"Als Partei habe ich die Splitterpartei der MHP genommen, die IYI-Parti, ich hoffe das wird unserem Land was Gutes tun und eine Veränderung bringen."
"Ich habe gewählt meinen Bruder, Recep Tayyip Erdogan" –
"Momentan, die türkische Präsident, wir wollen das weg machen, wir sagen "das reicht"!"
Die Ausgangstür des Generalkonsulats in Hürth bei Köln. Alle paar Sekunden öffnet sich das Metalltor an der Hauptstraße und Wähler, die ihre Stimme abgegeben haben, kommen heraus. Schnell und reibungslos hätten sie ihr Kreuz gemacht, die Stimmung im Wahllokal sei entspannt, berichten sie. Gespannt sind sie aber, was nun bei der Wahl herauskommt.
Die Ausgangstür des Generalkonsulats in Hürth bei Köln. Alle paar Sekunden öffnet sich das Metalltor an der Hauptstraße und Wähler, die ihre Stimme abgegeben haben, kommen heraus. Schnell und reibungslos hätten sie ihr Kreuz gemacht, die Stimmung im Wahllokal sei entspannt, berichten sie. Gespannt sind sie aber, was nun bei der Wahl herauskommt.
Der 39-jährige Familienvater Can Taner hofft auf einen Machtwechsel: "Da ich eine Türkei möchte, die nicht Richtung Arabien geht. Wir Türken haben den Islam ja eh erst im 11. Jahrhundert angenommen. Das wissen ja auch viele nicht. Das türkische Volk ist ja was ganz anderes, wie die arabische Rasse und ich bin einfach nicht dafür, dass wir Türken in Richtung Arabien gehen. Dass wir Türken Türken bleiben und wieder – eher zum Westen orientiert - zurück zu unserem Ursprung kehren."
Erwartet wird ein Votum pro Erdogan
Wie schon beim Verfassungsreferendum im April letzten Jahres könnten auch dieses Mal die Stimmen der Deutschtürken ausschlaggebend sein. In dem Fall, so glaubt Salih Akyol, wird wohl die Regierungspartei AKP und Präsident Recep Tayyip Erdogan wieder als Sieger hervorgehen.
Denn, so schätzt der 68-jährige Rentner, wird die Wahlbeteiligung sehr hoch sein. Viele in Deutschland lebende Türken sind treue Gefolgsleute des amtierenden türkischen Präsidenten.
"Ich hab so Gefühl, 80 Prozent haben sie Erdogan gewählt. Mindestens 50 Leute habe ich gesprochen, ich hab gefragt, wen haben sie gewählt, haben sie so ganz freundliche gesagt, wir haben AKP. "
Auch er hat seine Stimme der aktuellen Regierung gegeben, weil die in den vergangenen Jahren sehr viel in der Türkei erreicht habe. So sieht das auch die 45-jährige Nilüfer. Sie trägt kein Kopftuch, stattdessen ein Tattoo auf dem Schulterblatt - ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und findet, dass das Leben in der Türkei sich seit 16 Jahren Erdogan gebessert hat:
Auch er hat seine Stimme der aktuellen Regierung gegeben, weil die in den vergangenen Jahren sehr viel in der Türkei erreicht habe. So sieht das auch die 45-jährige Nilüfer. Sie trägt kein Kopftuch, stattdessen ein Tattoo auf dem Schulterblatt - ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und findet, dass das Leben in der Türkei sich seit 16 Jahren Erdogan gebessert hat:
"Wenn ich in der Türkei leben würde, als arme Türkin im tiefsten Landesinneren und jedes Mal ein Kind von mir wegsterben müsste, weil ich nicht versichert bin, weil mein Mann keinen Job hat, dann würde ich natürlich Erdogan wählen, weil der ist dafür da, der hat es in den letzten Jahrzehnten soweit gebracht, dass kein Kind mehr auf der Straße sterben muss, dass keine Frau mehr vergewaltigt wird.
Die Ehrenmorde sind weniger geworden, es gibt Frauenheime, es gibt Kinderheime, die Frauen werden geschützt vor gewalttätigen Ehemännern – das haben wir eigentlich Erdogan zu verdanken."
Bei der Äußerung schüttelt die 39-jährige Saniye, die das Gespräch mithört, allerdings den Kopf und fragt sich, von welcher Türkei Nilüfer gerade spricht:
Bei der Äußerung schüttelt die 39-jährige Saniye, die das Gespräch mithört, allerdings den Kopf und fragt sich, von welcher Türkei Nilüfer gerade spricht:
"Dann soll sie in der Türkei leben, wenn das so gut ist, in der Türkei. In der Türkei gibt es keine richtige Arbeitsplätze für die Jugendliche. Viele Studenten kommen aus dem Studium raus und haben keine Perspektive mehr. Wo soll überhaupt etwas stimmen. Das passt gar nicht zueinander."
