Zwei Explosionen in der Nähe des Hauptbahnhofes haben die türkische Hauptstadt Ankara erschüttert. Nachrichtenagenturen schreiben unter Berufung auf das türkische Innenministerium von 86 Toten und über 190 Verletzten. Die türkische Regierung sprach in einer ersten Reaktion von einem terroristischen Anschlag. Ministerpräsident Ahmed Davutoglu berief eine Sitzung mit Sicherheitsexperten ein.
Nachrichtenagentur berichtet von Selbstmordanschlag
Die Explosionen ereigneten sich im Abstand von wenigen Minuten, die erste um etwa 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ). Fernsehbilder zeigten zahlreiche Verletzte, die auf den Straßen lagen. Es gebe erste, unbestätigte Berichte, dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt haben könnte, so die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Für Samstagmittag hatten Friedensaktivisten und linke Gruppierungen zu einer Demonstration in Ankara aufgerufen. Möglicherweise war diese Demonstration Ziel der Explosionen. Der Ko-Vorsitzende der prokurdischen Partei HDP, Selahattin Demirtas, sprach von einem "barbarischen Angriff". Demirtas sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA, es habe sich um ein "großes Massaker" gehandelt. Demirtas teilte auf Twitter mit: "Diejenigen, die Frieden wollen, werden ermordet." Die HDP und andere regierungskritische Gruppen hatten zur Teilnahme an der Demonstration aufgerufen.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat eine Aufklärung des Anschlags versprochen: "Unsere Regierung arbeitet mit all ihren Einheiten daran, diesen Vorfall aufzuklären", hieß es in einer Mitteilung des Präsidenten. "Ich glaube daran, dass die Täter in kürzester Zeit festgesetzt und der Justiz übergeben werden." Weiter hieß es: "Ich verurteile diesen abscheulichen Angriff zutiefst, dessen Ziel die Einheit, Solidarität und der Frieden unseres Landes gewesen ist."
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach ihr "tief empfundenes Mitgefühl" aus. "Wenn sich die Hinweise auf terroristische Anschläge bestätigen, dann handelt es sich um besonders feige Akte, die unmittelbar gegen Bürgerrechte, Demokratie und Frieden gerichtet sind", hieß es am Samstag in einem Schreiben Merkels an den türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu. Den Angriff auf die Kundgebung bezeichnete sie als "einen gezielten Anschlag auf den Zusammenhalt der Gesellschaft".
(tzi/sima/nza)