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Türkei
Staatstrauer nach Anschlag in Ankara

Nach dem Terroranschlag in Ankara wird in der Türkei der Opfer gedacht. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Die Behörden fahnden nach den Verantwortlichen.

    Antiregierungsproteste in Istanbul nach dem Anschlag in Ankara.
    Nach dem Anschlag in Ankara gingen in Istanbul tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Regierung zu demonstrieren. (picture alliance / dpa / Tolga Bozoglu)
    Die zwei Bomben waren gestern im Abstand von wenigen Sekunden in der Nähe des Hauptbahnhofs in der türkischen Hauptstadt Ankara explodiert. Dort hatten sich zu dem Zeitpunkt zahlreiche Aktivisten versammelt, um an einer Friedensdemonstration teilzunehmen. Nach Angaben der Regierung wurden mindestens 95 Menschen getötet und 248 verletzt. Viele befänden sich noch in einem kritischen Zustand.
    Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Attentate und rief das Land zur Einheit auf. "Die größte und bedeutsamste Antwort auf diesen Angriff ist die Solidarität und die Entschlossenheit, die wir ihm gegenüber zeigen werden", sagte er. Er versprach eine vollständige Aufklärung. Die Ermittlungsbehörden seien auf der Suche nach den Verantwortlichen.
    Ermittler vermuten Täter unter Anhängern des IS
    Zu der Tat hat sich bisher niemand bekannt. Nach Medienberichten konzentrieren sich die Ermittlungen inzwischen auf eine mutmaßliche Täterschaft von Anhängern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte zuvor erklärt, es deute einiges darauf hin, dass Selbstmordattentäter aus den Reihen des IS oder aber der kurdischen Rebellenorganisation PKK für die beiden Explosionen verantwortlich seien.
    Unter den Demonstrationsteilnehmern waren allerdings auch viele Kurden, und die pro-kurdische Partei HDP war Mitinitiator. Deren Funktionäre gaben der türkischen Regierung eine Mitschuld an dem Anschlag.
    Die geplante Kundgebung sollte sich gegen die Gewalteskalation zwischen türkischen Sicherheitskräften und kurdischen Rebellen richten und zu mehr Frieden im Vorfeld der Parlamentswahl am 1. November aufrufen.
    Trauer und Proteste
    Nach den Anschlägen demonstrierten dann in Istanbul gestern Abend rund 2.000 Menschen gegen die Regierung. In Sprechchören wurde die PKK zu Vergeltungsaktionen aufgefordert. Die verbotene Kurdische Arbeiterpartei hatte gestern allerdings verkündet, bis zur Wahl auf Angriffe verzichten zu wollen.
    Heute versammelten sich in Ankara rund tausend Menschen, um der Opfer zu gedenken. Die HDP-Vorsitzenden Demirtas und Yüksekdag wurden von Polizisten daran gehindert, Trauerkränze am Anschlagsort niederzulegen. Zunächst müssten die Ermittler den Tatort noch weiter untersuchen, hieß es.
    Anschlag löst international Entsetzen aus
    Politiker aus aller Welt sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, die Täter müssten schnell ergriffen und zur Rechenschaft gezogen werden. Der Präsident der Vollversammlung der Vereinten Nationen, Mogens Lykketoft, nannte den Anschlag eine "feige und sinnlose Tat". Sie werde aber "Menschen und Länder nicht davon abhalten, sich für eine friedlichere, harmonische und nachhaltige Welt einzusetzen", erklärte er.
    Bundespräsident Joachim Gauck sprach von einem "Anschlag auf die Menschlichkeit, die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt". Ähnlich äußerte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. US-Präsident Barack Obama sagte der Türkei in einem Telefonat mit Erdogan weitere Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus und andere Sicherheitsgefahren zu.
    (kis/jan)