Tatsächlich empfindet Saniye es eigentlich als Unding, dass Türken, die in Deutschland leben bei den Wahlen in der Türkei mitreden dürfen. Denn mit dem tagtäglichen Leben in der Türkei hätten sie eigentlich nichts am Hut.
"Ich darf über sie entscheiden, und das ist ungerecht, meine ich. Denn die Leute, die da leben, die sollen entscheiden, nicht wir! Ich lebe in Deutschland."
Tatsächlich empfindet Saniye es eigentlich als Unding, dass Türken, die in Deutschland leben bei den Wahlen in der Türkei mitreden dürfen. Denn mit dem tagtäglichen Leben in der Türkei hätten sie eigentlich nichts am Hut.
"Ich darf über sie entscheiden, und das ist ungerecht, meine ich. Denn die Leute, die da leben, die sollen entscheiden, nicht wir! Ich lebe in Deutschland."
Viele Deutschtürken fühlen sich als Patrioten
Saniye ist nur wählen gegangen, um aus Protest gegen die AKP zu stimmen, sagt sie. Sercan Sancaktar hingegen empfindet es als Pflicht eines jeden türkischen Bürgers, ganz gleich ob man in dem Land selbst lebt oder nicht, wählen zu gehen.
"Für mich ist es wichtig. Meine Familie lebt noch da, ich hab' sehr viel Verwandtschaft da und man möchte eigentlich, dass das Land, woher man stammt, auch politisch korrekt geführt wird."
Ganz gleich, ob viele Wähler aus Deutschland ihre Stimme der Regierungspartei und Präsident Erdogan geben oder wenige seinen Herausforderer. Alle haben eines gemeinsam: Sie fühlen sich als Patrioten. Sie wollen das Wohl der Türkei, wobei sich die wenigsten mit den Inhalten der einzelnen Parteien auseinandergesetzt haben.
"Für mich ist es wichtig. Meine Familie lebt noch da, ich hab' sehr viel Verwandtschaft da und man möchte eigentlich, dass das Land, woher man stammt, auch politisch korrekt geführt wird."
Ganz gleich, ob viele Wähler aus Deutschland ihre Stimme der Regierungspartei und Präsident Erdogan geben oder wenige seinen Herausforderer. Alle haben eines gemeinsam: Sie fühlen sich als Patrioten. Sie wollen das Wohl der Türkei, wobei sich die wenigsten mit den Inhalten der einzelnen Parteien auseinandergesetzt haben.
Oft werden nur die Parolen wiedergegeben, die im überwiegend gleichgeschalteten türkischen Fernsehen aufgeschnappt wurden. Der AKP-Wähler Ceyhan Güney glaubt zum Beispiel fest an Erdogan:
"Für die Türkei habe ich gewählt, weil sehr viele Außenkräfte, sehr viele Imperialisten die Türkei nicht auf dem Stand haben wollen, wie sich die Türkei jetzt befindet."
Und das sind Sätze, die der türkische Präsident bei fast jedem Auftritt von sich gibt. Etwas kritischer hingegen hat sich die 23-jährige Türkin Cagla mit den Wahlen auseinandergesetzt, sagt sie. Sie habe nicht nur türkisches Fernsehen Medienberichte verfolgt, sondern sich vor allem im Internet informiert, wo es noch eine größere Meinungsvielfalt gibt.
"Für die Türkei habe ich gewählt, weil sehr viele Außenkräfte, sehr viele Imperialisten die Türkei nicht auf dem Stand haben wollen, wie sich die Türkei jetzt befindet."
Und das sind Sätze, die der türkische Präsident bei fast jedem Auftritt von sich gibt. Etwas kritischer hingegen hat sich die 23-jährige Türkin Cagla mit den Wahlen auseinandergesetzt, sagt sie. Sie habe nicht nur türkisches Fernsehen Medienberichte verfolgt, sondern sich vor allem im Internet informiert, wo es noch eine größere Meinungsvielfalt gibt.
Und darüber hinaus sogar die einzelnen Parteiprogramme durchgelesen. Deshalb ist sie sich sicher: "Ich glaube, es muss vieles geändert werden, aber anfangen kann man mit einem neuen Präsidenten."