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Türen auf für Interessierte

Über 1000 Studierende aus West- und Norddeutschland haben sich bei der Hamburg Company Tour beworben. Ein Viertel von ihnen erhält die Möglichkeit, zehn Unternehmen wie Unilever, Otto und Philips näher kennenzulernen. Die Unternehmen nutzen die Möglichkeit, potenzielle Mitarbeiter für sich zu werben.

Von Verena Herb |
    "Verkaufspreise für die Duschen, empfohlene Verkaufspreise für die Duschen sind 1,99 und für die Deos 2,99. Was wollen wir mit den Produkten machen? Die sollen eigentlich für die Marke Dove eine neue, jüngere Käuferschaft ansprechen."
    Tobias Meier kennt das Produkt – schließlich gehört es zu seinem Job, es zu verkaufen. Der junge Mann mit den blonden Haaren und der Brille ist Manager bei Unilever – ein Unternehmen, das unter anderem Körperpflegeprodukte herstellt. Diesmal führt er jedoch kein Verkaufsgespräch mit einem potentiellen Kunden – sondern vor ihm sitzen 18 Studierende, Frauen und Männer, akkurat gekleidet in schwarzem Kostüm oder Anzug und Krawatte. Sie nehmen teil an der Hamburg Company Tour. Was das ist, erklärt Jonina Jonsson.

    "Bei der Hamburg Company Tour haben Studenten der Wirtschaftswissenschaften und Ingenieurswissenschaften die Möglichkeit, zehn Unternehmen, wirklich attraktive Unternehmen aus dem Hamburger Raum, einmal kennenzulernen - an einem Tag."

    Aufgeteilt in elf Gruppen haben sich insgesamt 220 Studierenden am Morgen auf den Weg gemacht, erklärt Jonina Jonsson, die als Projektleiterin der studentischen Unternehmensberatung Hanseatic Consulting die Organisation übernommen hat:

    "Wir haben verschiedene Routen. Es gibt fünf Routen für Wirtschaftswissenschaftler und sechs Routen für Ingenieure. Da können sie drei Unternehmen besuchen an einem Tag. Da gibt es Workshops, Werksführungen, Case-Studies."

    Initiiert wurde das von zehn Großunternehmen in Hamburg und findet nun zum dritten Mal statt. Julia Marie Kotzorek studiert im 3. Semester BWL an der Uni Kiel. Sie befährt die "Route 2" an diesem Tag – mit der ersten Station Unilever in der Hamburger Hafencity:

    "Bewusst habe ich diese Stationen auch gewählt, um Unilever, Otto und Philipps kennenzulernen, und gerade auf dem Fokus Marketing."

    Ähnlich geht es Katharina Baudrexl. Sie ist 25, studiert Internationales Management in Dortmund. Sie hat sich für die Hamburg Company Tour beworben …

    " … weil ich mein Studium diesen Sommer abschließe, und ich ein bisschen auf der Suche bin, welche Einstiegsmöglichkeiten man wo hat, in welchen Branchen, was so die Anforderungen sind. Wenn man das mit so einer Veranstaltung verknüpfen kann und so einen praktischen Workshop mit rausnehmen kann, dann doch irgendwie noch mal dazulernt, dann reizt das natürlich, das so mitzunehmen."

    Über 1000 Studierende aus West- und Norddeutschland haben sich bei der Hamburg Company Tour beworben – nur rund ein Viertel kann teilnehmen. Die zehn Unternehmen, neben Unilever, Otto und Philips sind das zum Beispiel auch Airbus, British American Tobacco oder Lufthansa nutzen die Möglichkeit, potentielle Mitarbeiter für ihr Unternehmen zu werben – macht Melanie Them deutlich. Sie ist bei Unilever für das sogenannte Leadership Development, sprich für die Auswahl und Ausbildung zukünftiger Manager zuständig.

    "Uns Unternehmen ist es wichtig, den Studenten und Absolventen in noch einer anderen Art und Weise einen Einblick ins Unternehmen zu geben, was in einer Messe nur sehr begrenzt möglich ist."

    Dazu gehört nicht nur die Vorstellung des Unternehmens, sondern die Studenten müssen auch arbeiten. Tobias Meier, der vor knapp einem halben Jahr mit seiner Trainee-Ausbildung fertig geworden ist, stellt eine Fallstudie vor:

    "Um Probleme aufzuzeigen, die wir eigentlich in der täglichen Arbeit haben. Wie wir mit Kunden zusammenarbeiten, wie wir unsere Produkte tatsächlich ins Regal bringen, so dass die Konsumenten die auch finden können."

    In kleinen Gruppen sollen die Studierenden verhandeln: Das Ziel der Verkäufer: Die neue Produktlinie soll in die Regale. Das Ziel der Händler: Möglichst einen guten Preis aushandeln.

    Zwei Stunden bleiben die Hamburg Company Teilnehmer bei ihrer ersten Station. Dann geht´s weiter: Zwei andere Unternehmen stehen noch auf dem Programm. Katharina Baudrexl aus Dortmund erwartet

    "Dass es auch ähnlich sein wird, dass man sich wieder gut über die Einstiegsmöglichkeiten informieren kann, so ein bisschen über die Unternehmenskultur, wie arbeitet Philips oder Otto so, und dann natürlich noch einmal eine Anwendung in Form von nem Workshop."

    Nach der ersten Station ist sie zufrieden. So auch die Personalerin Melanie Them. Sie habe den ein oder anderen Kandidaten identifiziert. Und der oder die kann sich bald auf ein Anschreiben von Unilever freuen.