Am Maifeiertag sind rund 21.000 Polizisten in Istanbul im Einsatz gewesen, mehr als 200 Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen. Auch ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur wurde kurzzeitig festgehalten, kam aber nach wenigen Minuten wieder frei. Sicherheitskräfte drängten im Stadtteil Besiktas Protestierende mit Wasserwerfern und Tränengas zurück. Diese wiederum warfen Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten.
Die Organisatoren der Maikundgebung hatten im Vorfeld der Veranstaltung erfolglos darüber verhandelt, zum Taksim-Platz marschieren zu dürfen. Seit den Gezi-Protesten im Sommer 2013 hat die Polizei dort keine regierungskritischen Demonstrationen mehr zugelassen. Heute war der Platz weiträumig abgeriegelt. Einer Gruppe türkischer Kommunisten war es dennoch heute morgen gelungen, zum Taksim-Platz vorzudringen. Sie wurden aber umgehend von der Polizei abgeführt.
Seit Anfang April gilt in der Türkei ein neues Sicherheitsgesetz, das der Polizei erlaubt, auf Steinewerfer scharf zu schießen. Außerdem gilt bei Demonstrationen ein totales Vermummungsverbot.
Bedeutender Platz für Gewerkschaften
Für die Gewerkschaften ist der freie Zugang zu dem Platz eine Frage des Prinzips, um der Opfer vom 1. Mai 1977 zu gedenken. Damals eröffneten Unbekannte das Feuer auf dem Platz, es entstand eine Massenpanik, bei der 34 Menschen starben. Im vergangenen Jahr gab es am 1. Mai offiziellen Angaben zufolge 90 Verletzte und 142 Festnahmen bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
(vic/tk)