Wie der Gouverneur von Istanbul, Hüseyin Avni Mutlu, am Freitag mitteilte, starb der Mann an Verletzungen durch die Explosion eines Sprengsatzes. "Ein weiterer unserer Bürger, der schwer verletzt wurde, hat sein Leben verloren", sagte Mutlu am Freitagvormittag vor Journalisten. Er sei "von einer Bombe verletzt worden". Damit seien nun zwei Menschen gestorben. Mindestens acht weitere erlitten demnach Verletzungen.
Am Donnerstagabend war bereits ein 30-jähriger Mann gestorben. Er hatte - an den Protesten unbeteiligt - an einer Beerdigung in der Nähe einer Demonstration teilgenommen, als er von einer Kugel in den Kopf getroffen wurde. Er sei in ein Krankenhaus gebracht worden und dort am Abend gestorben, berichteten türkische Medien am Freitag. Nach dem ersten Todesfall hatte es in Istanbul bereits die Nacht durch Proteste und Zusammenstöße mit der Polizei gegeben.
Erdogans Reise steht
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hält trotz der Ereignisse an seinem umstrittenen Besuch am Samstag in Köln fest. Es gebe einige, die von der Reise abrieten, sagte Erdogan am Freitag in einer Rede vor Vertretern seiner Regierungspartei AKP in Ankara. "Entschuldigung, aber wir fahren. Ich habe dort drei Millionen Staatsbürger."
Mit Blick auf die Kritik an der Visite in Deutschland beklagte Erdogan eine "Anschwärzungskampagne" gegen seinen Köln-Besuch. Erdogan will am Samstag im Stadtteil Deutz in der Köln-Arena vor rund 15.000 Anhängern sprechen.
Kölns Oberbürgermeister kritisiert Auftritt
Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters von der SPD sprach sich gegen Erdogans Auftritt aus. "Er spaltet unsere Gesellschaft, er spaltet die türkische Gesellschaft mit seinem Auftritt zum jetzigen Zeitpunkt", sagte Roters im SWR-Radio. Die Polizei werde mit einem großen Aufgebot dafür Sorge tragen, dass die Proteste gegen Erdogans Auftritt in Köln friedlich blieben.
Aber angesichts von mehr als 30.000 angekündigten Gegendemonstranten werde das nicht einfach sein. "Wir sehen zunehmend Konflikte innerhalb der Türkei. Und ich habe die Befürchtung, dass diese Konflikte in unser Land und auch nach Köln übertragen werden", sagte Roters. Erdogan steht nicht nur wegen seiner Politik, sondern auch wegen seines Verhaltens nach dem Bergwerkunglück im westtürkischen Soma in der Kritik.
Festakt oder Wahlkampf?
Offiziell spricht der türkische Ministerpräsident bei einem Festakt zum Jubiläum der 2004 gegründeten Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD). Diese unterstützt Erdogans islamisch-konservative Regierungspartei AKP. Hinter Erdogans Rede wird jedoch schlichter Wahlkampf für die türkische Präsidentenwahl im August vermutet, weil die rund 1,5 Millionen türkischen Wähler in Deutschland zum ersten Mal in der Bundesrepublik ihre Stimme abgeben dürfen. Der 60 Jahre alte Ministerpräsident gilt als Favorit für die Wahl, auch wenn er seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt hat.
Offiziell spricht der türkische Ministerpräsident bei einem Festakt zum Jubiläum der 2004 gegründeten Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD). Diese unterstützt Erdogans islamisch-konservative Regierungspartei AKP. Hinter Erdogans Rede wird jedoch schlichter Wahlkampf für die türkische Präsidentenwahl im August vermutet, weil die rund 1,5 Millionen türkischen Wähler in Deutschland zum ersten Mal in der Bundesrepublik ihre Stimme abgeben dürfen. Der 60 Jahre alte Ministerpräsident gilt als Favorit für die Wahl, auch wenn er seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt hat.
(nch/tön)