. Doch die wichtigsten Geldgeber wie die USA und Staaten der EU blockierten den Vertrag. Kritiker sprechen von erfolgreicher Lobbyarbeit internationaler Pharmakonzerne. Die Konzerne wollten ihr Entwicklungsmonopol sichern, das sie durch das Patentrecht genießen und ihnen hohe Gewinnspannen garantiert - jener Punkt, der die Entwicklung günstiger, besserer Präparate bislang verhindert. Um dieses Problem endlich aufzubrechen, empfiehlt eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation unter anderem die Ausschreibung von Forschungsprojekten, ohne dass die Entwickler jedoch hinterher ein Monopol auf die Medikamente besitzen. Wie das funktioniert, erklärt Philipp Frisch von Ärzte ohne Grenzen am Beispiel der Entwicklung eines besseren Diagnoseverfahrens für Tuberkulose:
"Und wer als Erstes diese Art von Test entwickelt, der kriegt von uns diesen und jenen Geldpreis unter der Bedingung, dass dann der Test von allen anderen Pharmaunternehmen oder Generikaherstellern oder was auch immer auch produziert werden kann, um von vornherein sicherzustellen, dass die Preise durch die Konkurrenzsituation sinken."
In Genf wurde zumindest der Fortgang der Verhandlungen gesichert. Allerdings laufen diese nun auch schon zehn Jahre.
Am St.-Peter's-Krankenhaus in Addis Abeba wird man so voraussichtlich noch lange mit den veralteten Medikamenten weiterarbeiten müssen, die zudem teuer sind. Die rund 18-monatige Behandlung von Tuberkulose-Resistenz kostet pro Patient rund 4000 Euro - Kosten, die zwar der Staat Äthiopien trägt, jedoch für das Entwicklungsland eine große Belastung sind. Allein 2009 gab es laut Weltgesundheitsorganisation in Äthiopien rund 310.000 neue Tuberkulosefälle. Das St.-Peter's-Krankenhaus hat nur 250 Betten und ist die einzige Spezialklinik im ganzen Land.