Archiv

Türkei
20.000 Putschverdächtige in Haft

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hat eine Zwischenbilanz der sogenannten "Säuberungen" gezogen. Ihm zufolge wurden seit dem Putschversuch etwa 40.000 Verdächtige festgenommen, gegen die Hälfte von ihnen wurde Haftbefehl erlassen. Sie sollen mit der Gülen-Bewegung in Verbindung stehen, die die türkische Regierung für verantwortlich für den Putschversuch hält.

Von Thomas Bormann |
    Binali Yildirim spricht gestikulierend in Mikrofone
    Der türkische Ministerpräsident und AKP-Chef Binali Yildirim bei einem Parteitreffen am Dienstag in Ankara. (AFP / Adem Altan)
    Mehr als 20.000 Putschverdächtige sitzen in Untersuchungshaft, weitere 5.000 Verdächtige sind noch in Polizeigewahrsam. Diese Zahlen nannte Ministerpräsident Yildirim gestern Abend in einem Interview mit dem türkischen Fernsehen. Insgesamt seien seit dem Putschversuch vom 15. Juli mehr als 40.000 Personen festgenommen worden, etwa gegen die Hälfte von ihnen wurde Haftbefehl erlassen. Sie warten nun auf ihre Prozesse. Unter den Verhafteten seien Soldaten, Polizisten, Richter, Ministerialbeamte und auch Zivilisten, so Yildirim.
    Insgesamt hätten fast 80.000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in der Türkei ihre Posten räumen müssen. Sie wurden entweder entlassen oder aber vom Dienst suspendiert, weil sie in Verdacht stehen, mit der Gülen-Bewegung in Verbindung zu stehen. Unter demselben Verdacht seien mehr als 4.000 Firmen geschlossen worden.
    Die türkische Regierung beschuldigt den Prediger Fetullah Gülen, Drahtzieher des Putschversuchs gewesen zu sein. Yildirim kündigte an, dass die türkischen Behörden auch weiterhin gegen die - wie es heißt - Gülen-Terrororganisation vorgehen werden. Bei verschiedenen Razzien in Istanbul und anderen Provinzen sollen heute weitere Verdächtige festgenommen werden.